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Robotron: DDR-Computerriese im Spagat

Über vier Jahrzehnte ist es nun her, dass einer der größten Computerhersteller des Ostblocks und einer der für den Raum Dresdens prägendsten Arbeitgeber entstand: Am 1. April 1969 gründete die DDR-Wirtschaftsführung das Kombinat Robotron. Es umfasste zuletzt 21 Betriebe mit geografischem Schwerpunkt im Raum Dresden und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), die eine Industrieproduktion von rund 7,3 Milliarden DDR-Mark erwirtschafteten. Zeitweise hatte das Kombinat über 68.000 Menschen in Lohn und Brot. Mit den Rechnern von Robotron kassierte die DDR bei den sowjetischen Freunden saftige Gewinne, die Westerlöse des Riesen hingen jedoch zu 40 Prozent vom Export mechanischer Schreibmaschinen ab. Mit der Währungsunion 1990 wurde diese Schwäche auf den westlichen Märkten zum Fallstrick: Im September 1990 gingen die letzten Lichter bei Robotron aus und ein wichtiges Kapitel Dresdner Industriegeschichte nahm ein treuhandforciertes Ende. Wie wie kam es dazu?

Im Osten technisch top, im Westen Billigmarke

Robotron lockten einst die selben Gründe nach Dresden wie später Infineon & Co.: Gute Leute und passende Wissenschaftslandschaft Dr. Gerhard Merkel kennt die Computerindustrie der DDR aus dem Eff-Eff: Er war dabei, als die ostdeutschen Rechenmaschinen elektronisch wurden, war Entwicklungs-Chef bei Robotron, zeitweise Vize-Elektronikminister und Leiter der Chipschmiede ZFTM. Heute beschäftigt sich der 76-Jährige mit historischen Forschungen. Heiko Weckbrodt unterhielt sich mit ihm über die Hochs und Tiefs der DDR-Computerindustrie, über Eingriffe „von oben“, den Einfluss der Sowjetunion und was von Riesen Robotron bleibt.