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Ifo: Corona fördert Ladensterben in den Innenstädten

Onlineshopping: Die Umsätze mit immer mehr Sortimenten wandern ins Internet ab. Corona hat diesen Trend beschleunigt. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Umsätze mit immer mehr Sortimenten wandern ins Internet ab. Corona hat diesen Trend beschleunigt. Foto: Heiko Weckbrodt

Ausnahmezustand gewöhnt Deutsche daran, auch Kleider und Töpfe im Netz zu kaufen

München, 24. April 2021. Die Corona-Krise beschleunigt das Ladensterben in den deutschen Innenstädten. Das hat Ökonom Oliver Falck vom Ifo-Institut in München eingeschätzt. „Spätestens seit letztem Sommer beobachten wir massive Strukturverschiebungen hin zum Onlinegeschäft – auch jenseits der Lockdowns“, erklärte er und stützte sich dabei auf die gemeinsame Ausgabenanalyse „Wirtschaftsmonitor“ des Ifo-Instituts, der N26-Bank und der TU München. „Unsere Daten legen den Schluss nahe, dass die Krise das Sterben der Innenstädte befördert.“

Vor allem seit dem Corona-Einschluss ab März/April 2020 verlagern sich die Ausgaben der Deutschen für Bekleidung stärker ins Internet. Grafik: Ifo

Vor allem seit dem Corona-Einschluss ab März/April 2020 verlagern sich die Ausgaben der Deutschen für Bekleidung stärker ins Internet. Grafik: Ifo

Trend kaum noch umkehrbar

Demnach haben sich die deutschen Konsumentinnen und Konsumenten während der Corona-Einschlüsse („Lockdowns“) daran gewöhnt, vor allem Bekleidung sowie Haushaltswaren und -geräte im Internet zu kaufen. Und dieser Trend wird sich voraussichtlich auch nicht wieder völlig umkehren, wenn die Bundeskanzlerin die Seuche für beendet erklärt.

Ein ähnliches Bild gilt für die Töpfe, Besteck, Geschirr & Co.: Seit dem Corona-Einschluss ab März/April 2020 verlagern sich auch die Ausgaben der Deutschen für Haushaltswaren stärker ins Internet. Grafik: Ifo

Ein ähnliches Bild gilt für die Töpfe, Besteck, Geschirr & Co.: Seit dem Corona-Einschluss ab März/April 2020 verlagern sich auch die Ausgaben der Deutschen für Haushaltswaren stärker ins Internet. Grafik: Ifo

Deutsche Ersparnisse steigen im Einschluss um 40 %: Kaufrausch erwartet

Allerdings ist damit nicht zwingend gesagt, dass der stationäre Einzelhandel in den Stadtzentren am Ende ist: Einerseits können andere Geschäftsleute mit moderneren Ideen die leeren Läden wieder füllen. Andererseits gibt es in post-pandemischen Zeiten viel Kaufkraft abzuschöpfen: Schon im ersten Corona-Einschluss 2020 waren die Ersparnisse der Deutschen um 20 Prozent gestiegen. Im zweiten Einschluss erhöhten sie sich um weitere 20 Prozent. . „In der zweiten Hälfte 2021 werden die Menschen diese aufgestaute Kaufkraft ausgeben“, prognostizierte Oliver Falck. „Der Handel muss sich etwas einfallen lassen, wenn sie die Leute dann wieder in die Geschäfte locken wollen.“

Corona hat Trend beschleunigt, aber nicht geschaffen

Bereits vor Corona hatten sich langfristig die Umsätze mit immer mehr Warengruppen von den Innenstadtläden einerseits in die großen Einkaufszentren an den Stadträndern und anderseits hin zu Amazon, Zalando und anderen Online-Händlern verschoben: Bücher, Heimkinofilme, viele Elektronikartikel, aber auch Klamotten, Schuhe und andere Produkte kaufen viele Deutsche heute bevorzugt im Netz.

Multikanal-Ansatz hat sich bewährt

Allerdings hatten viele Praxisvorbilder auch gezeigt, dass sich Einzel- und Online-Handel nicht ausschließen, vielmehr ein „Multikanal-Ansatz“ recht gut funktionieren kann: Speziell Händler mit breiten Sortimenten in ihren Internet-Läden auf der einen Seite und Flaggschiff-Präsenzläden mit besonderem Erlebnischarakter in den Städten agieren oft besonders erfolgreich.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Ifo, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt