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Längster Bus der Welt: Fraunhofer will Dresdner Autotram in China und Arabien auf die Piste schicken

Dresden, 22. August 2012: Als Alternative zum Bau teurer Straßenbahnstrecken in kleineren und mittleren deutschen Städten wie auch in Schwellenländern hat das Dresdner „Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme“ (IVI) seine neu entwickelte „Autotram Extra Grand“ während der heutigen – und von den Dresdnern dicht umlagerten – Premiere des Hightech-Vehikels in Dresden angepriesen. Die Zukunft des mit über 30 Metern „längsten und wohl auch innovativsten Busses der Welt“ werde wohl weniger in seiner Heimatstadt Dresden liegen, die bereits über ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz verfüge, erklärte IVI-Chef Dr. Matthias Klinger. Eher komme der hochkapazitive Superbus für Städte wie Ingolstadt oder Wiesbaden mit großem Verkehrsaufkommen, aber ohne eigenes Tramnetz in Frage, aber auch für stark frequentierte Strecken zum Beispiel in Asien oder Südamerika.

IVI präsentiert Autotram demnächst in Peking

IVI-Chef Dr. Matthias Klingner. Abb.: IVI

IVI-Chef Dr. Matthias Klingner. Abb.: IVI

In Indien sei das Konzept bereits auf großes Interesse gestoßen, erklärte Klingner. Demnächst wolle man die neue Autotram in Peking, Schanghai, in Russland und in den Arabischen Emiraten vorstellen. Mit einer Fahrgastkapazität von bis zu 256 Passagieren komme das Fahrzeug an eine Straßenbahn heran, benötige aber keine Schienen und sei damit flexibel wie ein Bus einsetzbar. Möglich mache dies unter anderem das neu entwickelte Lenksystem, das dafür sorgt, dass alle Achsen des 30-Meter-Busses gleichzeitig eingelenkt werden können. Auch würden die Lebenszykluskosten der Autotram etwa ein Viertel bis ein Drittel unter denen einer Straßenbahn liegen.

Klingner: So einen Superbus kann man nur in Deutschland bauen

Die „Autotram Extra Tram“ wurde – gefördert vom Bundesforschungsministerium – von einem Konsortium unter Federführung des Dresdner IVI entwickelt. Gebaut und vertrieben wird sie vom Ostthüringer Bushersteller „Göppel Bus“. Dieser steckt indes derzeit in wirtschaftlichen Schwierigkeiten – die Firma hatte im Frühjahr einen Insolvenzantrag stellen müssen.

„Leider hat sich der Busbau bereits zu wesentlichen Teilen nach Tschechien und Polen verlagert“, sagte Klingner. „Wir wollen dafür sorgen, dass diese Industrie in Mitteldeutschland eine Zukunft hat und hier Arbeitsplätze gesichert werden – denn solche modernen Fahrzeuge wie die Autotram können nur in Deutschland gebaut werden.“

Bei der Premiere auf dem Dresdner Theaterplatz am 22. August 2012 war die neue Autotram dicht von Neugierigen umlagert. Abb.: hw

Bei der Premiere auf dem Dresdner Theaterplatz am 22. August 2012 war die neue Autotram dicht von Neugierigen umlagert. Abb.: hw

Modernste Technik intus: Hybrid-Antrieb, Allachs-Lenkung, Supercaps…

Das Fahrzeug kombiniert mehrere Technologien, die es im Verbund zu einem recht zukunftsweisenden Konzept machen. Dazu gehören ein dieselelektrischer Hybrid-Antrieb, Superkondensatoren, um die hohen Ströme bei der Rückgewinnung von Bremsenergie an die Akkus zwischenspeichern zu können, neuartige Leistungselektronik, Lenksysteme und dergleichen mehr. Auf die im Vorgängermodell „Autotram“ noch favorisierte Brennstoffzelle als Energieerzeuger habe man in der größeren „Autotram Extra Grand“ allerdings aus Kostengründen verzichtet, räumte Klingner ein. Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen: Autotram Extra Grand

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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