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Globalfoundries will Mikroelektronik-Arbeitgeberverband

Die Gewerkschaften wollen Globalfoundries Dresden einen Haustraifvertrag abtrotzen. Die Plakate sind schon platziert, am Mittwoch wird gestreikt. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Gewerkschaften wollen Globalfoundries Dresden einen Haustraifvertrag abtrotzen. Die Plakate sind schon platziert, am Mittwoch wird gestreikt. Foto: Heiko Weckbrodt

Resonanz in der Branche ist aber verhalten

Dresden, 10. März 2020. Als „unverantwortlich“ hat Globalfoundries (GF) die Ankündigung der Gewerkschaft bezeichnet, die Produktion im Dresdner Chipwerk stilllegen zu wollen. Der Standort habe sich nach schwierigen Zeiten der Kurzarbeit in den vergangenen zweieinhalb Jahren gerade erst wieder stabilisiert, betonte Geschäftsführer Thomas Morgenstern. Und nun komme die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) Nordost, fordere einen Haustarifvertrag, der auf 17 bis 20 Prozent höhere Personalkosten für GF hinauslaufe, und wolle am Mittwoch gar mit einem Warnstreik die Fertigung lahmlegen. Damit tue die Gewerkschaft auch der Belegschaft keinen Gefallen.

Thomas Morgenstern. Foto: Globalfoundries Dresden

Thomas Morgenstern. Foto: Globalfoundries Dresden

Glofo-Standortchef: Wenn wir die Maschinen runterfahren, dann für immer

„In der Mikroelektronik geht es nicht so wie zum Beispiel in einer Waschmittelfabrik, wo man auf den Stoppschalter drückt und nach dem Streik wieder los legt“, betonte der Standortchef. „Wenn wir unsere Maschinen ausschalten müssten, dann wäre das für immer.“ Denn die millionenteuren Anlagen in Halbleiterfabriken brauchen Monate, teils sogar Jahre, bis sie um Zusammenspiel miteinander brauchbare Chips statt Ausschuss produzieren. Sie nach einer Stilllegung wieder hochzufahren, würde sehr lange dauern.

GF-Mitarbeiter passieren Reinraum-Brücke. Foto: Globalfoundries Dresden

GF-Mitarbeiter passieren Reinraum-Brücke. Foto: Globalfoundries Dresden

Gewerkschaft prophezeit Millionenschaden

Eben davor hatte die IGBCE Nordost im Vorfeld gewarnt: Das Unternehmen riskiere einen Millionenschaden, wenn es nicht mit der Gewerkschaft einen Haustarifvertrag aushandele, erklärte Landesbezirksleiter Oliver Heinrich. Ob er für einen Produktionsstopp genug Rückhalt unter den Chipwerkern gewinnt, ist allerdings noch unsicher. Laut Geschäftsführung ist nur jeder Fünfte in der Dresdner GF-Belegschaft gewerkschaftlich gebunden.

Morgenstern füchtet ruinösen Fachkräfte-Wettbewerb

Morgenstern fürchtet derweil, dass der Wettbewerb um die raren Fachkräfte für ihn noch teurer wird, wenn er sich auf die Gewerkschaftsforderungen einlässt: Die sächsischen Halbleiterunternehmen würden sich dann ständig zu überbieten versuchen. Das sei auf Dauer ruinös für die Branche, da Preiserhöhungen oder niedrigere Einkaufspreise zur Finanzierung solch einer Personalpolitik am Markt kaum durchsetzbar seien. Zudem seien Tarifmodelle anderer Branchen auf die Mikroelektronik nicht übertragbar, meint Morgenstern: Die Schichtmodelle, Zuschläge und Arbeitsrhythmen seien ganz besondere in der Halbleiterindustrie.

Silicon-Saxony-Arbeitsgeberverband gefordert

Daher möchte Globalfoundries für künftige Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften einen eigenen Mikroelektronik-Arbeitsgeberverband für Sachsen gründen. „Als Keimzelle könnten wir uns einen Verbund von Globalfoundries, Infineon, X-Fab und der Halbleitersparte von Bosch vorstellen“, sagte der Dresdner GF-Personaldirektor Olaf Drillisch-Saathoff. Später könnte solch ein Verbund auch deutschlandweit agieren.

„Sehen keinen Vorteil“

Die Halbleiterbranche daheim reagiert allerdings mäßig enthusiastisch auf den Globalfoundries-Vorstoß. „Der Vorschlag ist uns bekannt“, informierte beispielsweise X-Fab-Sprecherin Uta Steinbrecher auf Anfrage. „Wir wollen uns aber nicht dazu äußern.“ Ablehnend war die Reaktion bei Infineon: „Für uns ist das kein Thema“, erklärte Standortsprecher Christoph Schumacher. „Wir sehen darin keinen Vorteil für uns.“ Bosch kommentierte den Vorschlag gestern nicht.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: GF, IGBCE, X-Fab, Infineon

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt