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Digitalspritze für Instrumentenbau im Vogtland

Besonders den alten Instrumenten widmen sich dei Handwerker im Pianosalon Kirsten in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Neue Materialien und Konzepte sollen altes Handwerk retten

Klingenthal/Markneukirchen, 13. Juni 2019. Um den Musikinstrumenten-Bau im Vogtland mit seinen kleinen Familienbetrieben ins Digitalzeitalter zu retten, haben die Unis Freiberg und Dresden sowie etwa 30 weitere Partner einen Forschungsverbund „iMaTech“ gegründet. Im Fokus stehen neue Materialien für Instrumente, die Fachkräfte-Akquise und neue, digitale Geschäftsmodelle.

Neue Öko-Materialien sollen Blei & Co. an Instrumenten ersetzen

So wollen die Forscher, Ingenieure und Handwerker unter Führung des Instituts für Musikinstrumentenbau (IfM) Klingenthal neue Öko-Materialien für den Instrumentenbau entwickeln. Denn die EU will aus gesundheitlichen Gründen nach und nach verbieten, solche klassischen Werkstoffe wie Nickel, Blei, Chrom, Neusilber zu verwenden. Dies werde „erhebliche Auswirkungen auf den traditionellen Musikinstrumentenbau“ haben, schätzten Forscher vom Institut für Metallformung (IMF) der Bergakademie Freiberg ein. „Das IMF wird sich der Herausforderung stellen und im Bereich ,Material‘ an neuen Werkstoffkonzepten forschen, um den traditionellen Musikinstrumentenbau im Vogtland zu erhalten und für zukünftige Herausforderungen stark zu machen“, erläutert Prof. Ulrich Prahl von der TU Bergakademie Freiberg. „Die neuen Werkstoffen müssen dabei nicht nur gut zu bearbeiten sein, sondern auch den besonderen optischen und vor allem akustischen Ansprüchen genügen, die natürlich bei Musikinstrumenten von besonderer Bedeutung sind.“

Region droht auszubluten

Andere Arbeitsgruppen im „iMaTech“-Verbund wollen sich den Schwerpunkten „Digitalisierung“ sowie „Bildung & Lifestyle“ widmen. Hintergrund ist die besondere Struktur des traditionsreichen Instrumentenbaus im Vogtland. Mit über 126 Werkstätten und zirka 2500 Beschäftigten in der Branche darf sich die Region selbstbewusst ,Zentrum des deutschen Orchesterinstrumentenbaus‘ nennen“, heißt es im Exposé der „iMaTech“-Partner für das Bundesforschungsministerium in Berlin. „Die Bandbreite und Qualität der hergestellten Instrumente sowie der angebotenen Serviceleistungen sind in Deutschland einzigartig.“ Aber: „Aufgrund der demografischen Entwicklung und moderner Berufsbilder fehlen bereits heute Fachkräfte in der Branche. Weitere Vorgänge wie Globalisierung und Digitalisierung führen oftmals dazu, dass kleine familiengeführte Handwerksbetriebe aufgegeben werden. Ein struktureller Wandel in der Region ist zwingend notwendig, um den traditionellen Musikinstrumentenbau zu erhalten und für zukünftige Herausforderungen stark zu machen.“

Autor: hw

Quellen: TU Freiberg, BMBF

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt