Amazon, Volkswagen, Siemens und Wandelbots wollen in neuem Forschungszentrum Qualitätskontrolle mit KI-Hilfe verbessern und vernetzen
Dresden, 20. Juni 2019. Volkswagen hat heute in Dresden nun auch offiziell sein neues Software-Entwicklungszentrum für cloud-gestützte Produktion eröffnet. Gemeinsam mit Amazon, Siemens und der Dresdner Uni-Ausgründung „Wandelbots“ entwickeln in der gläsernen VW-Manufaktur zunächst 30 Spezialisten produktivitätssteigernde Digitalisierungs-Lösungen für den gesamten Konzernverbund. Bis Ende 2020 soll das Team auf 80 Entwickler wachsen – oder vielleicht auch mehr“, hat VW-Softwareentwicklungschef Peter Garzarella angekündigt.
Bilderkennung durch neuronale Netze in der Rechnerwolke
Die Dresdner wollen zum Beispiel die Qualitätskontrolle und Werkstück-Ortung in den Autofabriken stärker automatisieren und dabei fortgeschrittene Digitaltechnologien wie neuronale Netze, maschinelles Lernen, Künstliche Intelligenz und Bilderkennung in Rechnerwolken („Clouds“) einsetzen. „Was wir hier entwickeln, können wir gleich nebenan in der praktischen Produktion austesten“, erklärte Uwe Wieland, der Chef des neuen Zentrums, das offiziell „Software Development Center: Production #Dresden“ heißt und Teil eines internationalen Entwicklungsnetzwerks ist.
Wie ein Technikum für den ganzen Konzern
Dabei fungiert die Manufaktur wie ein Technikum für den ganzen Konzernverbund: Funktionieren die Lösungen im vergleichsweise „gemächlichen“ Dresdner Manufaktur-Takt, können sie später in die zackige Massenproduktion überführt werden – in alle 122 Werke der VW-Gruppe.
Wandelbot lernt Roboter im Eilverfahren an
Beim schnellen Transfer der Dresdner Technologien in andere Fabriken sollen die erwähnten Rechnerwolken helfen, auf die die Amazon-Tochter AWS spezialisiert ist. Ein erstes Vorzeigebeispiel konnte das – in den vergangenen Monaten zusammengetrommelte – Dresdner Entwicklungsteam bereits zum offiziellen Zentrums-Start vorweisen: Sie schicken einen Roboter auf die Produktions-Schuppe, der mit seinen Kamera-Augen die Klebe-Grundierung für Seitenscheiben im eGolf mustert.
Angelernt hat den Stahlkollegen die junge Dresdner Firma „Wandelbots“, die auf solche „Crashkurse“ für Roboter mit Sensorjacken spezialisiert ist. Hat nun der angelernte Roboter die verteilte Grundierungspaste (im VW-Slang „Primerauftrag“ genannt) angeschaut, entscheidet nicht sein Bordcomputer über „Okay“ oder „Fehler“. Vielmehr lädt er die Bilddaten per Funk in vernetzte Rechner hoch, die dann für alle Roboter in allen Fabriken weltweit die Bilderkennung übernehmen. Dabei kommen neuronale Netze zum Einsatz, die Bilder ähnlich wie ein menschliches Gehirn zu analysieren versuchen. Andere Fabriken können sich dann die Software-Lösung einfach per Funk herunterladen und sofort nutzen.
Vodafone und Uni-Labor sollen bei Umstieg auf 5G-Funk helfen
„Als nächstes wollen wir für diese Datenübertragung 5G-Funktechnologie einsetzen“, kündigte Wieland an. „Dabei werden wir mit Vodafone und dem 5G-Lab der TU zusammenarbeiten.“
Weitere Projekte in der Pipeline
Noch steckt das Projekt „Primerauftrag“ in der Lernphase. Aber wenn es ausgereift ist, möchten die Dresdner Entwickler diese Technologie auf weitere Qualitätskontrollen ausweiten, zum Beispiel in der Lackfehler-Erkennung und in einer Produktion, die ganz ohne spezielle Prüfbereiche auskommt. Sowohl der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) und der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) wie auch die VW-Manager selbst erhoffen sich viel von dem neuen Dresdner Zentrum. „Diese Zentrum ist für die Manufaktur ein neues Standbein – und ein wichtiger Baustein im Konzernumbau bei VW“, schätzte VW-Sachsen-Finanzchef Kai Siedlatzek ein.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vor-Ort-Recherchen, VW, LHD, SMWA, Oiger-Archiv
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