Forschungsinstitut geht von 96.200 Covid19-Toten aus – und damit 15 % weniger als das RKI
Dresden, 24. Januar 2022. An Corona sind wahrscheinlich weniger Menschen in Deutschland gestorben als bisher angenommen. Dabei traf die Pandemie auch im weiteren Verlauf vor allem Betagte und Hochbetagte. Davon geht zumindest das Ifo-Institut Dresden aus.
Demnach starben seit dem 27. Januar 2020, als das Virus erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde, und Ende 2021 „rund 96.200 mehr Menschen gestorben als es unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre“, heißt es in der Analyse „Übersterblichkeit während der Corona-Pandemie“ vom Dresdner Ifo-Vizedirektor Prof. Joachim Ragnitz. Damit kommt er auf eine etwa 15 Prozent niedrigere Zahl als das Robert-Koch-Institut (RKI). Dabei haben die die Ifo-Forscher bereits berücksichtigt, dass die langfristige Überalterung der Gesellschaft jedes Jahr ohnehin zu höheren Todeszahlen führt. Das RKI hatte die corona-bedingte Übersterblichkeit in Deutschland bis Ende 2021 auf 113.400 Menschen beziffert. „Die Zahl der auf die Pandemie zurückzuführenden zusätzlichen Todesfälle liegt damit niedriger, als es bisherige Schätzungen nahelegen“, betonte Joachim Ragnitz
Virus tötete vor allem Hochbetagte
Zudem habe die Analyse gezeigt, dass rund 63 Prozent der Corona-Toten über 80 Jahre alt waren. Weitere 30 Prozent gehörten zur Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen. Nur etwa sieben Prozent der Corona-Toten waren weniger als 60 Jahre alt.
Ifo plädiert für Konzentration der Schutzmaßnahmen auf Senioren
Auch in der vierten Corona-Welle ist es Deutschland nicht gelungen, die höheren Altersgruppen ausreichend zu schützen – „wohl auch deshalb, weil ein Teil der getroffenen Maßnahmen – wie z. B. Schulschließungen oder der Lockdown des öffentlichen Lebens – an dieser Bevölkerungsgruppe weitgehend vorbeigingen“. Daher plädiert Ragnitz auch dafür, „Maßnahmen, die dem Bevölkerungsschutz dienen sollen, wären insoweit auch weiterhin primär auf die besonders vulnerable Gruppe der älteren Personen zu konzentrieren“. Insofern sei es wichtig, eher „Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet sind, insbesondere bei diesen Personen schwere Krankheitsverläufe zu verhindern – etwa durch ein vorrangiges Boostern und eine Erhöhung der Impfquote.“
Denn auch die Ifo-Analyse geht davon aus: Eine Trendwende brachten vor allem die Anti-Corona-Impfstoffe, die ab Ende 2020 schrittweise verfügbar waren. „Über alle Altersgruppen hinweg sind bislang rund 1,6% aller mit Corona infizierten Personen gestorben“, heißt es in dem Aufsatz. „Beschränkt man sich auf das zweite Halbjahr 2021, in dem ein Großteil der Bevölkerung bereits einen (vollständigen) Impfschutz erhalten hatte, liegt das aggregierte Todesfallrisiko in der Gesamtbevölkerung bei 0,6 %.“
Altersgestaffelte Impfpflicht vorgeschlagen
„Unstrittig ist, dass jeder dieser Todesfälle ein beklagenswertes Schicksal für die Betroffenen wie auch für die Angehörigen bedeutet“, betont Ragnitz. „Um so wichtiger ist es, Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet sind, wenn schon nicht Infektionen, so doch schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Nicht alle in den letzten beiden Jahren getroffenen Maßnahmen erfüllten diesen Anspruch… Hier ist beispielsweise an die Konzentration von Drittimpfungen auf die besondere gefährdeten höheren Altersgruppen oder auch an eine altersgestaffelte Impfpflicht zu denken. Dies könnte es auch erleichtern, auf weniger zielgenaue Maßnahmen mit teilweise stark negativen wirtschaftlichen Nebenwirkungen zu verzichten.“
Autor: hw
Quelle: Ifo Dresden
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