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Mathehilfe für Krebskranke

Dr. Ingmar Glauche (links) und Prof. Ingo Röder vom Institut für Medizinische Biometrie und Statistik der TU Dresden entwickeln gemeinsam mathematische Modelle, um die Therapie von Leukämiepatienten zu verbessern. Foto: MF/TUD

Dr. Ingmar Glauche (links) und Prof. Ingo Röder vom Institut für Medizinische Biometrie und Statistik der TU Dresden entwickeln gemeinsam mathematische Modelle, um die Therapie von Leukämiepatienten zu verbessern. Foto: MF/TUD

Dresdner Modellrechnung: CM-Leukämie bleibt meist auch mit weniger Medikamenten unter Kontrolle

Dresden, 18. Dezember 2018. Die allermeisten Patienten mit einer „Chronischen Myeloischen Leukämie“ (CML) könnten den Krebs auch mit weniger Medikamenten dauerhaft in Schach halten. Zu dieser Folgerung sind Mathematiker der TU Dresden, der staatlichen Universität Itajubá in Brasilien und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) aufgrund von Modellrechnungen gekommen. Das hat die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden mitgeteilt.

Krebsmedikamente können Wachstum von Kindern hemmen

Für die Betroffenen würde solch eine Dosis-Senkung auch die Nebenwirkungen reduzieren. Wichtig wäre das vor allem für junge Patienten: CML-Kranke müssen ein Leben lang sogenannte „Tyrosinkinase-Inhibitoren“ (TKI) einnehmen. Diese Medikamente können unter anderem deren Wachstum verzögern, aber auch Probleme im Herz-Kreislaufsystem, an der Lunge oder im Magen-Darm-Trakt verursachen.

Bis zu 90 % könnten Dosis halbieren

„Wir konnten mithilfe unseres mathematischen Modells nun vorhersagen, dass die Medikamentendosis bei einer sehr großen Patientengruppe – im Fall der analysierten Studiendaten bei 80 bis 90 Prozent – um die Hälfte reduziert werden könnte, ohne die Wirkung des Medikaments zu beeinträchtigen“, erklärte Dr. Ingmar Glauche vom Institut für Medizinische Biometrie und Statistik der TU Dresden.

Verhältnis aktiver und Inaktiver Krebszellen verschiebt sich

„Bildlich gesprochen haben wir zwei Töpfe mit unterschiedlichen Krebszellen – aktive und ruhende“, ergänzte Instituts-Direktor Prof. Ingo Röder. „Schon nach einer relativ kurzen Therapiedauer von etwa einem Jahr ist der Topf mit den aktiven Zellen weitgehend leergeräumt. Unser Modell lässt den Schluss zu, dass dann auch eine viel geringere Medikamentendosis ausreichend ist, um die Zellen, die nach und nach aus dem ruhenden Topf in den aktiven Topf wechseln, zu attackieren und die Krankheit so langfristig unter Kontrolle zu halten. Die Hälfte der bisher verwendeten Standarddosis dürfte hierbei bei der Mehrzahl der Patienten ausreichend sein.“ Nun wollen die Forscher ihre theoretischen Voraussagen in klinischen Studien überprüfen.

Systemmedizin setzt auf mathematische Methoden

Nach Einschätzung der Uni-Experten verdeutlicht diese Modellrechnung zugleich das Potential der Systemmedizin. Diese Disziplin zielt darauf, analytische oder rechnergestützte Methoden für das Verständnis komplexer biologischer Systeme zu nutzen, um eine personalisierte Medizin zu fördern.

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt