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Sonderförderung für die Mikroelektronik

Montage: Alexander Eylert

60 Millionen Euro fließen beim ECSEL-Programm 2015 in Mikroelektronik-Projekte mit sächsischer Beteiligung. Montage: Alexander Eylert. Montage: Alexander Eylert

Subventionswettlauf erschien lange zu riskant

Dresden, 1. Februar 2019. Nach der Siemens-Megabit-Projekt und dem Ende der DDR mitsamt ihrem Mikroelektronik-Programm behandelten viele Politiker die Halbleiter-Industrie eher stiefmütterlich: Allzu hoch erschienen die Kosten und Risiken der Idee, in dieser kapitalintensiven Branche mit Steuergeldern eine deutsche Führungsposition erkaufen zu wollen – zudem sich schon unter Helmut Kohl und dann auch unter Angela Merkel eher wirtschaftsliberale, wettbewerbsorientierte Positionen in der Wirtschaftpolitik dominierten.

KET-Revival: Rolle der Halbleiterei als Querschnitts-Technologie wiederentdeckt

Nicht zuletzt auf Drängen der Sachsen, die ihren Mikroelektronik-Nukleus aus DDR-Zeiten mit Subventionen und anderen Eingriffen über die Wende hinweg erhielten und ausbauten, ist mittlerweile wieder ein Paradigmenwechsel eingetreten: Inzwischen überwiegt auch in Berlin und Brüssel wieder die Vorstellung, dass ausgewählte Schlüssel- und Querschnittstechnologien so entscheidend für die  Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Industrien sind, dass sie auch einer besonderen Förderung bedürfen. Dass die Mikroelektronik zu diesen besonders förderwürdigen „Key Enabling Technologies“ (KET) alias Schlüsseltechnologien gehört, ist derzeit in Dresden, Berlin und Brüssel weitgehend unbestritten. Daher haben EU, die deutsche Bundesregierung und die sächsische Landesregierungen eine Reihe von Instrumenten geschaffen, um diese Sonderzuschüsse in die Halbleiterbranche fließen zu lassen, ohne europäisches Wettbewerbsrecht zu brechen. Der Oiger stellt eine Auswahl dieser Instrumente hier vor:

Wirtschaftspolitische Instrumente für die deutsche Halbleiter-Branche

IPCEI

steht für „Important Project of Common European Interest“ und lässt für strategische Investitionen, die für ganz Europa wichtig sind, höhere Subventionen zu als bisher wettbewerbsrechtlich zulässig war. Im Regelfall sind das bis zu 30 Prozent der Investitionssumme. Für seine neue Milliarden-Fabrik in Dresden darf Bosch also auf bis zu 300 Millionen Euro Beihilfen hoffen.

Mehr Informationen: clustercollaboration.eu/tags/ipcei

Deutsche Mikroelektronik-Milliarden:

2017 hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Förderprogramm aufgelegt, das bis 2020 mit einer Milliarde Euro dotiert ist und vor allem IPCEI-Projekte finanziell absichern soll. Hinzu kommen weitere Mittel aus diversen Töpfen. Für 2018 stehen damit für IPCEI-Projakte 300 Millionen Euro im Bundes-Haushaltsplan, für 2019 und die folgende Jahre weitere 1,2 Milliarden Euro. Das wären für Deutschland in Summe 1,5 Milliarden Euro, die Investitionen im Wert von insgesamt rund 4,7 Milliarden Euro unterstützen sollen. Zum Vergleich: Frankreich kalkuliert mit IPCEI-Projekten im Gesamtvolumen von 4,9 Milliarden, Italien mit rund fünf Milliarden und Großbritannien mit etwa 270 Millionen Euro Schlüsselinvestitionen.

Mehr Informationen: beim BMWi unter der Kurzadresse tinyurl.com/y9au9y3d

Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD):

Ein letztlich bundesfinanziertes Programm der Fraunhofer-Gesellschaft, die industrienahe Halbleiter-Entwicklungskapazitäten in Deutschland so bündeln und technisch aufrüsten soll, dass sie zusammen ähnlich komplexe Projekte wie das IMEC in Löwen bearbeiten können. Das Programm ist mit rund 350 Millionen Euro dotiert, von den Sachsen etwa ein Drittel (100,8 Millionen Euro) bekommt.

Mehr Informationen: forschungsfabrik-mikroelektronik.de

ECSEL:

Mit diesem Programm unterstützt die EU ausgewählte Pilotlinien, Entwicklungs- und Vernetzungsprojekte, die die Mikroelektronik-Wertschöpfung in Europa stärken können, Auch Sachsen ist seit den ersten Projektstarts 2015 mit dabei, unter anderem mit „AutoDrive“ und „ADMONT“. Die EU hatte ECSEL im Jahr 2014 gestartet und damals mit 4,8 Milliarden Euro dotiert. Organisiert ist ECSEL als privat-öffentliche Partnerschaft (Public-Private Partnership = PPP).

Mehr Informationen: ecsel.eu

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt