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Staat steckt mehr in Forschung, doch Innovatoren-Quote sinkt

Die Grafik zeigt die Forschungsausgaben von Staat und Wirtschaft seit 1992 und die Quote der Unternehmen, die Innovationen hervorbringen. Grafik: Zuse-Gemeinschaft

Die Grafik zeigt die Forschungsausgaben von Staat und Wirtschaft seit 1992 und die Quote der Unternehmen, die Innovationen hervorbringen. Grafik: Zuse-Gemeinschaft

Zuse-Gemeinschaft fordert mehr Förderung für industrienahe Privatinstitute

Berlin, 23. Mai 2019. Die staatlichen Forschungsausgaben in Deutschland haben sich in den vergangenen drei Dekaden zwar fast verdoppelt: von umgerechnet 16,1 Milliarden Euro im Jahr 1992 auf 31 Milliarden Euro. Doch der Anteil der deutschen Unternehmen, die echte Innovationen hervorbringen, ist im selben Zeitraum von 53 auf 36 Prozent gesunken. Darauf hat die Zuse-Gemeinschaft in Berlin hingewiesen.

Zu wenig Technologietransfer

Eine mögliche Erklärung hat dieser Verbund gemeinnütziger industrienaher Privatinstitute jenseits von Fraunhofer, Leibniz, Helmholtz und Planck auch parat: Sie selbst bekommen von der Forschungsförderung von Bund und Ländern kaum etwas ab. Der Technologietransfer in die Praxis leide darunter. Und: „Diesen Transfer leistet die Zuse-Gemeinschaft.“

Deutschland muss besser werden

Für eine Neuverteilung der Mittel plädiert daher Prof. Martin Bastian vom Präsidium der Zuse-Gemeinschaft, der mit dem Würzburger Kunststoff-Zentrum SKZ eben solch ein Privatinstitut leitet. „Während die Forschungsausgaben der Bundesregierung stetig gewachsen sind, ist der Anteil der Unternehmen, die Innovationen hervorbringen, langfristig rückläufig“, warnte er. „Das zeigt: Deutschland muss besser werden beim Einsatz staatlicher Mittel und beim Technologietransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft.“

An Expansion des Wissenschaftssystems nicht teilgehabt

Bedauerlich sei es, dass die Industrieforschung an der Expansion des deutschen Wissenschaftssystems nach 2005 bislang nicht teilgehabt habe“, schätzte Dr. Christian Rammer vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ein. „Für das deutsche Innovationssystem war diese Entwicklung nicht günstig, da ein Pfeiler nicht gestärkt wurde.“

Über die Zuse-Gemeinschaft

Die Zuse-Gemeinschaft, benannt nach dem Computerpionier Konrad Zuse, vertritt die Interessen von 73 deutschen Privatinstituten. Diese Institute sind gemeinnützig organisiert, bekommen aber keine staatliche Gundfinanzierung wie die Institute von Fraunhofer, Leibniz. Helmholtz und Max Planck. Sie finanzieren sich vor allem durch Beiträge von Mitgliedern und Industrie-Aufträge.

Sachsen gründeten ein Jahr früher eigenen Lobby-Verband

Die Zuse-Gemeinschaft entstand 2015, um eine Interessenvertretung für diese – außerhalb ihrer Branchen – oft nur wenig bekannten Institute zu schaffen. Ein Jahr zuvor hatten die Sachsen bereits mit der „Sächsischen Industrieforschungsgemeinschaft“ (SIG) eine ähnliche Vereinigung gegründet, die heute 18 Institute umfasst. Hintergrund: Viele Institute der heutigen Zuse-Gemeinschaft entstanden aus Forschungseinrichtungen der DDR-Industrie. Und viele dieser Einrichtungen befanden sich in Sachsen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Zuse, SIG, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt