Seuche und Lockdown trafen Wirtschaftssektor aber weniger stark als die Weltwirtschaftskrise 2009
Kamenz, 2. August 2021. Die sächsische Industrie hat im Corona-Jahr 2020 rund sechs Prozent weniger Umsatz gemacht als im Vorjahr. Darauf hat das statistische Landesamt in Kamenz hingewiesen. Allerdings sei der pandemische Rückhang weniger stark gewesen as während der Weltwirtschaftskrise 2009 – damals brachen die Industrieumsätze sogar um 15,7 Prozent ein.
Auto- und Maschinenbau stärker getroffen
Betrachtet man allein die Industrie, so trafen die Pandemie und die staatlichen Gegenmaßnahmen vor allem Betriebe, die stark international verflochten waren und stark auf Zulieferungen aus dem Ausland angewiesen waren. Dagegen war der Geschäftsbetrieb in Unternehmen, die weiter vorne in der Wertschöpfungskette stehen, weniger stark beeinträchtigt. Volkswagen und andere Autohersteller mussten zum Beispiel ihre sächsischen Fabriken zeitweise stoppen, weil corona-bedingt Zulieferteile aus Italien oder China fehlten. Insgesamt sanken die Umsätze in Sachsens Automobilindustrie im Jahr 2020 um 6,9 Prozent. Noch stärker aber traf es die Maschinenbauer, deren Umsätze sogar um fast 19 Prozent schrumpften.
Mikroelektronik weniger stark beeinträchtigt
Viele Chipfabriken dagegen konnten Corona, Lockdown & Co. besser wegstecken: In der Mikroelektronik dominieren ohnehin lange Vorlaufzeiten, die meisten Wafer brauchen Monate, bis sie durchprozessiert sind. Zudem bekommen die Dresdner Halbleiterfabriken viele ihrer Zulieferungen für die laufende Produktion aus dem Nahumfeld, also von Unternehmen in Sachsen. Zudem sorgte der rasch wieder anspringende chinesische Markt direkte und indirekte Impulse auch für die hiesige Mikroelektronik.
Jobverluste weniger stark als befürchtet
Unterm Strich blieben die Corona-Effekte auf Arbeitslosigkeit beziehungsweise Jobs in der Industrie weit unter den ersten Befürchtungen: Zwar sank die Beschäftigtenzahl hier um 1,6 Prozent auf 236.000 Menschen – doch damit fiel der Rückgang nur halb so stark aus wie im Weltwirtschaftskrisenjahr 2009. Das dürfte einerseits auf die schnell ausgeweiteten Kurzarbeiter-Reglungen während der Pandemie zurückzuführen sein, andererseits auf eine bereits mehrfach zu beobachtende Strategie vieler sächsischer Unternehmer: Sie versuchen, auch in Krisen „ihre Leute“ zu halten und nutzen die Zeit beispielsweise für Weiterbildungen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Stat. LA Kamenz, Oiger-Archiv
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