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Schlummert im Menschen eine Hirn-Reparaturtruppe?

Der Zebrafisch hat einen Baukasten aus verschiedenen Dummy-Zellen, aus denen er neue Hirnzellen wachsen lassen kann. Visualisierung: DZNE / Caghan Kizil

Der Zebrafisch hat einen Baukasten aus verschiedenen Dummy-Zellen, aus denen er neue Hirnzellen wachsen lassen kann. Visualisierung: DZNE / Caghan Kizil

Dresdner Forscher wollen Selbstheilungs-Rezepte vom Zebrafisch auf Säuger übertragen

Dresden, 23. April 2019. Nach Untersuchungen an Zebrafischen sehen Dresdner Wissenschaftler mögliche neue Forschungsansätze für den Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit. Möglicherweise schlummern demnach im menschlichen Gehirn ähnliche Ersatz-Nervenzellen wie jene, mit denen Zebrafische eigene Nervenschäden reparieren können. Nachdem sie die entsprechenden Ersatzzellen und Signalketten nun beim Fisch identifiziert haben, wollen sie dieses Wissen als nächstes bei Mäusen und später auch bei Menschen anwenden. Das geht aus einer Mitteilung von Forschern der TU Dresden und des „Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen“ (DZNE) hervor, die an der Zebrafisch-Studie beteiligt waren.

Nervenzelltod durch giftige Eiweißreste

Bei ihren Experimenten und Genanalysen fanden die Wissenschaftler in den Tier-Gehirnen acht verschiedene Sorten von Vorläufer-Zellen, aus denen die Fische beschädigte Neuronen nachwachsen lassen. Als sie dort giftige Eiweiß-Reste einschleusten, die für Alzheimer typisch sind, begannen einige dieser Zellarten mit der Reparaturarbeit. Normalweise führen diese als „Amyloid-β-Aggregate“ bezeichneten Eiweiß-Ablagerungen bei Alzheimer-Patienten zum großen Nervenzellen-Sterben und letztlich dazu, dass erkrankte Senioren immer mehr vergessen. Offensichtlich kennt aber der Zebrafisch eine Heilungsmethode. Dabei funktioniert ein Signalmolekül namens „Fibroblasten-Wachstumsfaktor 8“ als eine Art Schalter, der die Neubildung von Neuronen startet.

Dr. Caghan Kizil . Foto: DIGS-BB / TUD

Dr. Caghan Kizil . Foto: DIGS-BB / TUD

Zebrafische und Säugetiere evolutionär verwandt

Da Zebrafische und Säugetiere evolutionär verwandt seien, liege der Gedanke nahe, dass die selben Reparaturmoleküle und -zellen auch versteckt im Menschen schlummern, schätzt Studienautor und Nachwuchsgruppenleiter Caghan Kizil vom DZNE ein. „Wir glauben, dass die Regenerationsfähigkeit auch bei Säugetieren unterschwellig vorhanden ist und dass man sie wachrufen kann“, sagt Kizil. Das wollen er und seine Kollegen nun zunächst an Mäusen ausprobieren. Womöglich könne die Forschergruppe durch Vergleiche auch in Säugetier-Hirnen jene Zelltypen und Signalmoleküle finden und aktivieren, die sie beim Zebrafisch entdeckt hatten.  „Wir hoffen, dass unsere Forschung Strategien aufzeigen wird, wie man die Regeneration auch beim Menschen fördern und wie man dies als neuen Ansatz zur Alzheimertherapie nutzen kann.“

Blick in den Aquarienkeller des Dresdner Max-Planck-Instituts für Genetik: Hier halten die Forscher Hunderte Zebra-Fische für DNA-Experimente. Kooperation mit der Uni ist hier an der Tagesordnung. Abb.: Jürgen Lösel, Mediaserver Dresden

Blick in den Aquarienkeller des Dresdner Max-Planck-Instituts für Genetik: Hier halten die Forscher Hunderte Zebra-Fische für DNA-Experimente. Kooperation mit der Uni ist hier an der Tagesordnung. Abb.: Jürgen Lösel, Mediaserver Dresden

Auf Reparatur konzentrieren, statt auf das Neuronen-Sterben

Letztlich ziele dies auf ganz andere Therapie-Konzepte als bisher: „Ein Großteil der Alzheimer-Forschung konzentriert sich darauf, das Sterben von Neuronen zu verhindern“, schätzt Caghan Kizil ein „Wir verfolgen einen alternativen Ansatz, indem wir anstreben, die Regeneration verlorener Zellen anzuregen.“

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt