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Odin nimmt DHL die Streetscooter-Produktion ab

Mit dem Streetscooter wollte sich der gelben Konzern einen grünen Anstrich geben. Foto: Deutsche Post / DHL

Mit dem Streetscooter wollte sich der gelben Konzern einen grünen Anstrich geben, erwirtschaftete mit der Produktion aber vor allem rote Zahlen. Foto: Deutsche Post / DHL

Finanzinvestoren wollen Elektrotransporter weiterentwickeln

Bonn/Luxemburg, 4. Januar 2022. Der Paketdienst DHL verkauft seine „Streetscooter“-Elektrotransporterproduktion an die Finanzinvestorengesellschaft „Odin Automotive“ aus Luxemburg. Das haben DHL und Odin heute mitgeteilt, nannten aber keinen Kaufpreis. Um Odin die Übernahme der schwächelnden E-Transporter-Sparte zu versüßen, hat DHL zugesagt, den Luxemburgern mindestens 3500 Streetscooter aus der künftigen Produktion abzunehmen.

„Akquisition verschafft uns enormen Vorsprung“

Odin will die deutschen Elektrotransporter in Zukunft in eigener Regie herstellen. Mit der Übernahme der „StreetScooter Engineering GmbH“ bekommt das Konsortium, das anscheinend extra für solche Akquisitionen im Autosektor gegründet wurde, den Zugriff auf die Patente und das Know-how am E-Transporter-Bau. Odin-Chef Stefan Krause will die Elektrotransporter nun so weiterentwickeln lassen, dass sie nicht nur für Paketzustellung, sondern auch in andere Sparten verkaufen lassen. Außerdem möchte er den Export der Streetscooter in Europa, Nordamerika und Asien ankurbeln. „Diese Akquisition verschafft uns einen enormen Vorsprung vor dem Rest der Branche bei unserer Mission, eine bewährte, ganzheitliche Elektrifizierungslösung für Flotten zu liefern“, erklärte Krause.

Chinesen sind mit im Boot

An der Odin-Holdung sind beteiligt sind die Londoner Kapitalgesellschaft „Sparta Capital“, ein chinesisches Unternehmen und weitere Investoren beteiligt. Odin-Chef Stefan Krause ist ebenfalls Anteilseigner. Der studierte Kaufmann war früher als Finanzmanager bei BMW und der Deutschen Bank tätig. Danach war er in diversen Neugründungen tätig, darunter dem Elektroauto-Jungunternehmen „Evelozcity“ alias „Canoo“.

Derweil stößt DHL nicht alle Streetscooter-Aktivitäten ab: Der DHL-Mutterkonzern „Deutsche Post“ behält die „StreetScooter GmbH“ mit 300 Beschäftigten. Diese soll „weiter als Zulieferer von Fahrzeugteilen und Batterien für den vom Konzern geplanten Ausbau der Flotte auf 21.500 StreetScooter agieren“, teilte DHL mit. „Anschließend wird sich diese Gesellschaft ausschließlich auf die Wartung und Pflege der Bestandsflotte konzentrieren.“

Ursprünglich als Aachener Professoren-Unternehmen gegründet

Ursprünglich geht der Streetscooter auf Entwicklungsprojekte an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen zurück. 2010 gründeten die RWTH-Professoren Achim Kampker und Günther Schuh die „Street Scooter GmbH“, um ihre Elektrotransporter zur Marktreife zu führen und in Großserien herzustellen. 2014 übernahm die „Deutsche Post“ das Unternehmen, um für die Tochter DHL eine Flotte umweltfreundlicher Zustellfahrzeuge aufzubauen. Inzwischen sind für DHL 17.000 der speziell für die Brief- und Paketzustellung entwickelten Elektrotransporter unterwegs.

Allerdings erwirtschaftete die zugekaufte Sparte keine Gewinne, sondern Verluste. So hatte DHL eigentlich mit vielen anderen Abnehmern für die E-Transportern gerechnet. Diese Erwartungen erfüllten sich aber kaum. Zudem sollen nach unseren Informationen die Zustellboten immer wieder schlechten Komfort und geringe Reichweite der Streetscooter bemängelt haben vor allem im Winter. Angesichts der anhaltend roten Zahlen schaute sich der deutsche Logistikkonzern ab 2018 nach einem neuen Käufer für die Streetscooter-Tochter um. Zeitweise erwog die Deutsche Post sogar, die Produktion ganz stillzulegen. Mit Krauses Odin-Konsortium hat sie aber nun doch einen Abnehmer gefunden.

Autor: hw

Quellen: DHL, Odin

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt