News, Wirtschaft, zAufi

KI revolutioniert Gesellschaft so stark wie einst die Elektrifizierung

Wie stark verändert Künstliche Intelligenz unseren Planeten?. Foto: geralt, Pixabay.com, Lizenz: CC0

Wie stark verändert Künstliche Intelligenz unseren Planeten?. Foto: Geralt, Pixabay.com, Lizenz: CC0

Interview mit Christian Kulick von der Geschäftsleitung des Digitalverbandes „Bitkom“ in Berlin

Welche besondere Rolle wird Künstliche Intelligenz (KI) als Technologie für die Gesellschaft sowie speziell für die Wirtschaft in naher Zukunft spielen?

Christian Kulick: Künstliche Intelligenz steht vor dem Durchbruch. Schon in wenigen Jahren wird sich die Technologie in nahezu jedem Produkt und in nahezu jeder Dienstleistung wiederfinden. Die damit verbundenen Chancen für unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft sind riesig. KI ist eine der wichtigsten aktuellen Technologien mit der größten Hebelwirkung auf eine Vielzahl anderer Anwendungen, Technologien und Branchen. Die anstehenden Veränderungen lassen sich allenfalls mit historischen Weichenstellungen wie etwa der Elektrifizierung oder der Verbreitung des Verbrennungsmotors vergleichen.

Bitkom-KI-Experte Christian Kulick. Foto: Bitkom

Bitkom-KI-Experte Christian Kulick. Foto: Bitkom

Wo steht Deutschland es in diesem Technologiesektor im internationalen Wettbewerb und woran mangelt es Deutschland noch?

Christian Kulick: Europa und ganz besonders Deutschland waren in den vergangenen Jahrzehnten in der KI-Entwicklung weltweit in der Spitzengruppe. Nun geben Länder wie die USA und China das Tempo vor. Die EU-Kommission hat nicht zuletzt deshalb Ende April Pläne zur Förderung von Künstlicher Intelligenz vorgestellt. Die Bundesregierung hat vor der Sommerpause Eckpunkte für eine deutsche KI-Strategie vorgelegt. Erklärtes Ziel ist es, eine Führungsrolle bei dieser Schlüsseltechnologie zu erreichen. Das heißt jetzt aber auch: Wer A sagt und an die Weltspitze will, muss auch B sagen und die dazu nötigen Mittel bereitstellen und entschiedene Maßnahmen ergreifen. Viel wollen und wenig tun – das wird nicht funktionieren.

Aber Geld ist nur eine Sache. Es muss uns auch gelingen, einen regulatorischen Rahmen zu schaffen, der neben der KI-Forschung auch die KI-Anwendung ermöglicht. Niemandem ist geholfen, wenn wir vorne Milliarden in die Grundlagenforschung pumpen und dann verbieten, die neuen Technologien auch in der Praxis einzusetzen, etwa in der Medizin. Ohne regulatorische Flankierung besteht die Gefahr, dass alle Investitionen wirkungslos verpuffen.

Welche Beiträge kann Sachsen realistischerweise in diesem Sektor spielen?.

Grundsätzlich gilt: Sachsen hat mit den Regionen um Dresden und Leipzig echte Hot Spots der Digitalbranche zu bieten. So ist Dresden nicht nur ein bedeutender Halbleiterstandort in Europa, sondern auch Vorreiter im Bereich 5G. Zahlreiche Schwergewichte der Branche haben hier Niederlassungen. Leipzig ist zudem nicht nur ein bedeutender Startup-Standort, sondern auch Sitz bedeutender Bildungs- und Forschungseinrichtungen rund um digitale Technologien. Das sind gute Voraussetzungen, um auch bei der Entwicklung von KI-Anwendungen ganz weit vorne mit dabei zu sein. Gleichzeitig müssen Deutschland und Europa im Bereich der Künstlichen Intelligenz ihre Ressourcen konzentrieren: Das Schlechteste, was wir im Wettbewerb mit anderen Nationen tun könnten, wäre eine Vielzahl kleiner, regionaler Institute zu schaffen, und so die Forschungs- und Entwicklungslandschaft zu zersplittern.

 

Interview: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt