Medizin & Biotech

Computerprophet für Leukämie-Therapie

Abb.: Uniklinik Dresden

Abb.: Uniklinik Dresden

Bund gibt 3,2 Millionen € für Dresdner Forschungsprojekt

Dresden, 2. April 2015: Der Dresdner Systembiologe Prof. Ingo Röder will mathematische Prognose-Modelle entwickeln, die den Verlauf und Behandlung von Leukämie und anderen Blutkrankheiten individuell voraussagen. Die Zukunftsvision: Ärzte können bei der Visite im Krankenhaus zum Beispiel mit einem iPad eine Simulation abrufen, welcher konkreter Krankheitsverlauf beim Patienten zu erwarten ist und welche Medikamente wann zu verabreichen sind. Das Bundesforschungsministerium hat 3,2 Millionen Euro für dieses Projekt am Uniklinikum Dresden zugesagt.

Simulationen werden auf jeden einzelnen Patienten abgestimmt

Prof. Ingo Röder. Foto: MF TUD

Prof. Ingo Röder. Foto: MF TUD

Prof. Röder ist der Direktor des Instituts für Medizinische Informatik und Biometrie an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und koordiniert dieses Verbundprojekt „Modell-basierte Optimierung und Individualisierung von Behandlungsstrategien in der Hämatologie“ (HaematoOPT). Beteiligt sind weitere Kollegen aus Dresden, Leipzig, Jena und Köln. Sie wollen an der Schnittstelle von Medizin, Informatik und Mathematik Computermodelle entwickeln, die nicht nur typische Verläufe von Blutkrankheiten und Blutbildungsprozesse simulieren, sondern auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden. Dies soll Fachärzte in Therapie-Entscheidungen unterstützen, die bisher auf der Basis der eigenen Erfahrungen oder von allgemeinen Leitlinien getroffen wurden.

Computergestützte Prognosen am Krankenbett

„Teil unserer Forschung sind auch immer Praxistests der theoretischen Ergebnisse“, betonte Prof. Röder. „Wenn diese erfolgreich verlaufen, könnte es in den nächsten Jahren möglich werden, dass Ärzte mit Hilfe von Computerprogrammen verlässliche Prognosen – quasi am Krankenbett – berechnet bekommen und somit effizienter eine Therapie auf den jeweiligen Patienten abstimmen können.“

Der Titan-Supercomputer in den USA wird demnächst über einem Simulationsprojekt aus Dresden schwitzen. Foto: ORNL/U.S. Dept. of Energy

Titan-Supercomputer in den USA. Foto: ORNL/U.S. Dept. of Energy

Systembiologie – ein interdisziplinärer Ansatz

Die Systembiologie gilt als noch vergleichsweise neuer Ansatz, bei dem Mathematiker, Physiker, Biologen, Informatiker und andere Fachspezialisten interdisziplinär zusammen arbeiten. Unterstützt werden sie dabei in der Regel von Supercomputern, die auch komplizierte biologische Zusammenhänge und Abläufe simulieren können. Nicht weit vom Uniklinikum installiert die Max-Planck-Gesellschaft derzeit in Dresden ein neues Zentrum für Systembiologie unter Leitung des US-Bioinformatik-Stars Gene Myers, das mit diese Methodik beispielsweise die vollständige Kette von einzelnen Zellen hin zu einem vollständigen Lebewesen darstellen soll. hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt