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Corona schwächelt in heißen Ländern

Forscher am US-Seuchenkontrollzentrum CDC haben dieses 3D-Modell des neuen Corona-Virus (2019nCoV) entworfen, das eine schwere Lungenkrankheit auslösen kann. Die Angst vor dem Krankheitserreger lähmt mittlerweile weltweit das öffentliche Leben, die Wirtschaft, den Tourismus, selbst die Forschung in vielen Ländern. Illustration: CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAMS, Lizenz: Public Domain, https://phil.cdc.gov/Details.aspx?pid=23312 / Wikipedia https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2019-nCoV-CDC-23312.png

Forscher am US-Seuchenkontrollzentrum CDC haben dieses 3D-Modell des Corona-Virus (2019nCoV) entworfen. Illustration: CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAMS, Lizenz: Public Domain, https://phil.cdc.gov/Details.aspx?pid=23312 / Wikipedia https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2019-nCoV-CDC-23312.png

Wirtschaftsuni Wien: Je weiter weg vom Äquator, desto mehr Infektionen

Wien, 11. Mai 2021. Die Corona-Viren hatten in Äquatornähe offensichtlich mehr Mühe, Menschen zu infizieren, als in kälteren Ländern. Das geht aus einer Untersuchung der Wirtschaftsuniversität Wien hervor.

Prof. Klaus Prettner. Foto: WU Wien

Prof. Klaus Prettner. Foto: WU Wien

Einfluss durch Hitze und UV-Strahlung vermutet

„Je näher ein Land am Äquator liegt, desto weniger bestätigte Fälle des Covid-19-Virus pro Million Einwohner treten auf“, fasst Professor Klaus Prettner die Befunde zusammen. „Je näher am Äquator, desto höher sind tendenziell die Luftfeuchtigkeit, die Temperaturen und die Intensität der UV-Strahlung.“

Insofern gebe es eben auch saisonalen Effekte in der Corona-Pandemie: Im Herbst und Winter stiegen in den meisten betroffenen Ländern die Infektionszahlen, während sie im Frühjahr und Sommer abflauten. Eine weitere Welle in Mitteleuropa hänge jedoch maßgeblich vom Impffortschritt und von den Eindämmungsmaßnahmen einerseits, sowie dem Auftreten infektiöserer Virusvarianten andererseits, ab, betonte der Wiener Professor.

Prettners Befunde mögen auch die Entwicklung in Indien erklären: Dort infizierten sich mit Corona im ersten Anlauf nur vergleichweise wenige Menschen, obwohl sich dort offensichtlich viele nicht um Ausgangssperren und andere Anti-Corona-Vorgaben scherten. Womöglich traf die Seuche erst in mutierten Varianten das Land im zweiten und dritten Anlauf so hart.

Klaus Prettner selbst verweist auch darauf, dass es neben Hitze, Ultraviolett-Strahlen und Luftfeuchtigkeit natürlich viele weitere Faktoren gebe, die die Virenausbreitung bremsen oder begünstigen können.

Beispiel Vietnam: Corona konzentriert sich im kühlen Norden und in den Megacities

Ein Beispiel dafür, wie viele Faktoren dabei eine Rolle spielen, ist Vietnam: Das kommunistische Land hatte kurz nach Beginn der Pandemie in China seine Grenzen im März 2020 dicht gemacht, den Binnenverkehr zeitweise ganz zum Erliegen gebracht und sehr strenge Quarantäne-Regeln eingeführt. Selbst wenn man eine gewisse Dunkelziffer annimmt, hat die Seuche Vietnam (bislang rund 3500 Infizierte laut Johns Hopkins University und 35 Corona-Tote) nur gering getroffen. Einfluss darauf dürfte aber auch der niedrige Alterschnitt der vietnamesischen Bevölkerung gehabt haben, denn die Ursprungsvarianten von Corona trafen Ältere weit härter als Jüngere. Und gerade an diesem Beispiel lohnt auch der genauere Blick: Die meisten Corona-Fälle gab es einerseits in den Großstädten Hanoi im Norden, Danang im Zentrum und Saigon im Süden. Andererseits aber konzentrierten sich die dezentralen Ausbrüche jenseits der Millionenstädte deutlich sichtbar auf den kühleren Norden. Die Provinzen südlich des Wolkenpasses als Wetterscheide zum tropischen Süden Vietnams aber meldeten nur wenige Fälle. Diese Unterschiede sind freilich in der Gesamtstatistik des Landes nicht erkennbar.

Beispiel-Liste

Die folgende Tabelle listet die Covid19-Infektionen pro eine Million Einwohner in verschiedenen Ländern und Regionen auf und unterstreicht den Zusammenhang zwischen Breitengrad und Pandemie-Intensität:

Europäische Union: 70.777
Tschechische Republik: 153.615
Frankreich: 85.671
Österreich 70.070
Italien: 67.997
Deutschland: 42.143
USA: 98.814
UK: 65.560
Mexiko: 18.349
Indonesien: 6265
Kenia: 3042
Ghana: 2991
Ägypten 2320
Thailand: 1194
Nicaragua 1055
Nigeria: 802
Vietnam: 36

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: WU Wien, Vietnam-Oiger.de

Wissenschaftliche Publikation:

Simiao Chen, Klaus PrettnerMichael KuhnPascal Geldsetzer, Chen Wang, Till Bärnighausen & David E. Bloom: „Climate and the Spread of COVID-19

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt