Präsenz auf Hannovermesse soll Technologiestandort sichtbarer machen
Dresden/Hannover, 2. April 2015: Mit superleichten Flugzeugen, Automatisierungslösungen für die Fabrik der Zukunft, neuen Keramikwerkstoffen, Knochenimplantaten aus Kohlenstofffasern und anderen Exponaten wollen sich Sachsen und vor allem Dresden als führender Standort für Leichtbau und die Industrie 4.0 auf der diesjährigen Hannovermesse (13.-17. April 2015) präsentieren. „Die Expertise der Dresdner Werkstoffforschung ist einzigartig“, schätzte Vorstand Frank Fischer von der „Deutschen Gesellschaft für Materialkunde“ (DGM) ein.
1200 Experten erwartet: Neue Kongressmesse „Werkstoffwoche“ wird in Dresden etabliert
Fischer kündigte an, in der sächsischen Landeshauptstadt eine neue Kongressmesse etablieren zu wollen. Diese „Werkstoffwoche“ findet das erste Mal im September 2015 statt, erwartet werden rund 1200 Experten für Maschinenbau, Energie- und Verfahrenstechnik. Danach soll die Kongressmesse alle zwei Jahre in Dresden stattfinden.
TU-Professor: Deutschland ist top in der Forschung und lausig in der Umsetzung
„Die Qualität des eingesetzten Werkstoffes entscheidet über den Erfolg eines Produkts, über den Erfolg einer Industrie und letztlich über den Wohlstand einer Gesellschaft“, unterstrich Prof. Hubert Jäger von der TU Dresden die besondere Bedeutung von Werkstoffforschung und Leichtbau-Entwicklungen. Gerade Deutschland sei auf diesen Gebieten Forschungsweltmeister. „Aber wir sind lausig in der industriellen Umsetzung“, sagte der Professor für „Systemleichtbau und Mischbauweisen“. Spiele Dresden seine besonderen Stärken in diesen Forschungsrichtungen richtig aus, könne dies auch zu vielen neuen Jobs in der Region führen. Immerhin sei es gelungen, am Standort die gesamte Systemkette vom Rohstoff über neue Materialien und Bauteile bis hin zum Recycling von Leichtbau-Komponenten forschungsseitig zu konzentrieren.
Allerdings hapert es in Dresden und ganz Sachsen immer noch am Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse in die Massenfertigung – und dies gilt nicht nur für den Leichtbau und die Werkstoffwissenschaften, sondern zum Beispiel auch in der Energiespeicher- und der Automatisierungstechnik, wo Dresdner Ingenieure und Wissenschaftler teils auch in der obersten Forschungsliga mitmischen.
Sächsische Industrie immer noch zu kleinteilig
Immerhin hat sich inzwischen eine Landschaft aus jungen Firmen und teilweise auch mittelständischen Unternehmen in Sachsen etabliert, die einige dieser Resultate zumindest im Pilot- oder Serienmaßstab industriell verwerten. Dazu gehört beispielsweise die Kamenzer Firma „Flightdesign“, deren karbonfaser-basierte Ultraleichtflugzeuge inzwischen weltweit im Einsatz sind. Auch werden in Leipzig die karbonbasierten Elektro- und Hybrid-Autos von BMW gefertigt. Zudem beschäftigen sich zahlreiche TU- und Fraunhofer-Institute in Dresden mit neuen Werkstoffen und Leichtbaukonzepten.
Bürgermeister: exzellente Forschungslandschaft entstanden
Laut Einschätzung von Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) ist Dresden inzwischen die deutsche „Leichtbau-Hauptstadt“. Rund 1000 Experten seien hier mit Leichtbau-Projekten beschäftigt. Weitere 2000 Spezialisten umfasse der Sektor Werkstoffforschung und -entwicklung in Dresden. „In den vergangenen 25 Jahren hat sich hier eine exzellente und kreative Forschungslandschaft in den Bereichen Neue Werkstoffe und Leichtbau entwickelt. Vor allem an der Exzellenzuniversität TU Dresden gibt es eine weltweit beachtete Expertise in den Bereichen Werkstoffe, Elektronik und Analytik“, betonte Hilbert.
Schwache Verkehrsanbindung bremst Standort aus
Doch der Standort kämpft nicht allein mit dem Problem einer zu kleinteiligen industriellen Basis, die für jobträchtige Massenfertigungen der in Dresden erzielten Forschungsergebnisse hätten sorgen können. Zwar habe der exzellente Ruf Dresdens in der Werkstoffforschung die DGM letztlich überzeugt, die neue Kongressmesse „Werkstoffwoche“ in der sächsischen Landeshauptstadt aufzubauen, sagte DGM-Vorstand Frank Fischer. „Aber die verkehrstechnische Anbindung der Stadt ist wirklich ein Problem.“
Zu wenig Direktflüge von und nach Dresden
Gemeint ist damit vor allem der Flughafen Dresden, dem es trotz millionenschwerer Unterstützung des Landes und den großen Chipindustrie-Ansiedlungen der 1990er seit der Wende nicht gelungen ist, zu einem echten internationalen Drehkreuz mit vielen Direkt-Flugverbindungen aufzusteigen. Dies hatte bereits in der Vergangenheit wiederholt zu Verstimmungen bei Ausrichtern internationaler Messen und Tagungen geführt. Meist hinter vorgehaltener Hand, selten auch öffentlich geäußert hieß es da immer wieder sinngemäß: Ja, Dresden ist eine schöne Kongressstadt mit toller Forschungslandschaft – aber wenn Fachbesucher aus dem Ausland drei- viermal in Flugzeug und Bahn umsteigen müssen, um nach Dresden zu kommen, ist das ein Problem.
Womit sich der Argumentationskreis wieder zurück zur zu schwachen Industriebasis in Dresden schließt. Denn nur, wenn die hiesige Wirtschaft so stark wächst, dass sie auch für richtig viele Dienstreisen von und nach Dresden sorgt, könne sich das Flughafenproblem erledigen. Dann würde es sich für die Fluggesellschaften mehr lohnen, den Dresdner Airport häufiger und auch von internationalen Standorten aus anzufliegen. Fischer: „Business treibt den Flugverkehr.“ Autor: Heiko Weckbrodt
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