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Film „Frontier“: Per Zeitstrudel in die Schlacht um Leningrad

Ist plötzlich von pädagogischen Zeitstrudeln umgeben: Gier-Investor Michael (Pavel Priluchny). Szenenfoto aus "Frontier": Sony Pictures

Ist plötzlich von pädagogischen Zeitstrudeln umgeben: Gier-Investor Michael (Pavel Priluchny). Szenenfoto aus „Frontier“: Sony Pictures

Russischer Zeitreise-Agitprop fürs deutsche Heimkino

Die wachsende Distanz des neuen, gierigen, kapitalistischen Russlands, in dem allein Profit zählt, von seinen heldenhaften sowjetischen Wurzeln ist ein Grundthema des russischen Zeitreise-Dramas „Grenzgänger“, das nun fürs deutsche Heimkino erschienen ist. Im Zentrum stehen ein Investor, eine traditionsbewusste junge Archäologin – und die Schlacht um Leningrad.

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Die Story: Der Weltkrieg als Bekehrungskurs für gierige Investoren

Michael (Pavel Priluchny) ist ein böser, gieriger Unternehmer, wie er im Buche steht: Er fährt ein deutsches Auto, denkt nur an sich selbst und um seine Schulden bei einem Gangster zu begleichen, will er Kies ausgerechnet dort abbaggern, wo die Leichen jener sowjetischen Helden begraben liegen, die einst Leningrad gegen die Deutschen verteidigten. Das versucht die hübsche Aktivistin Elisabeth (Kristina Brodskaya) zu verhindern. Als sie den Investor in einem alten Unterstand zu bekehren versucht, schleudert ein Zeitstrudel Michael plötzlich in das Jahr 1943, mitten hinein in die Belagerung von Leningrad. Um wieder in seine Zeit zurückzukehren, muss er seine Vorfahren inmitten des Gemetzels finden – und zahlreiche bekehrende Stationen absolvieren.

Es kommt, wie es in der russischen und sowjetischen Agitprop-Filmproduktion oft so kommt: Der gierige Jetztzeit-Kapitalist Mischael wird zum Guten bekehrt, als er sieht, wie sehr sich die Ahnen im Weltkrieg aufgeopfert haben. Szenenfoto aus "Frontier": Sony Pictures

Es kommt, wie es in der russischen und sowjetischen Agitprop-Filmproduktion oft so kommt: Der gierige Jetztzeit-Kapitalist Mischael wird zum Guten bekehrt, als er sieht, wie sehr sich die Ahnen im Weltkrieg aufgeopfert haben. Szenenfoto aus „Frontier“: Sony Pictures

Wie eine Abhak-Liste für den Patriotismusunterricht

Ähnliche Grundkonstruktionen haben schon oft faszinierende Zeitreise-Filme getragen, aber nicht hier: „Frontier“ krankt an seiner allzu vordergründig vorgetragenen patriotisch-pädagogischen Impetus und Schwarzweiß-Malerei. Menschen, Dialoge und Story bleiben an der Oberfläche, wie eine abzuarbeitende Liste für den Geschichtsunterricht. Das mag ein bisschen auch daran liegen, dass sich Regisseur Dmitriy Tyurin dafür entschieden hat, seinen Reisenden die meiste Zeit über wie einen unverletzbaren Geist durch die für ihn fremde Epoche wandeln zu lassen – und das sorgt für Distanz statt Nähe.

Fazit: Distanziert und klischeebeladen

Wenn ein Regisseur unbedingt politische Botschaften loswerden will, kommt meist ein belehrender und innerlich wenig stimmiger und kaum fesselnder Film heraus. So geschehen ist es auch beim „Grenzgänger“: Dmitriy Tyurin will dem Zuschauer vermitteln: „Alles wird gut, wenn sich die Russen wieder auf ihre Wurzeln besinnen und ihre heldenhaften (Ur-)Großeltern besinnen“. Und dabei wedelt er so stark mit dem pädagogischen Zeigefinger, dass zu wenig Kraft für Story, Dramaturgie und Schauspielerführung übrig bleibt. Und das merkt man diesem Zeitreise-Streifen, trotz des an für sich interessanten Plots, eben auch an. Kurz: Muss man nicht gesehen haben.

Kurzübersicht:

  • Titel: „Grenzgänger – Zwischen den Welten“ (russ. Original: „Rubesch“
  • Genre: Zeitreise-Sci-Fi / Weltkriegs-Drama
  • Produktionsland und -Jahr: Russland 2018
  • Regie: Dmitriy Tyurin
  • Darsteller: Pavel Priluchny, Kristina Brodskaya, Alexander Korshunov, Elena Lyadova
  • Preis: 14 Euro (Bluray)

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt