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CooolCase Dresden startet nach Pleite neu

Coool-Case-Fabrik in Dresden. Foto: Coool Case

Coool-Case-Fabrik in Dresden. Foto: Coool Case

Durch Paket-Butler und andere neue Aufträge sieht Chef Michel wieder Morgenröte für Gehäusebau-Firma

Dresden, 29. Juli 2016. Mit einem mechanischen „Paket-Butler“, der Pakete vom Boten automatisch an der Wohnungstür entgegen nimmt, und anderen Auftragskonstruktionen für Technologiefirmen will Geschäftsführer Christian Michel das angeschlagene Dresdner Gehäusebau-Unternehmen „CooolCase“ nun doch noch aus der Pleite führen: „Unsere alten Kunden haben uns die Treue gehalten, wir haben neue Aufträge gewinnen können und dies gibt CooolCase eine Zukunft“, sagte er. Allerdings ist seit der Insolvenz Mitte September 2015 fast jeder zweite Job flöten gegangen: Statt mit 120 startet der Betrieb nun mit nur noch 65 Mitarbeitern neu.

 

So sieht der Paket-Butler aus. Abb.: feldsechs service Gesellschaft

So sieht der Paket-Butler aus. Abb.: feldsechs service Gesellschaft

„Das Insolvenzverfahren wird voraussichtlich mit Wirkung zum 1. August 2016 vom Amtsgericht Dresden aufgehoben, die Sanierung ist damit offiziell beendet“, bestätigte Insolvenzverwalter Frank-Rüdiger Scheffler von der Kanzlei „Tiefenbacher Insolvenzverwaltung“.

"Coool Case"-Chef Christian Michel. Foto: Coool Case

Ein Archivbild aus besseren Tagen: „Coool Case“-Chef Christian Michel. Foto: Coool Case

CooolCase hat unter diversen Namen eine sehr lange Tradition in Dresden: Die Wurzeln reichen zurück bis zu der PC-Fabrik, die das DDR-Computerkombinat Robotron an der Bodenbacher Straße in den 1980er Jahren gebaut hatte. Nach der politischen Wende übernahm die westdeutsche Schäfer-Gruppe das Werk. Die Geschäfte florierten zunächst durch den PC-Boom: Schäfer errichtete einen Fabrikneubau an der Treidlerstraße in Mickten, zeitweise hatte der Dresdner Computer-Hersteller fast 700 Mitarbeiter.

Doch gegen die Preis-Konkurrenz aus Asien konnte das Schäfer-Werk immer weniger standhalten, zudem brach die PC-Nachfrage weltweit ein. Der Betrieb stand kurz vor dem Aus, als der – zwischenzeitlich abgelöste – Geschäftsführer Christian Michel im Jahr 2009 die Fabrik kaufte, in “CooolCase“ umfirmierte und auf den Spezialgehäuse-Bau für elektronische Geräte profilierte. Das funktionierte zunächst recht gut, zeitweise kam das Unternehmen an der Treidlerstraße wieder auf 15 Millionen Euro Jahresumsatz und rund 150 Mitarbeiter.

Im Sommer 2015 jedoch stornierte ein strategisch wichtiger Kunde abrupt einen Großauftrag. Diesen Rückschlag konnte Michel nicht mehr ausgleichen. CooolCase ging am 16. September pleite. Insolvenzverwalter Frank-Rüdiger Scheffler entließ fast die Hälfte der Belegschaft, versuchte aber auch, das Unternehmen zu erhalten. Michel bezahlte – laut eigenen Angaben – einen Teil der Gläubiger-Forderungen aus der eigenen Tasche, um bei den Kunden Vertrauen zu erhalten.

Und dies hat sich anscheinend ausgezahlt: „Unsere Kunden fanden, dass wir in den vergangenen Jahren einen guten Job gemacht haben. Sie haben uns neue Aufträge gegeben“, erzählt Michel. „Ohne diese Projekte wäre ein Neustart nicht denkbar gewesen.“ In Zukunft werde sich CooolCase weiter auf den Gehäusebau für Elektronik fokussieren, aber eben auch mechanisch anspruchsvolle Produkte wie den erwähnten „Paket-Butler“ für die Telekom konstruieren. Diese mobile Paket-Annahmestation lässt wie eine Art verschließbare Ziehharmonika nach einem Internet-Einkauf vor der Wohnungstür aufstellen. Mit einem Smartphone-Code legt der Postbote den Einkauf in den Butler ein. Der Empfänger kann das Paket herausziehen, wenn er oder sie von der Arbeit nach Hause kommt – und den Paket-Butler dann zusammengefaltet wieder verstauen. „Die Mechanik dafür wird von uns kommen“, kündigte Michel an.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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