News, Wirtschaft, zAufi

Online-Händler will weniger Luft durch die Gegend chauffieren

Kenneth Markert stellt während der virtuellen Konferenz "Fabrik der Zukunft" an der HTW Dresden die neue Verpackungstechnik vor. Bildschirmfoto: hw

Kenneth Markert stellt während der virtuellen Konferenz „Fabrik der Zukunft“ an der HTW Dresden die neue Verpackungstechnik vor. Bildschirmfoto: hw

Neue Anlagen schneiden passgenaue Kartons zurecht – sächsischer „Onlinediscount24“ senkt Verpackungsvolumen um 40 %

Dresden/Dippoldiswalde, 22. März 2022. Damit der schnell wachsende Online-Handel künftig nicht mehr so viel „leere Luft“ durch die Gegend transportiert und weniger Pappe verbraucht, setzt der sächsische Garten- und Haushaltswarenhändler „Onlinediscount24“ (Ondis24) aus Dippoldiswalde auf adaptive Verpackungsmaschinen. Die schneiden aus einer Rolle mit Endlos-Wellpappe für jedes bestellte Produkt das Versandpaket passgenau zu. Riesenpakete für Minibestellungen sollen damit der Vergangenheit angehören. Das Unternehmen will diese Technik in seinem neuen Logistikzentrum einsetzen und damit auch zeigen, wie „Logistik 4.0“-Lösungen einerseits Kosten sparen und andererseits die Umwelt ein Stück weit entlasten können.

Auch Kundenbeschwerden sind stark zurückgegangen

„Wir haben dadurch unser Verpackungsvolumen um 40 Prozent reduziert“, berichtete Ondis24-Chef Kenneth Markert während der virtuellen Konferenz „Fabrik der Zukunft“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden. Auch die Verpackungs- und Versandkosten seien stark gesunken. Nicht zuletzt sorge die passgenaue Verpackung dafür, dass sich weniger Kunden über Transportschäden beschweren: „Unsere Reklamationsquote ist um 80 Prozent gesunken.“

Verschnitt auf 7 % gesunken

Zwar entstehen auch bei der neuen Zuschnitt-Technik noch Pappabfälle. Auf etwa sieben Prozent bezifferte Markert die Verluste. Diesen Verschnitt sammele das Unternehmen in Ballen, die dann zurück in die Pappproduktion gehen. „Wir bekommen sogar Geld dafür.“

So etwa soll das neue Ondis24-Logistikzentrum aussehen. Hier ein Bildschirmfoto von Ondis24-Chef Kenneth Markert und Tagungsorganisator Prof. Dirk Reichelt während der virtuellen Konferenz "Fabrik der Zukunft" an der HTW Dresden. BSF: hw

So etwa soll das neue Ondis24-Logistikzentrum aussehen. Hier ein Bildschirmfoto von Ondis24-Chef Kenneth Markert und Tagungsorganisator Prof. Dirk Reichelt während der virtuellen Konferenz „Fabrik der Zukunft“ an der HTW Dresden. BSF: hw

Neues Logistikzentrum im Bau

Derzeit sei die in Schweden entwickelte Anlage noch im Piloteinsatz. Markert rechnet allerdings damit, dass die neue Verpackungstechnik ihr volles Potenzial zeigen wird, wenn sie großformatiger eingesetzt wird. Derzeit baue Ondis24 ein neues, rund 5000 Quadratmeter umfassendes Logistikzentrum in Dippoldiswalde. Wenn die Millioneninvestition abgeschlossen und das Zentrum ab Mai 2022 betriebsfertig sei, werde er dort die neuen Verpackungsmaschinen aus Schweden an einer größeren Linie für den Versand einsetzen. „Wir haben dort auch Platz für künftige Erweiterungen“, erklärte Markert auf Anfrage.

Weniger Transportschäden

Ursprünglich habe bei der Umrüstung vor allem der betriebswirtschaftliche Wunsch eine Rolle gespielt, die Versandkosten und Reklamationsraten zu senken. Ein beliebter Kunststoff-Blumenkübel sei zum Beispiel durch die früheren Verpackungslösungen oft kaputt angekommen. Das habe für Frust beim Kunden und Zusatzkosten für das Handelsunternehmen gesorgt. „Seit der Umstellung auf die neue Technik haben wir bei diesem Kübel null Reklamationen“, berichtet Markert. Denn die neue Anlage generiere nicht nur Kartons in genau der richtigen Größe, sondern könne auch zusätzliche Schutzlagen an besonders gefährdeten Ecken und Kanten einziehen.

Öko-Motive rückten nun stärker in den Vordergrund

Neben diesen eher betriebswirtschaftlichen Motiven sei inzwischen aber auch der Aspekt Nachhaltigkeit mehr und mehr in den Vordergrund gerückt, schätzt der Geschäftsführer ein. Denn viele Online-Kunden drängen in ihren Produktbewertungen zunehmend auch auf umweltfreundliche und ressourcensparende Verpackungen. Diese Öko-Gesichtspunkte seien unter anderem ein Grund gewesen, warum auch das neue Logistikzentrum mit Solaranlagen ausgerüstet werde.

Chef will eingespartes Personal für andere Prozesse einsetzen

Daneben sinke durch die neue Technik auch der Personalbedarf an den Verpackungsmaschinen, berichtete Kenneth Markert. „Wir entlassen unsere Mitarbeiter aber deshalb nicht, sondern setzen sie für andere Prozesse ein“, betonte er. Insgesamt beschäftigt der Onlinediscount24 in Summe 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa 1000 bis 1500 Pakete pro Tag verschicken. Spezialisiert ist das 2010 gegründete Online-Handelsunternehmen vor allem auf Gartenbedarf, Außenspielzeuge, Möbel und Boxen für den Haushalt und Werkstatt-Ausrüstungen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Konferenzvortrag Markert Ondis24

Zum Weiterlesen:

Chipwerker von heute ist ein Universalist

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt