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Schwarmroboter schnüffeln sich durch Katastrophen

Ein künstlicher Schwarm-Schnüffelhund der TU Dresden. Noch rollt er durchs Labor und noch nicht durch radioaktive Wüsten oder havarierte Chemiefabriken - aber das ist auch keine ferne Zukunftsmusik mehr. Foto: TU Dresden

Ein künstlicher Schwarm-Schnüffelhund der TU Dresden. Noch rollt er durchs Labor und noch nicht durch radioaktive Wüsten oder havarierte Chemiefabriken – aber das ist auch keine ferne Zukunftsmusik mehr. Foto: TU Dresden

Dresdner TU-Professoren wollen eine neue Robotikindustrie in Sachsen anschieben

Dresden, 20. Mai 2020. Damit sich Katastrophenhelfer bei Notfällen schneller ein Bild von der Lage machen und mehr Menschenleben retten können, entwickeln Informatiker der TU Dresden derzeit künstliche Schwärme aus Schnüffelrobotern und Drohnen. Das geht aus einer Mitteilung der Dresdner Exzellenz-Uni hervor.

Sniff-Bots vernetzen sich mit Drohnen und Sensoren per 5G-Funk

Die am der Professur für Rechnernetze entworfenen „Sniffbots“ können durch künstliche Augen, Ohren und Nasen ihre Umwelt am Boden erkunden, sich aber auch Drohnenkameras in der Luft und anderen Sensoren im Umfeld spontan zu Schwärmen verbinden. Dafür bauen sie selbstständig mit per 5G-Mobilfunk Netzwerke auf. Bei einem Chemieunfall zum Beispiel können sie die Lecks erschnüffeln, an denen giftige Gase austreten, den Gefahrenradius für Menschen mit Hilfe ihrer „fliegenden Augen“ abschätzen und dann Roboterfreunde alarmieren, die die Löcher versiegeln. Solcher Roboterschwärme wollen die Forscher künftig auch befähigen, Bomben zu entschärfen oder nach Erdbeben Eingeschlossene aus dem Schutt zu bergen.

Schnüffel-Roboterhund. Grafik: TUD/Sniffbot

Schnüffel-Roboterhund. Grafik: TUD/Sniffbot

Selbstständige Entscheidungen gefragt

„Sniffbots sind hochintelligent“, betonte Teilprojektleiter Dr. Waltenegus Dargie. „Sie schätzen anhand der gesammelten Daten die Situation ein und entscheiden selbst, zu welchem Zeitpunkt Daten kritisch sind und übermittelt werden müssen oder wann sie beispielsweise Energie sparen können.“ Möglich machen dies spezielle Algorithmen, die die Dresdner Informatiker dem Schwarm eingepflanzt haben.

„Wir haben verschiedene Roboter mit unterschiedlicher Größe und Kapazität“, berichtet Waltenegus Dargie. „Die kleineren sind flexibel zu bewegen. Einige sind bereits in der Lage, komplexe Aufgaben auszuführen.“

Prof. Dr. Uwe Aßmann, Dekan der Fakultät Informatik, Technische Universität Dresden in den Technischen Sammlungen Dresden, Sonderausstellung "Schöne neue Cyberwelt? Computerspiele und Gesellschaft" Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Dr. Uwe Aßmann ist Dekan der Fakultät Informatik. Foto: Heiko Weckbrodt

Projektleiter Aßmann rechnet mit expandierender Fernarbeits-Industrie

Projektleiter Prof. Uwe Aßmann sieht hier eine ganze neue Roboterwirtschaft wachsen, in der Sachsen eine führende Rolle übernehmen könne: „Ich schätze, dass in fünf bis zehn Jahren eine Industrie für Fernarbeit existiert, für Fernwartung, Fernsensorik, Fernabnahme und Fernmanipulation“, erklärte er. „Sächsische Firmen sollten in diesen sich entwickelnden Markt investieren, und gerade die Corona-Krise stellt einen enormen Schub in diese Richtung dar.“

Das sächsische Wissenschaftsministerium fördert die Sniffbots mit knapp zwei Millionen Euro, teilte die TU mit.

Autor: hw

Quelle: TUD

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt