5000 Teilnehmer erwartet: Physiker fordern eine Kultur des Zuhörens ein
Dresden, 17. Februar 2017. Tausende Wissenschaftler aus aller Welt werden im März nach Dresden pilgern, um hier über die neuesten Erkenntnisse der Festkörperphysik auszutauschen – und „ein Signal für Weltoffenheit und Toleranz setzen, die Grundpfeiler für eine unvoreingenommene Forschung sind“. Dies geht aus einer Ankündigung der „Deutschen Physikalischen Gesellschaft“ hervor, die mit ihrer DPG-Frühjahrstagung den größten Physikerkongress Europas vom 19. bis zum 24. März 2017 in den Hörsälen der TU Dresden ausrichten wird.
DPG-Präsident für rationalen Diskurs ohne ideologische Scheuklappen
„Wissenschaftlicher Austausch ist von zentraler Bedeutung für die heutige Gesellschaft“, betonte DPG-Präsident Rolf-Dieter Heuer mit Blick auf die bevorstehende Tagung in Dresden. Für wissenschaftliches, kreatives und kritisches Denken sei indes ein gesundes soziales Umfeld unerlässlich: „Der freie Austausch von Meinungen, eine Kultur des Einander-Zuhörens, eines Diskurses mit rationalen Argumenten ohne ideologische Scheuklappen sind Grundvoraussetzungen für echte Wissenschaft.“
Aufbruch zu einer neuen Physik
Im fachlichen Fokus der Tagung werden beispielsweise neue physikalische Ansätze für die Nanoelektronik von Morgen stehen, aber auch die ganz eigene Physik eindimensionaler Materialien, seltsame Phasenübergänge und Magnet-Phänomene in Festkörpern oder auch innovative Forschungsgeräte, die bisher nicht direkt beobachtbare Prozesse der atomaren und molekularen Welt plötzlich für den Menschen sichtbar machen. Auch schweift der interdisziplinäre Blick der Physiker über den eigenen Tellerrand, hinein in die Biologie und in die Gesellschaftswissenschaften. Spezielle Angebote richten sich an Studenten und Lehrer.
Schottky-Preis für Rossendorfer Forscher
Besondere Ehren werden auch Wissenschaftlern der Gaststadt zuteil. So bekommt Dr. Helmut Schultheiß vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) während der Tagung den „Walter-Schottky-Preis 2017“ verliehen. Am 22. März wird er in einem Vortrag seine Arbeit an magnetischen Quasi-Teilchen vorstellen.
Die Physik im Raumschiff Enterprise
Zudem möchten die Physiker auch Laien an ihren Erkenntnisse teilhaben lassen und dabei ein wenig in die Zukunft schauen. So wird Prof. Metin Tolan von der Uni Dortmund am 19. März im TU-Hörsaalzentrum an der Bergstraße ab 18.45 Uhr über „Die Star Trek Physik“ referieren und die Frage zu beantworten versuchen „Warum die Enterprise nur 158 Kilo wiegt“. Am 21. März treten junge Forscher ab 20 Uhr im Audimax der TU Dresden zum „Einstein-Slam“ an: In möglichst originellen und allgemeinverständlichen Zehn-Minuten-Präsentationen wollen sie versuchen, die Zuschauer für ihre Forschungen zu begeistern.
MRT: Filme statt nur Fotos vom Patienten aus der Röhre
Ebenfalls an ein breites Publikum richtet sich Prof. Jens Frahm vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie Göttingen, wenn er am 20. März ab 20 Uhr an gleicher Stelle in einem öffentlichen Abendvortrag „Magnetresonanz-Tomografie in Echtzeit” vorstellt: Denn diese bildgebende Diagnostik-Technik ist zwar schon lange bekannt, weltweit werden jährlich etwa 100 Millionen MRTs erstellt.
Inzwischen gibt es neue Geräte-Generationen, die nicht nur statische Bilder anfertigen, sondern auch die bewegten Vorgänge im Innern der Patienten-Körper filmen können. Diese Videos mit bis zu 100 Bildern pro Sekunde eröffnen den direkten Blick auf das schlagende Herz, auf den Blutfluss in den Gefäßen, auf Sprech- oder Schluckvorgänge. Prof. Frahm: „Der Vortrag wird die technische Lösung beschreiben, viele Beispiele aus dem Körper zeigen und einen Blick in die Zukunft werfen.“
Autor: Heiko Weckbrodt
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