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„XX“: Die feminine Seite des Horrors

Was tun, wenn sich der eigene Sohn als zutiefst diabolisch herausstellt? Szenenfoto aus „Her only living son“. Koch Film

Was tun, wenn sich der eigene Sohn als zutiefst diabolisch herausstellt? Szenenfoto aus „Her only living son“. Koch Film

Grusel-Kurzfilme von vier Regisseurinnen fürs Heimkino publiziert

Grausen muss nicht männlich sein: Mit „XX“ hat Koch Media eine faszinierende Heimkino-Kollektion vorgelegt, in der sich vier Regisseurinnen im Horror-Genre austoben. Und die setzen nicht nur auf subtile Gruselei, sondern gelegentlich auch auf Splatter-Effekte. Ein besonderes Schmankerl sind die surrealen Zwischensequenzen in Stop-Motion-Technik, in denen eine bizarre Puppen-Homunkulus-Geschichte erzählen.

Guck nicht in die Schachtel!

Den Auftakt der vier Horrorkurzfilme bestreitet „The Box“: Eine Familie sitzt in der U-Bahn neben einen seltsam entstellten Mann, der eine Schachtel auf dem Schoß hält. Einer wagt einen Blick in die vermeintliche Geschenk-Box. Ab diesem Moment verändert sich alles: Zuerst hört der Sohn auf zu essen, dann die Tochter, dann der Vater – und die Mutter muss zusehen, wie ihr die Familie entgleitet.

Verdorbene Geburtstagsparty und Jung-Satan persönlich

Eher skurril-komisch kommt die „Birthday Party“ daher, in der eine Frau am Geburtstag ihrer Tochter ihren Gatten tot im Sessel vorfindet. Statt den Suizid zu melden, setzt sie nun alles daran, die Party zu retten… Klassisch horrormäßig geht es dann in „Don’t Fall“ zu: In diesem Kurzfilm unternehmen zwei junge Paare einen gemeinsamen Ausflug in die Wildnis, in der sie sich auf animalische Art transformieren. In „Her only living son“ schließlich bringt eine Frau Satans Sohn höchstselbst zur Welt.

Werbevideo von
Koch-Film für "XX":

Fazit: Gekonnt

„XX“ ist eine nicht nur für Horror-Fans sehenswerte Kollektion, die vor allem, aber nicht nur mit femininen Urängsten und simplen Panikauslösern spielt: der Verlust von Familie und Freunden, die Entfremdung vom Kind, die misslungene Party der Tochter und dergleichen mehr. Stilistisch gelungen sind aber auch die klammernden Stop-Motion-Intermezzi, die mit den Thema Tod, Vergehen und Entartung auf ganz eigene Weise spielen und mit jedem Raum im Puppenhaus die Türen zu immer neuen Schrecken öffnen. Sie sind gewissermaßen die Kurzversion des jeweils folgenden Kurzfilms.

In der Bonussektion finden wir Kurzinterviews mit den Regisseurinnen und ein kleines Special, in der die Macherinnen über ihre Schreckensvisionen sprechen. Leider sind die Boni durchweg in Englisch ohne Untertitel gehalten.

Hülle der Horror-Kurzfilm-Sammlung "XX". Abb.: Koch Film

Hülle der Horror-Kurzfilm-Sammlung „XX“. Abb.: Koch Film

Kurzüberblick:

  • Titel der Kompilation: „XX“
  • Genre: Horror
  • Regie: Roxanne Benjamin, Karyn Kusama, St. Vincent alias Annie Clark, Jovanka Vuckovic und Sofia Carrillo (Puppenhaus-Zwischensequenzen)
  • Darsteller: Natalie Brown, Melanie Lynskey, Breeda Wool, Christina Kirk u.a.
  • Produktionsort und –jahr: USA 2017
  • Länge: 81 Minuten (Bluray)
  • Sprachen: Deutsch und Englisch
  • Untertitel: Deutsch

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt