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Bluray „Der Hobbit“: Heldischer Spießer stolpert über den Hyper-Ring

Hobbit Bilbo ist nicht begeistert: Die Zwerge fressen seine Speisekammer leer und wollen ihn zur Drachenjagd mitnehmen. Foto: Warner

Hobbit Bilbo ist nicht begeistert: Die Zwerge fressen seine Speisekammer leer und wollen ihn zur Drachenjagd mitnehmen. Foto: Warner

Hobbits lieben gutes Essen, einen Gleichklang im Leben und den Komfort in ihren Hügelhöhlen. Und wenn Bilbo Beutlin (Martin Freeman – „Per Anhalter durch die Galaxis“) etwas hasst, ist es Unerwartetes. Zum Beispiel wenn ein Zauberer namens Gandalf (Ian McKellen – „Herr der Ringe“) mit 13 Zwergen im Gefolge auftaucht, ihn zum Meisterdieb deklariert und Bilbo zu einer Schatzsuche überredet. Zunächst höchst widerwillig reitet der Hobbit auf der Reise gen Osten mit. Die stellt sein ganzes Leben auf den Kopf, spielt ihm Saurons Ring der Macht in die Hände – und macht aus dem Spießer einen Stecher…

Kalmauk aus dem Kinderbuch übernommen

Man muss kein Tolkien-Fan zu sein, um zu erkennen: Wir sprechen hier von Peter Jacksons Leinwandadaption des „Kleinen Hobbits“. Was bei Tolkien ein schmales Kinderbuch ist, weitet der Herr-der-Ringe-Macher zu einem neunstündigen Dreiteiler für Erwachsene aus, dessen erster Teil nun auf DVD und Bluray erschienen ist. Etwas inkonsequent ist da, dass Jackson manchen Zwergen-Klamauk um der Werktreue Willen in seine Leinwandfassung übernommen hat: Im Kinderbuch funktioniert so etwas, aber im Erwachsenfilm…?

Trailer (Warner):

Nach Art des „Herrn der Ringe“ episch ausgeweitet

Unter dem Druck, wieder einen großen Kassenerfolg zu erzielen, hat Jackson zudem die Hobbit-Erzählung ausgeweitet und ihr einen epischen Anstrich gegeben. Er zitiert – das ist sichtbar – stilistisch den „Herrn der Ringe“ und sich oft auch selbst: Viele Kamerafahrten und Einstellungen kommen dem Zuschauer etwas bekannt vor. Technisch hat der Regisseur freilich ordentlich draufgepackt, setzt aufwändige 3D-Kameras, 5000-Pixel-Auflösung und die sogenannte „HFR“-Technik (High Frame Rate) ein, die 48 statt der normalen 24 Bilder pro Sekunde aufnimmt.

Technische Brillanz fällt im Heimkino untern Tisch

Darf nicht fehlen: Ex-Hobbit und Würger Gollum. Foto: Warner

Darf nicht fehlen: Ex-Hobbit und Würger Gollum. Foto: Warner

Diese Bildverbesserungen freilich kann man nur in entsprechend ausgestatteten Kino wirklich genießen: Selbst auf Bluray wird der Unterschied zwischen Filmtheater und Heimkino sehr deutlich. Was auf der großen Leinwand wuchtig wirkt, ist selbst mit guten Heimprojektoren weit weniger beeindruckend.

Hinzu kommt, dass die neue Kameratechnik eine andere Farbbalance hat und zum Beispiel Rottöne verschluckt – wie man übrigens auch den Videoblogs entnehmen kann, die in der Bonussektion der Bluray zu finden sind. Folge: Da ganz auf den Leinwandeindruck in einem hochgerüsteten 3D-Kino optimiert, sieht das fantastische Abenteuer im Heimkino längst nicht so brillant und farbecht aus.

Dennoch ist „Der Hobbit“ natürlich auch auf der Bluray ein sehenswertes Spektakel, das Hunger auf die kommenden beiden Teile macht. Gerade das erwähnte Bonus-Material – obwohl teils auch anderweitig verfügbar – liefert dem Tolkien-Eleven viele interessante und oft auch amüsante Hintergrund-Informationen: Da werden beispielsweise die skurrile Genese der Toneffekte gezeigt, eine eigene Zwergenbart-Animationsabteilung vorgestellt und die neue Kameratechnik erläutert.

Abb.: Warner

Abb.: Warner

Fazit:

Im Heimkino macht „Der Hobbit“ längst keinen so überwältigenden Eindruck mehr wie auf der großen Leinwand eines High-End-Filmtheaters. Erzählerisch und inszenatorisch hebt er sich trotzdem auch hier immer noch stark von Hollywoods Dutzendware ab. Heiko Weckbrodt

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise – Teil 1“ (Warner/New Line Cinema), fantastisches Abenteuer nach Tolkien, Regie. Peter Jackson, mit Ian McKellen, Martin Freeman, Hugo Weaving; 1. Teil: 169 Minuten, USK 12, DVD 6,50 Euro, Bluray 18 Euro, 3D-Bluray 37 Euro

 

Zum Weiterlesen: Herr der Ringe als knuffiges Lego-Spiel

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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