Dänische Krimiserie über ein windiges Unternehmen, das Luftschlösser aus Öko-Verheißungen baut
Nach Mord, Totschlag und Regierungsintrigen haben sich die Macher von „Borgen“ und „Kommissar Lund“ diesmal auf die Wirtschaftskriminalität verlegt. In der dänischen Krimiserie „Follow the Money“ nehmen sie eine Industrie aufs Korn, die oft und gern zu den „Guten“ gezählt wird: Das Geschäft mit „Erneuerbaren Energien“ skizzieren sie in ihrer fiktiven Geschichte als ein windiges Kartenhaus, das nur Subventionen, Scheinbilanzen und Öko-PR ventiliert.
Werbevideo:
Die Story: Alles beginnt mit einem Arbeitsunfall
Anfangs sieht es nach einem Routinefall für den Ermittler Mads Justesen (Thomas Bo Larsen) aus: Ein ukrainischer Leiharbeiter wird tot aus der See vor einer dänischen Bohrinsel gefischt – ein Unfall beim Schweißen, wie es aussieht. Doch hinter dem Unfall steckt System, wie der Polizist bald feststellt: Um seinen neuesten Windpark noch schnell vor dem geplanten Börsengang fertig zu bekommen, setzt Dänemarks größter Ökoenergie-Konzern „Energreen“ seine Auftragnehmer massiv unter Zeitdruck, der Arbeitsschutz bleibt dabei auf der Strecke. Und das ist nur ein peripherer kleiner Ausläufer eines viel größeren Sumpfes in diesem „Vorzeige-Unternehmen“, wie Mads feststellt, als er mit der Wirtschafts-Kripo zusammenarbeitet: Das Imperium von Energreen-Chef Alexander Sødergren (Nikolaj Lie Kaas, bekannt u. a. aus „Erbarmen“ und „Schändung“) ist anscheinend nur auf Lug und Betrug aufgebaut, auf Manipulationen, Machtgier und Mord.
Stilistik: Geschickt verwobene Geschichten von „echten“ Menschen
Die Serie beginnt schon mit einem starken Vorspann, in denen den Protagonisten im wörtlichen Sinne bald das Wasser bis zum Hals steht. Und wie von den Skandinaviern im Allgemeinen und den „Borgen“-Machern im Besonderen gewohnt, agiert auch in „Follow the Money“ ein starkes Schauspieler-Ensemble in einer Story, in der Gesellschaftskritik sowie dienstliche und private Entwicklungslinien geschickt miteinander verwoben sind – und nicht nur so Alibi-mäßig hineingepresst wie in vielen US-Thrillern. Schwer fällt es da, „die Guten“ und „die Bösen“ scharf zu trennen: Geschichten von echten Menschen eben.
Irgendwie versteht man sogar, wie sich die kleinen und großen Betrüger hier, getrieben von einer unaufhaltsamen Eigendynamik, immer tiefer und tiefer in Lügen und Verbrechen verstricken. „Nicht der Fall tötet Dich, sondern der Aufprall“, sagt Energreen-Chef Sødergren an einer Stelle, als er v ersucht, seine junge Chefjuristin wieder auf Linie zu bringen. Und die sieht für sich auch keinen Weg zurück mehr – zu tief ist sie schon in Sødergrens Machenschaften verstrickt.
Fazit: Wirtschaftskriminalität mal anders
Nicht ganz so unmittelbar aufregend wie „Kommissar Lund“, was sicher in der Natur von Wirtschaftskriminalität liegt – aber dennoch sehr faszinierend und stark inszeniert.
Zahlen & Fakten:
- Titel: „Follow The Money” (Original: „Bedrag”
- Produktionsort und -jahr: Dänemark 2016
- DVD-VÖ: 27. April 2018
- Umfang: 1. Staffel auf 2 BDs oder 4 DVDs, insgesamt 580 Minuten
- Mit: Nikolaj Lie Kaas, Thomas Bo Larsen, Claes Ljungmark u. a.
- Extras: leider keine Dokus zum Film, nur Trailer
- Preis: ca. 25 Euro (DVD-Box)
Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt
Werbung:
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!