Thomas Bohn und andere Risikokapitalisten stecken 2,3 Millionen in Senorics Dresden
Dresden, 19. Dezember 2018. Physiker aus Dresden haben hauchdünne organische Sensoren entwickelt, die erschnüffeln können, ob ein Bier richtig gebraut wird. Dafür setzt die Uni-Ausgründung „Senorics“ die Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIR) ein. Nun sind Risikokapitalisten auf das junge Unternehmen aufmerksam geworden und investieren 2,3 Millionen Euro.
Ex-Saxoprint-Manager stecken Geld in TU-Ausgründung
Beteiligt sind der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS), Ventura Investment GmbH sowie die „Tudag TU Dresden Aktiengesellschaft“. Hauptinvestor Ventura ist übrigens ein Beteiligungsunternehmen, das von Thomas Bohn und Frank Schenk von den – inzwischen verkauften – Dresdner Firmen Saxocom AG und Saxoprint GmbH gegründet wurde. „Mit unserer Beteiligung an der Senorics wollen wir für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Dresden an der Chance auf eine weitere Erfolgsgeschichte mitwirken“, erklärte Ventura-Geschäftsführer Frank Schenk, der selbst auch ein Absolvent der Technischen Universität Dresden war. Die Senorics-Experten wiederum wollen das Geld der Risikokapitalisten einsetzen, um ihre Sensoren für weitere Einsatzfelder serienreif zu machen.
Sensoren für Analysen, die früher nur im Labor möglich waren
„Mit unseren preiswerten und kompakten NIR-Messgeräten ermöglichen wir Analysen, die heute nur im Labor mit teuren, großen und empfindlichen Spektrometern möglich sind“, betonte Senorics-Chef Dr. Ronny Timmreck. „Kurzfristig möchten wir so diese leistungsfähige Analysetechnologie in industrielle Anwendungen wie Prozessüberwachung oder mobile Qualitätskontrollen in der Agrar- und Lebensmittelindustrie bringen. Mittelfristig wollen wir dann durch spezialisierte Consumer-Produkte auch Endverbrauchern wie bspw. Hobbybrauern oder Diabetikern diese Analysen ermöglichen.“
Organische Schichten analysieren mit Infrarot-Licht
Dr. Ronny Timmreck, Robert Langer, Dr. Robert Brückner und Dr. Matthias Jahnel hatten die Senorics GmbH 2017 aus dem Leo-Lehrstuhl am Photophysik-Institut IAPP der TU ausgegründet. Spezialisiert sind sie auf dünne und biegsame organische Elektronik und Leuchten (Oleds), die sie zu Spektroskopie-Sensoren auf kleinstem Raum kombinieren: Die Oleds senden die Infrarot-Strahlen aus, die von der Biermaische, einem Apfel, der Haut eines Patienten oder anderen zu untersuchenden Objekten leicht verändert und reflektiert wird. Aus diesem Lichtmuster lassen sich dann Rückschlüsse auf die Zusammensetzung, Temperatur oder mechanische Stabilität des Objektes gewinnen.
Erster Anwendungsfall ist und bleibt das Bier
Als ersten Kundenkreis wollen die Dresdner Brauereien gewinnen. Denn ihre Sensoren können während des Herstellungsprozesses in Echtzeit den Alkohol- und Zuckergehalt der Maische ermitteln, aus der das Bier entsteht. Dadurch lassen sich qualitätsbestimmende Parameter während des Brauprozesses nachregulieren, um zu einem besseren Bier zu kommen.
Autor: Heiko Weckbrodt
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