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Globalfoundries Dresden rechnet Ende 2020 mit Vollauslastung

Die Stromspar-Chips von Globalfoundries sollen eine Schlüsselrolle in der hochautomatisierten Fabrik der Zukunft und im "Internet der Dinge" spielen. Foto: Sven Döring, Globalfoundries

Die Stromspar-Chips von Globalfoundries sollen eine Schlüsselrolle in der hochautomatisierten Fabrik der Zukunft und im „Internet der Dinge“ spielen. Foto: Sven Döring, Globalfoundries

Standortchef: Wird aber nur funktionieren, wenn Corona nicht zu sehr dazwischen funkt

Dresden, 16. März 2020. Globalfoundries (GF) Dresden hat neue Kunden und Aufträge gewonnen. Die Chipfabrik wird daher voraussichtlich Ende 2020 wieder voll ausgelastet sein. Das hat Standortchef Thomas Morgenstern prognostiziert. Voraussetzung sei allerdings, dass die Weltwirtschaft den Corona-Schock rasch überwindet. „Ich denke, Corona wird uns höchstens für zwei bis drei Monate ausbremsen“, gibt sich Morgenstern optimistisch.

Umsatzbringer sind vor allem Smartphone-Chips

Umsatzbringer für die Dresdner Chipwerker sind derzeit vor allem Kamera- und andere Chips für Smartphones und Autos sowie Stromsparelektronik für den Mobilfunk der 5. Generation (5G). Dazu kommen spezielle Schaltkreise für Google-Sprachboxen, organische Bildschirme, künstliche Neuronen und andere Technologieprodukte.

Dresdner FDX-Chiparchitektur ist langsamer als die Fin-FETs der Konkurrenz, verpulvert aber weniger Strom

Offensichtlich hat der deutsche Ableger des US-Halbleiterkonzerns mit seiner technologischen Spezialisierung seine Nische im Markt endlich gefunden: Chips mit der Dresdner FDX-Transistorarchitektur in der Strukturgeneration 22 Nanometer schalten zwar nicht so schnell wie die höher integrierte Mikroelektronik in Finnen-Bauweise (Fin-FET) der Konkurrenz aus Taiwan und Korea. Aber sie verbrauchen weniger Strom. Und damit sind die Schaltkreise aus Sachsen vor allem für mobile Geräte und Maschinen interessant, die auf Akkus angewiesen sind.

Blick auf den verlöteten Tomahawk 4, den das cfaed der TU Dresden entworfen hat und der durch Globalfoundries produziert wurde. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick auf den verlöteten Tomahawk 4, den das cfaed der TU Dresden entworfen hat und der durch Globalfoundries produziert wurde. Foto: Heiko Weckbrodt

Unternehmen rechnet mit mehr Aufträgen aus Automobil-Sektor

Ab etwa Ende 2022 rechnet der Fabrikchef auch mit größeren Auftrags-Volumina aus der Autoindustrie. Denn dann sind viele neue Produkte zertifiziert und produktionsreif, die für seine FDX-Technologie im Auto optimiert sind. Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden und neue Chipdesigns mit magnetischen Speichern (MRAMs) und anderen Raffinessen herstellen zu können, investiert Globalfoundries Dresden laut Morgenstern derzeit rund 120 bis 160 Millionen Euro pro Jahr in neue Anlagen und Ausrüstungen.

Vorerst kein Umstieg auf 12 Nanometer

Ob die Fabrik in Dresden in absehbarer Zeit auch auf höherintegrierte Chipstrukturen der Generation zwölf Nanometer umgerüstet wird, ist eher fraglich: Thomas Morgenstern sieht für 12-FDX-Schalktkreise derzeit nicht genug Marktnachfrage, um die erheblichen Invesitionen dafür zu rechtfertigen.

Thomas Morgenstern. Foto: Globalfoundries Dresden

Thomas Morgenstern. Foto: Globalfoundries Dresden

Kurzarbeit inzwischen passé

Momentan beschäftigt der US-Auftragsfertiger in Dresden rund 3200 Mitarbeiter. Noch vor anderthalb Jahren musste ein Teil von ihnen kurzarbeiten, weil ein großer Auftraggeber abgesprungen war und sich GF lange schwer tat, für seine etwas exotische FDX-Technologie überhaupt genug Kunden zu finden. Inzwischen ist die Kurzarbeits-Phase beendet.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: GF/Interview, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt