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„Leaks aus dem Lehrerzimmer“: eine Insiderin packt aus

Will als Superlehrerin reüssieren, doch schon nach einem Jahr an der "Grundschule der Grauen" ist sie völlig desillisioniert und wirft die Aufgabe hin: Unter dem Pseudonym "Katha Strofe" berichtet eine junge Pädagogin über den krassen Alltag an einer Grundschule in einem Berliner Brennpunktviertel. Grafik: AdobeStock_210688107, Elena, aus: "Leaks aus dem Klassenzimmer"

Will als Superlehrerin reüssieren, doch schon nach einem Jahr an der „Grundschule der Grauen“ ist sie völlig desillisioniert und wirft die Aufgabe hin: Unter dem Pseudonym „Katha Strofe“ berichtet eine junge Pädagogin über den krassen Alltag an einer Grundschule in einem Berliner Brennpunktviertel. Grafik: AdobeStock_210688107, Elena, aus: „Leaks aus dem Klassenzimmer“

Lehrerin veröffentlicht Erlebnisbuch über Personalmangel, kulturelle Gräben und Respektlosigkeit in „Grundschule des Grauens“ in Berlin

Wieviel im deutschen Schulsystem schief gehen kann, wenn sich überfrachtete Bildungsziele, Personalmangel und kulturelle Gräben kreuzen, hat eine junge Lehrerin laut eigenem Bekunden an einer „Grundschule des Grauens“ in Berlin erlebt. Veröffentlicht hat sie ihre „Leaks aus dem Lehrerzimmer“ nun unter dem bezeichnenden Alias-Namen Katha Strofe.

Willkommenskinder, Inklusionskinder, Clankinder und Überflieger in einer Großklasse

Darin zeichnet die Autorin ein krasses Bild von einer „Kaspar Hauser“ genannten Grundschule in einem Berliner Brennpunktviertel: „Willkommens-Kinder“ aus eben erst zugewanderten Familien, die kaum Deutsch beherrschen, sollen da zusammen mit vollkommen unterforderten Top-Schülerinnen über das Sonnensystem diskutieren. Die wiederum langweilen sich, da die Lehrer sie nicht mehr drannehmen, weil die Pädagogen die ganze Zeit über extrem renitente Kinder der dritten Generation früherer Einwandererfamilien in Schach halten müssen, die ständig den Unterricht zu sprengen versuchen. Zwischendurch rückt auch schon mal der Clan eines migrationshintergründlichen Kindes an, um der Lehrerin und anderen Eltern Prügel anzudrohen. Hinzu treten schwarzer Rassismus und gegenseitige fremdenfeindliche Ressentiments, die Kinder mit allen möglichen kulturellen Wurzeln von daheim mitbringen. Gar nicht zu reden von Inklusionskindern, die mehr oder minder nur in der Ecke abgestellt werden, weil keiner Zeit für sie hat.

„Ich fick dein Klassenbuch“

Den desillusionierten Lehrer bleibt laut Katha Strofe nur noch, irgendwie Kinder zu bändigen, die keinerlei Respekt vor ihnen haben. „Ich fick dein Klassenbuch!“, „Ich brauch die Scheißschule nicht, ich werde Gangster“ und ähnliche Schülersprüche zitiert die Autorin und erzählt von vermüllten Klassenzimmern, chronisch abwesenden Kollegen, ständigen Ausfällen im Schlüsselfach „Deutsch als Fremdsprache“, weil die Lehrer nur noch als eine Art Vertretungs-Feuerwehr agieren.

Schwere Vorwürfe aus anonymer Quelle

All dies hat die Autorin zwar unterhaltsam und sogar amüsant aufgeschrieben. Auch bemüht sie sich spürbar, keinen fremdenfeindlichen Zunder zu liefern. Der Plauderton kann jedoch nicht darüber hinweg hinwegtäuschen: Ihre Anschuldigungen sind schwerwiegend und für den Leser nicht unmittelbar überprüfbar. Zudem muss sich Katha Strofe einen Vorwurf gefallen lassen: Auf der einen Seite lästert sie über Kollegen, die ihre Schüler aufgegeben haben oder allenfalls mit „Kinderknast“ und Herabwürdigung regieren. Doch selbst hat sie diese Schule laut ihrer eigenen Darstellung nach nur einem Jahr verlassen und ihrer Schüler insofern ebenfalls im Stich gelassen.

Autorin fordert „weniger Heterogenität in den Lerngruppen“

Mit ihrem Resümee dürfte Katha Strofe den Kritikern einer multikulturellen Laissez-faire-Politik aus dem Munde sprechen, die Anhänger forcierter Diversität und Inklusion dagegen verärgern: „Lehrer brauchen Respekt. Schüler brauchen kleinere Klassen und individuellere Förderung. Alle brauchen – so leid es mir tut – weniger Heterogenität in den Lerngruppen. Eltern brauchen Vertrauen in die Schule. Schule braucht Anerkennung.“

Umschlagbild von "Leaks aus dem Lehrerzimmer", : Schwarzkopf & Schwarzkopf, AdobeStock_280081854

Umschlagbild von „Leaks aus dem Lehrerzimmer“, : Schwarzkopf & Schwarzkopf, AdobeStock_280081854

Kurzüberblick:

  • Titel: „Leaks aus dem Lehrerzimmer . Mein Jahr als Lehrerin an der Grundschule des Grauens“
  • Autorin: Katha Strofe (Pseudonym)
  • Genre: Enthüllungsbuch/Erlebnisbericht
  • Umfang: 208 Seiten (Taschenbuch)
  • Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
  • Veröffentlichungsort und -datum: Berlin 2020
  • ISBN: 978-3-86265-828-2
  • Preis:13 Euro

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt