Phisher-E-Mails immer schwerer als Fälschungen erkennbar
Dresden, 13. Januar 2015. Trotz immer neuer Verbraucherschutz-Gesetze ist es nicht gelungen, Online-Betrüger und zwielichtigen Geschäftemachern im Internet einen Riegel vorzuschieben. Das haben Robert Hoyer, der Leiter der Verbraucherschutz-Beratungsstelle Dresden, und Verbraucherberaterin Anne Gündel eingeschätzt.
Kaum noch Rechtschreibfehler oder andere Schnitzer der Passwort-Abschöpfer
So würden gerade die Phisher (betrügerische Passwort-Fischer) im Internet immer raffinierter vorgehen, sagte Robert Hoyer. „Deren gefälschte E-Mails sind kaum noch als solche zu erkennen, sie werden den Originalen immer täuschender nachgebaut.“ Erst letztens habe er eine falsche Amazon-Rechnung begutachtet, die sein eigener Vater bekommen hatte und die von einer echten Rechnung kaum noch zu unterscheiden war: Die Phisher von heute bauen eben nur noch selten leicht erkennbare Rechtschreibfehler oder kyrillische Sonderzeichen in die E-Mails ein, mit denen sie die Empfänger verleiten wollen, zum Beispiel Konto-Zugangsdaten für ihre Online-Bank, bei PayPal oder Amazon preiszugeben.
Phishing-Radar eingerichtet
Wegen der Fülle solcher betrügerischen Online-Attacken haben die sächsischen Verbraucherschützer inzwischen auf ihrem Internetportal ein spezielles „Phishing-Radar“ eingerichtet, das aktuell zirkulierende Betrugs-E-Mails beschreibt.
Abo-Abzocke in Online-Partnerbörsen: Aus Supersparangebot werden schnell 90 Euro pro Monat
Aber auch Abo-Abzocke macht den Dresdner Verbraucherschützern weiter Sorgen. „Eine Zeit lang hatten wir gedacht, das hat sich nun langsam erledigt,“ sagte Verbraucherberaterin Anne Gündel heute während der „Jahresbilanz 2015“ der Beratungsstelle in Dresden. Denn bereits Mitte 2012 hatte der Bundesgesetzgeber die sogenannte „Button-Lösung“ eingeführt, laut der im Internet abgeschlossene Abonnements nur dann rechtlich Bestand haben, wenn der Verbraucher auf einen elektronischen Knopf („Button“) drückt, auf dem gut lesbar steht „zahlungspflichtig bestellen“ (oder ein ähnlicher eindeutiger Text). Zudem müssen in unmittelbarer Nähe zu diesem Knopf die Folgekosten gut lesbar ersichtlich werden. Aber die Ideen der Abzocker sind offensichtlich unerschöpflich: Manche platzieren die Preisinformationen so auf der Internetseite, dass der Besucher sie erst sehen kann, wenn ganz nach unten scrollt, andere nutzen kleine Lücken in den Gesetzesformulierungen aus.
In jüngster Zeit habe das Beratungszentrum vor allem viele Abzocke-Fälle rund um Online-Partnervermittlungsbörsen auf den Tischen gehabt, berichtete Anne Gündel: „Den Leuten wird da ein ,Supersparangebot’ für einen Euro angepriesen und erst hinterher stellt sich heraus, dass sie damit ein richtig teures Abo für 90 Euro im Monat abgeschlossen haben.“
Smartphone-Spiele bauen teure 0900er-Verbindungen auf
Ebenfalls ein großes Problem seien die versteckten Kostenfallen, die in manchen Online-Spielen aufgespannt sind und in die vor allem Minderjährige tappen, ergänzte Zentrums-Leiter Robert Hoyer. Oft handele es sich dabei um Games, die auf Smartphone spielbar sind, und die dem Spieler per In-App-Kauf kleine Zusatzfunktionen oder „nützliche“ Spielgegenstände offerieren. Abgewickelt werden diese Käufe dann über teure 0900er-Telefonnummer, die das Smartphone anwählt.
Einfache Fragen beantwortet heute das Netz – die komplexen Probleme landen bei den Verbraucherschützern
Dabei sind Betrügereien und zweifelhafte Geschäftspraktiken im und rund um das Internet nur ein Schwerpunkt des Beratungszentrums Dresden: Auch der Beratungsbedarf der Bürger mit Blick auf Bank-Entgelte, Bausparverträge, Versicherungsverträge, Energiekosten und Gewinnspiele sei weiter groß, schätzte Robert Hoyer ein. Insgesamt haben die Verbraucherschützer vom Dresdner Zentrum am Fetscherplatz im Jahr 2015 rund 5600 Kunden beraten. Das waren etwa 16 % weniger als im Vorjahr. Hoyer machte für den Rückgang teils Einmaleffekte (u.a. kontaktreicher „Tag der Sachsen“ im Jahr 2014), aber auch die wachsende „Selbstberatung“ vieler Bürger im Internet verantwortlich. Vor allem einfache Rechtsfragen, die früher im Beratungsgeschehen eine große Rolle spielten, würden sich die Verbraucher heute oft selbst per Online-Recherche beantworten, meint Hoyer. „Wenn Sie heute zu uns kommen, dann meist mit richtig komplexen Problemen.“
Autor: Heiko Weckbrodt
25 Jahre Verbraucherschutzzentrale Sachsen: Kinder erklären eine Kaffeefahrt
Verbraucherschutz-Beratungszentrum Dresden:
Fetscherplatz 3 Telefon: 0351-4593484 Internet-Infos: http://www.verbraucherzentrale-sachsen.de/dresden
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