News, Wirtschaft, zAufi

Omikron stört Welthandel bisher kaum

Containerschiff. Foto: Thomas_G, Pixabay https://pixabay.com/de/users/thomas_g-7083/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=56569

Containerschiff. Foto: Thomas G, Pixabay

IfW-Analyse: Alte Corona-Schiffstaus vor den Häfen entspannen sich leicht, bremsen Warenströme aber weiter aus

Kiel, 5. Januar 2022. Der Welthandel zeigt sich bisher von der Corona-Variante „Omikron“ kaum beeindruckt, schwächelt aber wegen der anhaltenden Hafen-Staus und der etwas unsteten Lage in China weiter vor sich hin. Das geht aus einer Analyse des „Kiel-Instituts für Weltwirtschaft“ (IfW) hervor.

Warten auf das Tet-Fest

Demnach zeigt sich in den globalen Handelsströmen ein leichtes Plus von 0,8 Prozent. Von einer echten Erholung könne aber keine Rede sein. „Wie sich schon vorher andeutete, sind um den Jahreswechsel keine deutlichen Aufholeffekte im Welthandel erkennbar“, schätzte IfW-Forscher Vincent Stamer ein. „Auf eine Normalisierung des Seefrachtverkehrs werden wir wohl noch mindestens bis nach dem chinesischen Neujahrsfest warten müssen.“ Das nach dem alten Mondkalender terminierte Tet-Fest findet in diesem Jahr am 1. Februar statt.

Die Kurven zeigen die Containerschiff-Staus vor wichtigen Welthandels-Häfen in Nordamerika und China. Grafik: IfW

Die Kurven zeigen die Containerschiff-Staus vor wichtigen Welthandels-Häfen in Nordamerika und China. Grafik: IfW

China macht immer wieder mal dicht

„Ein besonderes Augenmerk gilt es, auf die chinesischen Häfen zu richten“, warnte Stamer. „Sollte China wieder drastisch mit Hafenschließungen auf neue Corona-Fälle reagieren, könnte das die Lieferketten erneut unter Stress setzen.“ Erst kürzlich hatte China – wohl aus Angst, Omikron ins Land zu holen – bereits auch Landgrenzen zum Beispiel nach Vietnam wieder dicht gemacht. Insgesamt stagniert der chinesische Außenhandel derzeit.

Schiffstaus nach Weihnachtsgeschäft leicht abgebaut

Allerdings haben sich die Schiff-Rückstaus in und vor den US-Häfen nach dem Weihnachtsgeschäft leicht entschärft, berichtet das IfW. „Da jedoch weiterhin etwa 11 Prozent der verschifften Güter in gestauten Schiffen gefangen sind, scheinen die Staus sich nur auf andere Häfen und Gebiete zu verlagern“, mutmaßen sie. Das Frachtvolumen im Suezkanal, das als wichtiger Indikator für den Handel vor allem zwischen Asien und Europa gilt, hat sich leicht ausgeweitet, liegt aber immer noch deutlich unter den sonst für diese Zeit normalen Werten.

Diese "Fieberkurve" visualisiert die stark schwankenden Frachtkapazitäten, die den Suezkanal täglich auf Schiffen passieren. Grafik: IfW Kiel

Diese „Fieberkurve“ visualisiert die stark schwankenden Frachtkapazitäten, die den Suezkanal täglich auf Schiffen passieren. Grafik: IfW Kiel

Ex-Exportweltmeister Deutschland führt weniger aus

Derweil schwächelt auch der einstige Export-Weltmeister Deutschland in puncto ausfuhren vor sich hin: Im Jahresvergleich sanken die deutschen Exporte im Dezember 2021 um 2,5 Prozent, die Importe hingegen stiegen um 1,6 Prozent. In der gesamten EU hingegen sind die Handelsvorzeichen genau umgedreht: Die Ausfuhren steigen, die Einfuhren sinken. „Die Werte bewegen sich allerdings in einer Bandbreite, die für Stagnation steht“, hieß es vom IfW.

Über die Ursachen der deutsche Exportschwäche stellten die Forscher keine Mutmaßungen an. Verantwortlich dafür sind aber höchstwahrscheinlich unter anderem die Zulieferprobleme in der Autoindustrie und im Maschinenbau. Die sind aber nur teilweise durch Corona bedingt, sondern haben auch mit früheren Management-Fehlentscheidungen der Autokonzerne, einer unglücklichen Häufung von Chipfabrik-Ausfällen und Transformationsproblemen zusammen. Zudem dürfte sich die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie durch die aktuell hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie wachsende staatliche Eingriffe etwas verschlechtert haben. Die Anti-Corona-Maßnahmen der Regierung spielen dabei wahrscheinlich eher eine kleinere Rolle, da sie mehr den Dienstleistungssektor als die die exportorientierten Industriebranchen direkt betreffen.

Autor: hw

Quelle: IfW Kiel

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt