Gartner: Ära des zweistelligen Wachstums ist vorbei
Stamford, 3. April 2016. Die Smartphones verlieren ihren Status als Wachstumslokomotive für die globale Elektronikindustrie: Im Jahr 2016 wird der Smartphone-Absatz nur noch um sieben Prozent auf 1,5 Milliarden verkaufte Geräte zulegen und damit deutlich schwächer wachsen als in den vergangenen Jahren. Das hat das US-amerikanische Marktforschungs-Unternehmen „Gartner“ aus Stamford prognostiziert. Rechne man klassische Handys noch mit ein, werden laut Prognose rund 1,9 Milliarden Mobiltelefone verkauft.
Smartphone-Markt taktet sich mit Wirtschaftslage ein
„Die Ära der zweistelligen Wachstumsraten für den globalen Smartphone-Markt nähern sich dem Ende“, schätzte Gartner-Forschungsdirektor Ranjit Atwa ein. „In der Vergangenheit hatten verschlechterte wirtschaftliche Rahmenbedingungen kaum Einfluss auf den Smartphone-Absatz gehabt. Doch das ist nicht länger der Fall.“ In China und Nordamerika mache sich diese Trendwende besonders bemerkbar. Dort rechnet er nur noch mit jährlichen Wachstumsraten von 0,7 beziehungsweise 0,4 Prozent für die Smartphone-Verkäufe.
Auch PC-Krise setzt sich fort
Der Boom der Computertelefone (Smartphones) und der Tablettrechner (Tablets) hatte weltweit für viele (aber nicht alle) Unternehmen der Elektronikindustrie die Umsatzeinbrüche im PC-Markt zunächst lange ausgleichen können. Der Tablet-Boom war bereits vor etwa zwei Jahren abgeflaut, nun folgt auch der Hauptwachstumsträger, der Smartphone-Markt. Dies ist für die Halbleiterbranche ein ernstes Problem, denn derweil setzt sich auch die Absatzkrise für klassische Personalcomputer (PCs) fort. So rechnet Gartner für 2016 nur noch mit 228 Millionen verkauften Desktop-PCs und Notebooks. Das wären dann rund 6,4 % weniger als im Vorjahr.
Für 2018 erwarten die Analysten, dass dann nur noch 216 Millionen PCs und klassische Notebooks verkauft werden. Allerdings rechnet Gartner damit, dass ab 2017 neue, attraktivere Computer-Designs auf den Markt kommen, die wieder für gewisse Impulse sorgen könnten. Die Impulse sollen dabei vom Betriebssystem Windows 10 in Kombination mit Intels neuer „Skylake“-Chiparchitektur (optimiert auf wenig Stromverbrauch bei starker Multimedia-Leistung) kommen.
Umstrittener Hoffnungsträger „Internet der Dinge“
Viele Unternehmen aus der Mikroelektronik hoffen aber vor allem auf neue Umsatzimpulse durch das sogenannte „Internet der Dinge“ (IoT), also auf die massenhafte Vernetzung nicht nur vor PCs und Smartphones, sondern auch von intelligenten Textilien, Computeruhren, internetfähigen Fernsehern und anderen Geräten. Als ausgemachte Sache gilt aber auch, dass die dafür benötigte IoT-Elektronik nicht nur extrem stromsparend (mit Blick auf Akkulaufzeiten) sein muss, sondern auch extrem billig. Wie groß daher die Umsatzimpulse für die Branche sein werden und ob und wann das „IoT“ überhaupt zum Massenphänomen wird, gilt daher durchaus noch als umstritten.
Auch Industrie 4.0 soll für Impulse sorgen
Mehr Wertschöpfung und bessere Gewinnspannen sind da schon im professionellen Teilsegement des „Internets der Dinge“, in der „Industrie 4.0“ zu erwarten. Aber auch hier ist die Ungewissheit noch groß, wann die damit realisierbaren hochautomatischen und vernetzten Roboterfabriken wirklich entstehen.
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