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Ende 2019 entsteht Carbonhaus „Cube“ in Dresden

Forscher der TU Chemnitz haben gemeinsam mit den Kollegen der TU Dresden solche Pavillons aus Carbonbeton konstruiert, um zu zeigten, welche neuen Leichtbauweisen durch Kohlefasern möglich werden. Foto: Dr Sandra Gelbrich, TU Chemnitz

Forscher der TU Chemnitz haben gemeinsam mit den Kollegen der TU Dresden solche Pavillons aus Carbonbeton konstruiert, um zu zeigten, welche neuen Leichtbauweisen durch Kohlefasern möglich werden. Foto: Dr Sandra Gelbrich, TU Chemnitz

Dresdner Bauingenieure stellen Zukunftsprojekt bei den „9. Carbon- und Textilbetontagen“ vor

Dresden, 30. September 2017. Ende 2019 wird in Dresden das weltweit erste funktionsfähige Carbonbeton-Haus entstehen. Diese zweistöckige „Cube“ soll auf 200 Quadratmetern demonstrieren, welche neuen und ressourcensparende Architekturen mit Beton möglich ist, der mit Kohlenstoff-Fasernetzen (Carbon) verstärkt ist statt mit dem schweren und rostanfälligen Stahl.

Herstellung Carbongarn.Ein Garn besteht aus bis zu 50.000 einzelnen Fasern. Foto: Jörg Singer

Herstellung Carbongarn.Ein Garn besteht aus bis zu 50.000 einzelnen Fasern. Foto: Jörg Singer

Doppelt so viele Tagungsteilnehmer wie im Vorjahr

Vorgestellt haben dieses und weitere Projekte die Bauingenieure der TU Dresden während der „9. Carbon- und Textilbetontage“ am 26. und 27. September in Dresden. Insgesamt rund 350 Bauwirtschafts-Experten – und damit doppelt soviele wie im Vorjahr – hatten während dieser Tagung in Dresden diskutiert, wie sich Stahlbeton durch leichtere, moderne Bauwerkstoffe ersetzen lässt.

Prof. Manfred Curbach. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Manfred Curbach. Foto: Heiko Weckbrodt

Weltweit werden jährlich 8 Milliarden Kubikmeter Beton verbaut – Professor: So geht’s nicht weiter

„Es geht um viel“, betonte Prof. Manfred Curbach vom Dresdner Institut für Massivbau. „Genau gesagt: um acht Milliarden Kubikmeter Beton, die weltweit jährlich verbaut werden.“ Dies hängt einerseits mit der wachsenden Bevölkerung der Erde zu tun, aber auch mit den Baubooms in aufstrebenden Volkswirtschaften jenseits der Industrieländer. Und dieser globale Bauboom hat auch einen – manchmal ganz wörtlichen – Wettlauf um die Ausgangsstoffe klassischen Stahlbetons ausgelöst, nämlich Zement, Sand, Wasser und Stahl.

Carbonbeton-Fassade eines Bürogebäudes in Dresden. Foto. Jörg Singer

Carbonbeton-Fassade eines Bürogebäudes in Dresden. Foto: Jörg Singer

Mancherorts klauen sich Bauleute bereits gegenseitig den Sand

„In einigen Weltgegenden wird Bausand bereits knapp“, erzählt der Dresdner Bauexperte. „Mancherorts klauen sich die Bauleute schon gegenseitig den Sand von den Baustellen.“ Auch sei viele gar nicht klar, wie stark die Bauindustrie an Ressourcenverbrauch und Treibhausgas-Produktion beteiligt seien. „6,5 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes gehen auf die Zementherstellung zurück“, sagte Curbach. „Wir können so einfach nicht mehr weiterbauen.“

Demonstratoren, Vergleich Stahl-und Carbonstab sowie Textilbeton. Foto: filmaton.tv

Demonstratoren, Vergleich Stahl-und Carbonstab sowie Textilbeton. Foto: filmaton.tv

80 Prozent des Betons durch Kohlefasern einsparbar

Als Alternative empfiehlt er den an der TU Dresden wesentlich mitentwickelten Carbon-Beton, der seine Stabilität durch Kohlenstoff-Netzen statt Stahl bekommt. Und weil diese Carbon-Bewehrung wesentlich leichter, rostumpfindlich und (bei gleicher Dicke) mechanisch beanspruchbarer als Stahl ist, können damit im Umkehrschluss bis zu 80 Prozent des sonst verbauten Betons eingespart werden. Wände, die vorher in zehn Zentimetern Dicke ausgeführt werden mussten, brauchen in Karbonbeton nur noch zwei Zentimeter Dicke, versichert Curbach. Auch seien damit gekrümmte Flächen und ganz neue, federleicht anmutenden Dachkonstruktionen möglich.

Deutsche Baurichtlinien kennen Carbonbeton noch nicht

Größtes Hemmnis, um Carbonbeton einzusetzen, ist inzwischen nicht mehr der Preis: Im Land der Regelungswut, auch Deutschland genannt, kommt Carbonbeton in den gängigen Baurichtlinien einfach nicht vor – und kann dadurch bisher nur für Versuchsbauten eingesetzt werden. „Wir brauchen da neue Richtlinien“, fordert Curbach.

Ursprünglich wollte die TU den Forschungsschwerpunkt Carbonbeton mit Bundesförderung zu einem Exzellenz-Cluster ausbauen. Weil dafür aber keine Fördergelder mehr in Aussicht sind, wollen sich Uni und Freistaat nun um andere Finanzierungsquellen bemühen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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