Wirtschaftspolitik

Halbstaatlicher Risikokapital-Fonds gefordert

Braucht die EU einen eigenen Finanzminister mit eigenem Haushalt? Frankreich ist dafür, Deutschland eher dagegen, Foto: Heiko Weckbrodt

 Foto: Heiko Weckbrodt

Bitkom: Zukunftsfonds soll mit 1 Milliarden Euro starten und junge Unternehmen in Wachstumsphase helfen

Berlin, 15. Januar 2020. Die Bundesregierung sollte so schnell wie möglich den im Koalitionsvertrag vereinbarten „Zukunftsfonds“ für innovative junge Unternehmen mit einem Startkapital von einer Milliarde Euro starten. Das hat der deutsche Digitalwirtschaftsverband „Bitkom“ heute gefordert. Damit soll verhindert werden, dass verheißungsvolle Start-up aus Finanzierungsgründen ins Ausland abwandern.

Finanzierungsrunden ab 50 Millionen Euro übernehmen bisher meist ausländische Fondes

Der Fonds soll eine Risikokapital-Lücke in Deutschland schließen: Laut Bitkom-Umfragen meinen zwei Drittel der deutschen Start-ups, dass es hier zu wenig Risikokapital für Gründer gibt. 70 Prozent der befragten jungen Unternehmen brauchen nach eigenen Angaben frisches Kapital. Vor allem aber sehen die Bitkom-Experten ein Problem in den Wachstums- und Internationalisierungsphasen vielversprechender Firmen. Dann sind Finanzierungsrunden in Größenordnungen ab 50 Millionen Euro fällig. Solche Finanzierungsrunden werden aber „meist von ausländischen Kapitalgebern angeführt oder sogar ausschließlich von ihnen getragen“, heißt es in einem Positionspapier des Bitkom. „Deutsche Wagniskapitalfonds, die große Finanzierungsrunden stemmen können, sind rar.“

Der Zukunftsfonds soll insbesondere große Versicherungen und Pensionsfonds dazu bringen, Risikokapital bereitzustellen. Solche großen institutionelle Anleger verfügen zwar durchaus über erhebliche Mittel. Aber regulatorische Vorgaben und der hohe Verwaltungsaufwand schrecke diese potenziellen Kapitalgeber ab, so der Bitkom.

Dies stelle „einen großen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Ländern dar“, betonte der Verband. „Zwischen 2014 und 2018 stammten in Deutschland lediglich fünf Prozent der Investitionen in Risikokapital-Fonds von solchen Anlegern, während in den USA private und öffentliche Pensionsfonds zu den größten Investoren in Venture Capital und Private Equity gehören.“

Der Fonds solle nach dem sogenannten „Wasserfall“-Modell organisiert werden, schlägt der Bitkom vor: Dabei werde nach staatlichen „Junior“- und privatwirtschaftlichen „Senior“- Anteilen unterschieden. „Weil die Senior-Anteile an den Rückflüssen vorrangig profitieren, wird das Ausfallrisiko für die institutionellen Anleger reduziert“. Bitkom-Präsident Achim Berg meint: „Dieses Modell ist auch aus beihilferechtlichen Gründen aktuell am einfachsten umzusetzen. Die Bundesregierung sollte sich in Brüssel aber dafür einsetzen, dass es bei der Förderung von Zukunftstechnologien mit staatlicher Beteiligung künftig mehr Handlungsfreiheit gibt.“

Autor: hw

Quelle: Bitkom

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt