Ausnahmezustand gewöhnt Deutsche daran, auch Kleider und Töpfe im Netz zu kaufen
München, 24. April 2021. Die Corona-Krise beschleunigt das Ladensterben in den deutschen Innenstädten. Das hat Ökonom Oliver Falck vom Ifo-Institut in München eingeschätzt. „Spätestens seit letztem Sommer beobachten wir massive Strukturverschiebungen hin zum Onlinegeschäft – auch jenseits der Lockdowns“, erklärte er und stützte sich dabei auf die gemeinsame Ausgabenanalyse „Wirtschaftsmonitor“ des Ifo-Instituts, der N26-Bank und der TU München. „Unsere Daten legen den Schluss nahe, dass die Krise das Sterben der Innenstädte befördert.“
Trend kaum noch umkehrbar
Demnach haben sich die deutschen Konsumentinnen und Konsumenten während der Corona-Einschlüsse („Lockdowns“) daran gewöhnt, vor allem Bekleidung sowie Haushaltswaren und -geräte im Internet zu kaufen. Und dieser Trend wird sich voraussichtlich auch nicht wieder völlig umkehren, wenn die Bundeskanzlerin die Seuche für beendet erklärt.
Deutsche Ersparnisse steigen im Einschluss um 40 %: Kaufrausch erwartet
Allerdings ist damit nicht zwingend gesagt, dass der stationäre Einzelhandel in den Stadtzentren am Ende ist: Einerseits können andere Geschäftsleute mit moderneren Ideen die leeren Läden wieder füllen. Andererseits gibt es in post-pandemischen Zeiten viel Kaufkraft abzuschöpfen: Schon im ersten Corona-Einschluss 2020 waren die Ersparnisse der Deutschen um 20 Prozent gestiegen. Im zweiten Einschluss erhöhten sie sich um weitere 20 Prozent. . „In der zweiten Hälfte 2021 werden die Menschen diese aufgestaute Kaufkraft ausgeben“, prognostizierte Oliver Falck. „Der Handel muss sich etwas einfallen lassen, wenn sie die Leute dann wieder in die Geschäfte locken wollen.“
Corona hat Trend beschleunigt, aber nicht geschaffen
Bereits vor Corona hatten sich langfristig die Umsätze mit immer mehr Warengruppen von den Innenstadtläden einerseits in die großen Einkaufszentren an den Stadträndern und anderseits hin zu Amazon, Zalando und anderen Online-Händlern verschoben: Bücher, Heimkinofilme, viele Elektronikartikel, aber auch Klamotten, Schuhe und andere Produkte kaufen viele Deutsche heute bevorzugt im Netz.
Multikanal-Ansatz hat sich bewährt
Allerdings hatten viele Praxisvorbilder auch gezeigt, dass sich Einzel- und Online-Handel nicht ausschließen, vielmehr ein „Multikanal-Ansatz“ recht gut funktionieren kann: Speziell Händler mit breiten Sortimenten in ihren Internet-Läden auf der einen Seite und Flaggschiff-Präsenzläden mit besonderem Erlebnischarakter in den Städten agieren oft besonders erfolgreich.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Ifo, Oiger-Archiv
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