Ifo: Energiepreise bleiben ohne russisches Gas auf Jahre hoch und die Bundesrepublik abhängig von anderen Energieimporten
München, 8. November 2022. Die hohen Gas- und Ölpreise erzeugen milliardenschwere Einkommensverluste in Deutschland – und dies wird sich wohl auf Jahre so fortsetzen. Das hat das Wirtschaftsforschungs-Institut „Ifo“ aus München prognostiziert. Demnach werden die Energiekosten durch die Abkehr von russischen Erdgas wohl dauerhaft hoch bleiben und Deutschland auf absehbare Zeit von Energie-Importen abhängig bleiben.
Deutsche Einkaufstour füllt Taschen von US-Konzernen und saudischen Scheichs
Was Deutschland zusätzlich durch die Energiepreissteigerungen finanzieren muss, fließt größtenteils ins Ausland: Die Bundesrepublik hat sich beispielsweise zu hohen Preisen mit Erdgas und Erdöl auf den internationalen Märkten eingedeckt und sich Optionen für die Zukunft gesichert – zum Beispiel Fracking-Gas aus den USA und Erdöl aus Arabien. Diese Einkaufstour hat zu den zeitweise sehr hohen Marktpreisen beigetragen.
Drei Prozent Wirtschaftsleistung verloren
Rechnet man nun zusammen, was Deutschland an Energie-Mehrkosten 2021 und 2022 aufbringen musste und muss, beträgt der Realeinkommensverlust knapp 110 Milliarden Euro oder 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Jahres, hat Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser ausgerechnet. „Nur während der zweiten Ölpreiskrise in den Jahren von 1979 bis 1981 fiel er mit 4 Prozent der Wirtschaftsleistung noch höher aus. Die erste Ölpreiskrise 1973/74 beziffern wir auf minus 1,5 Prozent.“ Wettmachen konnte die alte Bundesrepublik diesen Niedergang erst 1986, als die Ölpreise stark sanken und gleichzeitig die D-Mark spürbar gegenüber dem US-Dollar aufwertete.
„Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben“, prophezeit Wollmershäuser. „Zum einen werden die Energiepreise mit dem Wegfall Russlands als Lieferant wohl dauerhaft hoch bleiben. Zum anderen wird sich an der Abhängigkeit Deutschlands von importierter Energie so schnell nichts ändern.“
Autor: hw
Quelle: Ifo München
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