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Vodafone steckt 1,2 Mrd. € in Handynetz-Ausbau, hält aber an Drossel fest

Ingenieur Dirk Günther misst die Frequenzen und Signalstärke auf dem Vodafone-Wasserturm in Dresden-Hellerau aus. Obzwar umwindet, bietet sein Arbeitsplatz aber einen fantastischen Ausblick auf das Elbtal. Foto: Heiko Weckbrodt

Ingenieur Dirk Günther misst die Frequenzen und Signalstärke auf dem Vodafone-Wasserturm in Dresden-Hellerau aus. Obzwar umwindet, bietet sein Arbeitsplatz aber einen fantastischen Ausblick auf das Elbtal. Foto: Heiko Weckbrodt

Ausbauziel: Klarer sprechen, schneller surfen

Dresden, 7. November 2013: Der Telekommunikations-Konzern Vodafone hält nichts von Datendrosseln à la Telekom für Festnetz-Internetanschlüsse, wird aber an den Drosselklappen im Mobildatenfunk fest. „Der Ausbau der Mobilfunknetzes verursacht ganz andere Kosten als in den Festnetzen“, argumentierte Vodadone-Techniksprecher Dirk Ellenbeck heute in Dresden. „Nur wegen zwei Prozent der Nutzer, die monatlich über 15 Gigabyte saugen, die Netze derartig auszubauen, wäre unverhältnismäßig.“

Hintergrund: Die Telekom hatte kürzlich angekündigt, das Ladetempo auch von Festnetz-Anschlüssen über DSL und VDSL in Zuunft ab einem bestimmten Datenverbrauch pro Monat herunterzudrosseln. Bei Datenfunk-Zugängen mit HSDPA und LTE ist die allerdings schon längst usus – bei Telekom wie Vodafone und anderen Anbietern.

7,5 Millionen in Dresdner Netz investiert

Vodafone-Niederlassungsleiter Jörg Titz. im Hintergrund Verteiler und Sendetechnik für LTE und UMTS. Foto: Heiko Weckbrodt

Vodafone-Niederlassungsleiter Jörg Titz. im Hintergrund Verteiler und Sendetechnik für LTE und UMTS. Foto: Heiko Weckbrodt

In diesem Jahr investiert Vodafone deutschlandweit rund 1,2 Milliarden Euro in den Ausbau und die Modernisierung seiner Handyfunk-Netze – das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr. So hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten durch technische Umrüstungen die Sprachqualität und Datenraten in seinen Mobilfunknetzen in Dresden und Sachsen verbessert. Das teilte Jörg Titz, der Niederlassungsleiter der Vodafone-Niederlassung Ost, mit – und zwar in luftiger Höhe auf dem mit Handyfunk-Sendern gespickten Hellerauer Wasserturm, der längst kein Wasser mehr speichert, sondern als Technik-Tower mit Daten- und Sendetechnik vollgestopft ist.

Genaue Investitionsangaben machte der Niederlassungs-Chef zwar nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass das Telekommunikationsunternehmen rund 7,5 Millionen Euro in den Netzausbau in Dresden beziehungsweise etwa 60 Millionen Euro in ganz Sachsen gesteckt hat.

Bloß nicht fallen: Der Seilzug im Wasserturm Dresden-Hellerau wird genutzt, um neue Funktechnik nach oben zu hieven. Vodafone-Niederlassungsleiter Jörg Titz. im Hintergrund Verteiler und Sendetechnik für LTE und UMTS. Foto: Heiko Weckbrodt

Bloß nicht fallen: Der Seilzug im Wasserturm Dresden-Hellerau wird genutzt, um neue Funktechnik nach oben zu hieven. Vodafone-Niederlassungsleiter Jörg Titz. im Hintergrund Verteiler und Sendetechnik für LTE und UMTS. Foto: Heiko Weckbrodt

Pro Jahr doppelt so viel Daten per Handyfunk

Eine Triebfeder dafür: Immer mehr Deutsche setzen Computertelefone wie das iPhone oder Android-Smartphones ein, die auf schnelle Datenverbindungen angewiesen sind. „Wir rechnen damit, dass sich die Datenmengen im Mobilfunknetz in nächster Zukunft jährlich verdoppeln werden“, begründete Titz die technische Aufrüstung mit modernerer Netzwerktechnik, zusätzliche Basisstationen und neue Software.

 „Voice HD“ für mehr Sprachqualität: Vodafone und Telekom verhandeln

Die dabei aufgeschaltete „Voice HD“-Technik soll zudem dafür sorgen, dass Vodafone-Nutzer untereinander in brillanter Sprachqualität telefonieren können, Hintergrundgeräusche werden durch „Voice HD“ ausgefiltert. Man verhandele derzeit mit der Telekom, die eine ähnliche Technik einsetzt, um diese höhere Sprachqualität auch netzübergreifend nutzbar zu machen, ergänzte Ellenbeck.

Die Akkupacks halten den Datenturm bei einem Stromausfall solange am Leben, bis das Notstromaggregat anspringt. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Akkupacks halten den Datenturm bei einem Stromausfall solange am Leben, bis das Notstromaggregat anspringt. Foto: Heiko Weckbrodt

Aks die Gartenstadt Hellerau in den 1920ern gebaut wurde, entstand auch der Wasserturm. Ab den 1950ern stand er leer, bis Vodafone den Turm als erste Netzstation in Dresden übernahm. Foto: Heiko Weckbrodt

Als die Gartenstadt Hellerau in den 1920ern gebaut wurde, entstand auch der Wasserturm. Ab den 1950ern stand er leer, bis Vodafone den Turm als erste Netzstation in Dresden übernahm. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresden gehöre damit zu den Städten mit dem besten Netz in ganz Deutschland. Dies hatten kürzlich auch unabhängige Messungen der Computerzeitschrift „Chip“ bestätigt. Nominal stehen hier im LTE-Modus von Vodafone und der Telekom – je nach Stadtviertel – bis zu 100 oder 150 Megabit je Sekunde (Mbs) zur Verfügung. In der Praxis sind es etwa zehn Mbs (LTE) beziehungsweise 4,5 bis sieben Mbs im HSDPA-Modus. Nur noch an wenigen Stellen ist lediglich der lahme EDGE-Modus verfügbar.

Absage an Freifunk-WLAN

Anders als beispielsweise Kabel Deutschland hat Vodafone derzeit allerdings keine Pläne, in Dresden auch freien WLAN-Datenfunk für Nicht-Kunden anzubieten. „Wir halten einen professionellen Ausbau der Mobilfunknetze für die vernünftigere Lösung“, sagte Ellenbeck. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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