Schwaben bauen MfS-Komplex an Bautzner Straße um
Dresden, 19. März 2015: Wo bis zum Herbst 1989 Stasioffiziere über noch erfolgreichere Lauschangriffe grübelten, wo sie sich in der noch vorhandenen Turnhalle für den Kampf mit Sinnesgenossen des Klassenfeindes fit machten, dort wird schon bald stinknormales gutbürgerliches Leben Einzug halten: Die Böblinger Ventar Immobilien AG baut große Teile der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung an der Bautzner Straße in Dresden in einen Wohnungskomplex mit einem Aufwand von 18 Millionen Euro um.
Viele Wohnungen bereits verkauft
Die bereits komplett verkauften 19 Wohnungen des ersten Bauabschnitts des Gebäudekomplexes Bautzner Straße 112, 116 und 116a werden im September bezugsfertig. So jedenfalls kündigte dies Uwe Herrmann von Ventar Immobilien an. Ein zweiter, ebenfalls schon komplett verkaufter Abschnitt mit 18 Wohnungen, folgt 2016. der Verkauf weiterer 35 Wohnungen in einem dritten Abschnitt beginne in Kürze, sagte Herrmann.
Blick auf die Elbe
Dass der Verkauf so gut läuft, hat was mit der denkmalgerechten Sanierung zu tun, auf die die Schwaben spezialisiert sind. Solche Sanierungen ziehen steuerliche Vergünstigungen nach sich, machen günstige Kaufpreise für die Wohnungen möglich. Viele Wohnungen bieten reizvolle Ausblicke zur Elbe, einige auch zur historischen Stadtsilhouette. Alle zur äußerst verkehrsreichen Bautzner Straße liegenden Fenster erhalten zwei- und dreifache Verglasungen, die laut Ventar höchsten Schallschutzanforderungen genügen.
Komplex steht unter Denkmalschutz
Der Denkmalanspruch des gesamten Gebäudekomplexes resultiert zum Einen aus seiner nicht eben ruhmvollen Vergangenheit, zum Anderen aus seinen bautechnischen Merkmalen. Dazu gehört der Gebäudesockel aus Sandstein, dem markanten Rauputz noch aus der Entstehungszeit und der Nüchternheit der Gebäude. Eine gewisse Hässlichkeit ist offenbar auch schützenswert. Die Gebäude stammen teils aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, teils repräsentieren sie „faszinierende“ DDR- Sachlichkeits-Architektur.
Generals-Zimmer in Gedenkstätte verlagert
Bis zur politischen Wende 1989/90 residierte hier die Dresdner Bezirksverwaltung des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) unter General Horst Böhm. In einem Teil des Komplexes ist inzwischen eine Gedenkstätte untergebracht, die aus Opfer- und Täterperspektive die wechselhafte Geschichte der Stasi-Zentrale zeigt. Die Stadt ließ die Gedenkstätte kürzlich um- und ausbauen und unter anderem auch die Inneneinrichtung von Böhms Dienstzimmer aus dem von Ventar gekauften Komplexteilen demontieren, aufarbeiten und in der Gedenkstätte wieder aufbauen. Autoren: Peter Weckbrodt und Heiko Weckbrodt
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