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IfW: Unter populistischen Regierungen sterben mehr Menschen an Corona

Übersterblichkeit und Mobilität in populistisch und nicht-populistisch regierten Ländern im Vergleich. Grafik: IfW Kiel

Übersterblichkeit und Mobilität in populistisch und nicht-populistisch regierten Ländern im Vergleich. Grafik: IfW Kiel

Autoren sehen Zusammenhang mit höherer Mobilität in diesen Ländern

Kiel, 27. Januar 2022. In Ländern mit populistischen Regierungen wie Ungarn, Großbritannien oder Indien sterben im Schnitt doppelt so viele Menschen an Corona als in anderen Staaten. Das geht aus einer Studie des „Kiel Institut für Weltwirtschaft“ (IfW) hervor.

18 statt8 % Übersterblichkeit

Demnach lag die Übersterblichkeit in populistisch regierten Ländern zuletzt durchschnittlich bei 18 Prozent. Das heißt, über das demografisch erwartbar Maß hinaus sind dort während der Pandemie pro 100 Todesfälle acht Menschen zusätzlich gestorben. Das lässt die – allerdings nicht sicher belegbare – Vermutung zu, dass diese Menschen durch Sondereffekte wie eben Corona gestorben sind. In anderen Ländern lag diese Quote dagegen nur bei acht Prozent.

Studienautor: „Populisten sind die schlechteren Krisenmanager“

„Die Zahlen sind eindeutig – Populisten sind in der Corona-Pandemie die klar schlechteren Krisenmanager“, schätzte Studien-Hauptautor Michael Bayerlein vom IfW ein. „Die hohe Übersterblichkeit wird getrieben durch eine zu hohe Mobilität, die wiederum wird hervorgerufen durch fehlende Beschränkungen und eine Anti-Corona-Propaganda.“

Bewegungsindex doppelt so hoch

Als einen Grund für die höhere Sterblichkeit sieht Bayerlein nämlich stärkere Mobilität, wobei er sich dabei auf Google-Bewegungsdaten stützt. Dieser Index lag in den populistischen Ländern bei 20 und damit doppelt so hoch wie anderswo. Das lässt sich als Indiz dafür deuten, dass die Menschen in populistischen Ländern vergleichsweise oft unterwegs waren, sei es nun zum Einkaufen, Spazieren, Freunde treffen oder aus anderen Gründen.

Unterschiedliche Regierungspropaganda könnte eine Rolle spielen

Das wiederum erklärt die Studie mit der Kommunikation populistischer Regierungen, die darauf ausgelegt sei, die Gefahren durch das Virus zu verharmlosen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu diskreditieren, was die Bevölkerung davon abhalte, ihre Bewegungsaktivität von sich heraus einzuschränken. Außerdem verweisen die Autoren darauf, das populistische Regierungen meist weniger Maßnahmen zum Infektionsschutz erlassen, insbesondere zur Kontaktbeschränkung.

Elf Staaten als populistisch eingestuft, darunter Ungarn, Großbritannien und Indien

Als populistisch hatte Studien-Hauptautor Michael Bayerlein in seiner Studie elf Staaten eingestuft, darunter Polen, der Slowakei, Tschechien, Ungarn, Großbritannien, Brasilien und Indien. Zu beachten ist allerdings, dass die Todesraten und Übersterblichkeit während der Corona-Zeit auch in anderen Ländern stark differieren. Insofern ist davon auszugehen, dass Populismus nicht als alleiniger Grund genügt, um zu erklären, warum in manchen Ländern mehr Menschen an oder mit Corona sterben und in anderen nicht.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: IFW Kiel

Wissenschaftliche Publikation:

Bayerlein u.a.: „Populism and COVID-19: How Populist Governments (Mis)Handle the Pandemic“, in: “Journal of Political Institutions and Political Economy”, 2(3): 389–428

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