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Nur 6 % Marktanteil für Europas Mikroelektronik

Die Weltmarktanteile der Regionen in der Mikroelektronik ingesamt (grüne Balken), alternativ gemessen nur mit fabriklosen Elektronikfirmen (rot) bzw. jenen Unternehmen wie Intel oder Samsung, die sowohl Chips entwickeln wie auch selbst herstellen (blau). Grafik: IC Insights

Die Weltmarktanteile der Regionen in der Mikroelektronik ingesamt (grüne Balken), alternativ gemessen nur mit fabriklosen Elektronikfirmen (rot) bzw. jenen Unternehmen wie Intel oder Samsung, die sowohl Chips entwickeln wie auch selbst herstellen (blau). Grafik: IC Insights

Selbstgestecktes 20-%-Ziel für EU weiter entfernt denn je

Scottsdale, 22. Juni 2019. Wer die bessere Steuer- und Sensorelektronik in seine Autos, Werkzeugmaschinen und Flugzeuge einbaut, hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Dieser Zusammenhang gilt heute als weitgehend unbestritten. Und durch Trends wie das autonome Fahren, Künstliche Intelligenz und die Elektromobilität wird zum Beispiel in der Autoindustrie der Wertanteil der eingebauten Halbleiter-Technik in den kommenden Jahren weiter steigen.

Mit diesen Wertschöpfungs-Zusammenhängen haben die Sachsen schon seit Jahren argumentiert, um für ihre Elektronikfabriken vor allem in Dresden mehr Förderung zu bekommen. Diese Positionen teilen eigentlich inzwischen auch Berlin und Brüssel. Doch vom 2013 durch EU-Kommissarin Neelie Kroes formulierten Ziel, den europäischen Weltmarktanteil in der Mikroelektronik bis 2020 von zehn auf 20 Prozent zu verdoppeln, ist der Kontinent weit entfernt: Derzeit liegt der europäische Anteil an der globalen Chipindustrie bei gerade mal sechs Prozent. Tendenz: stagnierend bis fallend. Das geht aus einer aktuellen Analyse des US-Marktforschungs-Unternehmens „IC Insights“ aus Scottsdale hervor.

Neelie Kroes. Foto: EU-Kommission

Neelie Kroes. Foto: EU-Kommission

USA bleiben in Führung

Demnach führt weiter mit großen Abstand die US-Halbleiterwirtschaft um Branchenprimus Intel als Leithammel: Den US-Anteil beziffern die Analysten mit 52 Prozent. Danach folgen Südkorea (Samsung, Hynix etc.) mit 27 %, Japan mit 7 %, Europa mit 6 %, Taiwan mit ebenfalls 6 % und China mit 3 %.

In Dresden gefertigter Wafer mit AMD-Vierkernprozessoren. Abb.: GF

Abb.: GF

Trend zur fabriklosen Chipfirma in USA besonders ausgeprägt

Etwas anders das Bild, wenn man sich nur Elektronikunternehmen anschaut, die keine eigenen Fabriken haben („Fabless Companies“), die also Chips nur entwerfen und sie dann bei Auftragsfertigern („Foundries“) wie TSMC in Taiwan produzieren lassen. Dann dominieren die USA den Markt sogar zu zwei Dritteln, während Südkorea und Japan in diesem Segment kaum eine Rolle spielen. Gerade China aber holt in diesem Segment besonders schnell auf.

US-Präsident Donald trump. Foto: Weißes Haus

US-Präsident Donald Trump. Foto: Weißes Haus

Trumps Handelskrieg dürfte Elektronik-Autoarkiekurs in China fördern

Deutlich sichtbar ist jedenfalls, dass Europa weit abgeschlagen und ein reiner Nischenproduzent für Halbleiter geblieben ist – trotz aller Programme wie Ecsel. Absehbar ist bereits jetzt, dass auch die Chinesen die Europäer da bald überholen werden. Denn die Handelskriege von US-Präsident Donald Trumps und dessen jüngstes Huawei-Boykott dürften Xi Jinping und den anderen kommunistischen Staatslenkern in Peking vor die Augen geführt haben, wie empfindlich ein technologisch aufstrebendes Land ist, wenn es von Zulieferungen aus den USA zu abhängig ist.

Autor: hw

Quellen: IC Insight, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt