Russischer Science-Fiction-Horror demnächst im deutschen Heimkino
Lust auf etwas düsteren Science-Fiction-Horror im Stil der 80er und 90er? Dann ist das eben erst für den deutschen Heimkino-Markt publizierte „Superdeep“ aus Russland einen Blick wert: Im Stile von „Alien“, „Stalker“ & Co. schickt uns Regisseur Arseniy Sukhin tief unter die Erde – dorthin, wo ein altes Grauen seit Äonen unter dem Permafrost-Boden auf seine Stunde wartet.
Werbevideo (Koch Film):
Die Story: Unterirdische Forschungsstation in Sibirien gerät außer Kontrolle
Die Sowjetunion im Jahr 1987: Gorbatschow hat mit seinem Perestroika-Kurs eine neue Zeit eingeläutet, die nicht jedem in Militär und Geheimdienst passt: Als Forscher im eisigen Sibirien zwölf Kilometer tief unter der Erde, unter dem Permafrost-Boden, ein heißes, tötendes Etwas finden, wittert GRU-Oberst Morosow (Nikolai Kovbas) eine neue biologische Waffe, die er gegen die inneren und äußeren Feinde der Sowjetunion und der Kommunistischen Partei einzusetzen gedenkt. Er fliegt die Virologin Anna Fjodorowa (Milena Radulovic) ein, die in ihrer bisherigen Karriere nicht durch übermäßige Skrupel aufgefallen ist. Sie soll mit ihm in die Tiefe fahren, um eine Probe jener Substanz zu bergen, die bereits große Teile der Belegschaft in der unterirdischen Station dahingerafft hat. „Da unten ist die Hölle“, flüstert ein Überlebender dem Einsatztrupp noch zu, bevor der in den Fahrstuhl hinab ins Kola-Bohrloch steigt. Doch weder die schießwütigen Speznaz-Elitesoldaten noch die ruhmsüchtigen Forscher hören auf den Mann. Und bald gerät die Mission vollkommen außer Kontrolle…
Stilistik: Retrolook und groteske Bilder
Mit „Superdeep“ setzt Arseniy Sukhin eine Reihe von bemerkenswerten jüngeren Science-Fiction- und Horrorproduktionen („Blackout“, „Hardcore“, „Wächter der Nacht“) fort, mit denen sich die russischen Filmemacher auch im Westen auf der großen Bühne zurückgemeldet haben. Gelegentlich nerven hier zwar logische Patzer und gutmenschliche Plattitüden, wie sie gerne mal in russischen Film-Dialogen vorkommen. Auch sind die Anleihen bei Klassikern wie „Alien“, „Stalker“, „Hellraiser“ oder „Event Horizon“ in Arseniy Sukhins Horror-Sci-Fi unübersehbar. Dennoch besticht „Superdeep“ mit eigenen Qualitäten. Dazu gehört der 80er-Jahre-Retro-Stil, das den ganzen Film durchzieht: Wählscheibentelefone, Mi-8-Hubschrauber, kälteresistente und elektronikfreie sowjetische Mechano-Technik, Röhrenfernseher, vollkommen unzureichende Schutzausrüstung… Auch der klug dosierte Einsatz schwerer, schattiger Farben und Bilder voll grotesker Entstellungen erschafft eine ganz eigene optische Qualität und Atmosphäre.
Fazit: Aus der Zeit gefallen und sehenswert
Sicher kann man darüber streiten, warum die Hauptakteurin, die bis dahin als Wissenschaftlerin durch und durch skizziert wird, letztlich den Endmonsterkampf dann doch wieder äußerst leichtbeschürzt Girlie bestreiten muss. Aber vielleicht hat Regisseur Sukhin eben auch da ein bisschen auf Sigourney Weaver in „Alien“ geschielt. Auch in manch anderen Details wirkt „Superdeep“ etwas wie aus der Zeit gefallen – aber das gehört vielleicht in einer gewissen Konsequenz zum Retro-Stil dieses durchaus sehenswerten Streifens. Man darf gespannt darauf sein, welche Horror-Sci-Fi-Kost die russischen Filmemacher uns als nächstes kredenzen – und in welchem Maße sie dabei über die Kopie westlicher Blockbuster hinaus weiter ihre eigene Stilistik weiterentwickeln.
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Hier könnt Ihr den Film streamen oder kaufen:
Kurzüberblick:
- Titel „Superdeep“
- Genre: Sci-Fi-Horror
- Produktionsland und -jahr: Russland 2020
- Deutsche Veröffentlichung: Koch Films, 26. Juni 2021
- Regie: Arseniy Sukhin
- Darsteller: Milena Radulovic, Sergey Ivanyuk, Nikolay Kovbas, Nikita Dyuvbanov u.a.
- Laufzeit: 115 Minuten (Langfassung im Digitalstream)
- Sprachen: Deutsch, Englisch, Untertitel: Deutsch (Bluray)
- Bonus: Werbevideo
- Altersfreigabe: FSK 16
- Preis: 15 Euro (Bluray)
Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt
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