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Semeco-Zentrum für hochsichere Medizinelektronik in Dresden geplant

Datenbrillen mit "augmentierter Realität" (AR) können beispielsweise Ärzten künftig Zusatzinformationen über einen behandelten Patienten einblenden. Daran arbeitet unter anderem der "Semeco"-Partner "Else-Kröner-Fresenius-Zentrum Digital Health" (EKFZ) in Dresden gemeinsam mit der Firma Tooz aus Aalen. Foto/Montage: Tooz

Datenbrillen mit „augmentierter Realität“ (AR) können beispielsweise Ärzten künftig Zusatzinformationen über einen behandelten Patienten einblenden. Daran arbeitet unter anderem der „Semeco“-Partner „Else-Kröner-Fresenius-Zentrum Digital Health“ (EKFZ) in Dresden gemeinsam mit der Firma Tooz aus Aalen. Im Semeco-Netzwerk wollen sich die Partner auf besonders sichere Medizinelektronik konzentrieren. Foto/Montage: Patrick Melzer für das EKFZ

Uni bemüht sich um Zukunftscluster-Geld vom Bund

Dresden, 11. Mai 2021. Um neue Medizintechnik künftig rascher und dennoch sicher für Patienten nutzbar zu machen, wollen das die TU Dresden und seine Partner ein neues Forschungsnetzwerk namens „Semeco“ knüpfen. Das hat Prof. Gerhard Fettweis vom federführenden Barkhausen-Institut der Dresdner Uni angekündigt. Dort wollen Elektroingenieure, Experten für Künstliche Intelligenz, Ärzte und andere Spezialisten gemeinsam hochsichere Computerchips, Sensoren und Mikrosysteme für innovative Medizintechnik entwickeln. Dafür haben die Partner beim Bundesforschungsministerium Fördergeld aus dem Zukunftscluster-Programm beantragt und sind damit inzwischen in die Endauswahl gekommen, berichtet der Mobilfunk-Experte Prof. Gerhard Fettweis.

Prof. Gerhard Fettweis. Foto: Amac Garbe für die TU Dresden

Prof. Gerhard Fettweis. Foto: Amac Garbe für die TU Dresden

Semeco-Partner warnen vor Verlust deutscher Innovationsführerschaft in Medizintechnik

Deutschland drohe, seine Führungspositionen in der Medizintechnik zu verspielen, heißt es in der Projektskizze. Den Grund sehen sie in einem „gebrochenen Innovationszyklus“: Auf der einen Seite ermögliche der Fortschritt in der Mikroelektronik, Sensorik und Mikroaktorik nicht nur immer bessere Smartphones, Fitness-Geräte und andere Konsumgüterprodukte, sondern prinzipiell auch revolutionäre Möglichkeiten für innovative Medizintechnik. Diese Chancen könnten „allerdings aufgrund eines bisher unauflösbaren Widerspruchs zwischen immer komplexeren Systemen und Funktionsanforderungen einerseits, sowie immer anspruchsvollerer, aber traditioneller Regulatorik andererseits kaum genutzt“ werden, argumentieren die Forscher. Die habe „schwerwiegende Folgen für Patienten, gefährdet die Zukunft der deutschen Medizintechnikindustrie und verspielt für die Halbleiter- und Mikrosystemtechnikindustrie einen wichtigen Zukunftsmarkt. So wie in anderen Branchen besteht auch hier die akute Gefahr des Verlusts der deutschen Innovationsführerschaft in der Medizintechnik.“

„Akademisch-industrielles Ökosystem für sichere cybermedizinische Mikrosysteme“ versprochen

Daher wollen die Semeco-Wissenschaftler hochsichere Elektronik entwerfen, die sich nur schwer durch Angriffe von außen manipulieren lässt. Außerdem sollen integrierte „Künstliche Intelligenzen“ dabei helfen, die vielen regulatorischen Vorgaben für Medizintechnik-Produkte zu erfüllen. Entstehen solle dabei ein „akademisch-industrielles Ökosystem für sichere hochintegrierte cybermedizinische Mikrosysteme“.

5 Millionen Euro pro Jahr winken

Prof. Fettweis verweisen in ihrer Projektskizze auf die besondere Dresdner Expertise in der Mikroelektronik, Nachrichtentechnik und KI-Software sowie auf hier konzentrierte Forschungseinrichtungen wie das „Else Kröner Fresenius Zentrum Digital Health“, das „5G++Lab Germany“ und das Barkhausen-Institut der TU Dresden. Sollten die Dresdner in der aktuellen Zukunftscluster-Förderrunde einen Zuschlag bekommen, könnten sie mit bis zu fünf Millionen Euro Bundeszuschuss pro Jahr rechnen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Barkhausen-Institut, BMBF, Tooz

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt