Alle Artikel mit dem Schlagwort: Ausstellung

Vor der Fokker Dr. 1, Baujahr 1917, posieren die Herrschaften. Foto: Peter Weckbrodt

Als der Tod das Fliegen lernte

Oigers Wochenendtipp: Neue Sonderschau im Verkehrsmuseum zeigt, wie Generäle die Luftfahrt für ihre Kriege einspannten Dresden, 9. Oktober 2015. Da die Wetterfrösche für das kommende Wochenende eine herbstlich-trübe und feuchte Lage vorhersagen, wollen wir dem mit einem Besuch in den kuschlig-warmen Räumen des Verkehrsmuseums Dresden Rechnung tragen. Das nämlich wartet seit Freitag mit einer neuen Sonderausstellung „Als der Tod das Fliegen lernte“ auf. Außerdem sollten wir unbedingt noch die sehenswerte Dauerausstellung „Mobil“ zum Straßenverkehr in Vergangenheit und Gegenwart einbeziehen. Aber auch die kleinen Museumsbesucher kommen mit dem Extraprogramm für die Schulferienzeit vom 10. bis 25. Oktober voll auf ihre Kosten.

Besucher probieren die Körperscanner in der Lichtausstellung "HiLights!" in Dresden aus. Foto: Carla Arnold, TSD

Lichtskalpelle, Laserschwerter & leuchtende Gen-Bäume

Mitmach-Ausstellung „HiLights!“ in Dresden zeigt Licht als Lebens- und Technologie-Quell Dresden, 8. September 2015. Was ist eigentlich Licht? Banale Frage, möchte man meinen, weiß doch jeder: Licht ist, wenn es hell ist. Doch wer sich dem Licht nähert, wird rasch feststellen, wie dieses Phänomen immer neue Fragen aufwirft, in physikalischer, künstlerischer wie ökologischer Hin-Sicht: Ist Licht eine Welle, besteht es aus Teilchen, ist es beides zugleich – oder schwebt Schrödingers untote Katze aus einem ganz anderen Grund zwischen Leben und Tod? Was geschieht mit unserer Zivilisation, wenn die Sonne eines Tages beschließt, ihr Licht ganz auszuschalten? Können wir von den Pflanzen lernen, Licht viel effektiver zu nutzen als bisher? Diesen und anderen strahlenden Aspekten geht derzeit die Mitmach-Ausstellung „HiLights!“ derzeit in den Technischen Sammlungen Dresden (TSD) nach. Und diese Schau zum „Jahr des Lichts 2015“ führt uns vor Augen, wie eng Licht und Leben verknüpft sind und wie sehr dieses Naturphänomen die Fantasie von Forscher und Visionären beflügelt.

AIDS als Menschenfresser - Holzskulptur der afrikanischen Künstlerin Zephania Tshuma von Anfang der 1990er Jahre. Foto: Heiko Weckbrodt

AIDS im Spiegel der Plakate

Sonderschau im Hygiene-Museum reflektiert gewandelten Blick auf die Seuche seit den 80ern Dresden, 4. September 2015. Das Hygiene-Museum in Dresden zeigt ab heute in einer Sonderausstellung „AIDS – Nach einer wahren Begebenheit“ rund 240 Plakate sowie Skulpturen, Aufklärungsvideos und andere Werke, die sich in den vergangenen 34 Jahren mit dem HI-Virus und der durch ihn ausgelösten Immunschwäche-Krankheit AIDS auseinandergesetzt haben. Die Exponate sollen dem Besucher nicht nur eine medizinische Perspektive auf die große Seuchen des ausgehenden 20. Jahrhunderts bieten, sondern vor allem den Wandel veranschaulichen, den AIDS und HIV gesellschaftlich ausgelöst haben: „Die Plakate zeigen die verschiedenen Sichtweisen auf Moral und Unmoral, auf vermeintlich ,richtige‘ und ,falsche‘ Lebensweisen und Sexualpraktiken“, erklärt Museums-Direktor Klaus Vogel. Die Seuche wirkte insofern seit ihrem Ausbruch in den 1980er Jahren gewissermaßen wie ein gesellschaftlicher Katalysator für die Sicht auf Homosexualität, die Stigmatisierung von Randgruppen und ungeschützten Sex.

Stanisław Kubicki von der polnischen Künstlergruppe "Bunt" assoziierte in seinem Linolschnitt "Der Turmbau zu Babel II" biblische Motive mit dem großen Völkerkrieg Anfang der 20. Jahrhunderts. Repro: Museen Dresden

„Bunt“: Polnische Expressionisten zwischen den Weltkriegen

Kraszewski-Museum Dresden zeigt Werkauswahl einer fast vergessenen Künstlergruppe aus Posen Dresden, 4. September 2015. Denken wir in Deutschland an expressionistische Malerei, assoziieren wir automatisch Künstlergruppen wie „Die Brücke“ aus Dresden oder „Der Blaue Reiter“ der „Neuen Künstlervereinigung“ aus München. Doch auch im benachbarten Polen regte sich etwa zeitgleich eine Bewegung junger Künstler, die sich aus den Konventionen des klassischen Kunstbetriebes zu lösen suchten. Unter dem doppeldeutigen Namen „Bunt“, der im Polnischen „Revolte“ bedeutet, aber bewusst auch mit dem gleichlautenden deutschen Wort spielte, konstituierte sich noch während des I. Weltkriegs, im April 1918, in Posen solch eine expressionistische Künstlervereinigung. Eine Werkauswahl mit 90 Grafiken und Bildern dieser hierzulande fast vergessenen Gruppe ist ab heute im Kraszewski-Museum in Dresden zu sehen.

Die Videoinstallation "Der Hang" von Daniela Risch stellt das Dresdner Plattenbauviertel Gorbitz in den Fokus. Repro: hw

Gorbitz entleert, Mensch als Punkt-Ereignis

Neue Sonderschau „Chapters“ zeigt Dresden-Fotos einer Ostberlinerin Dresden, 2. September 2015. Gorbitz. Eine verwaiste Kieselbeton-Treppe, gelegt in einem inzwischen untergegangenen Staat. Wildwucherndes Grün umgarnt das Geländer. Wäre da nicht das Gezwitscher der Vögel und das sanfte Wippen der Blätter, könnte man die metergroße Projektion in der ehemaligen Kamerafabrik für ein starres Doppelfoto halten. Doch da: Eine alte Dame besteigt beherzt den Treppenhügel, verschwindet in der Bildecke rechts oben. Die Videoprojektion „Der Hang“ steht archetypisch für die Fotos und Filme, die Daniela Rausch ab heute Abend in den „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD) ausstellt: Unter dem Titel „Chapters“ hat sie Bilder ausgewählt, die während eines dreimonatigen Aufenthalts im Frühjahr 2014 in Dresden entstanden sind. Und da taucht immer wieder der entleerte Stadtraum auf, den Menschen nur gelegentlich punktuieren.

Auch ein Spaziergang durch die Stadt Torgau, hier das Rathaus, lohnt. Foto: Peter Weckbrodt

Luther und die Fürsten im Schloss Hartenfels bei Torgau

Oigers Wochenendtipp führt uns auf reformatorische Spuren Dresden/Torgau, 7. August 2015. Dass der geniale Reformator Martin Luther so seine Probleme mit Kirche, Pabst und den Fürsten hatte, bekamen wir alle schon in der Schule eingebläut. Dass dieser Streit mit dem Anschlagen der 95 Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg regelrecht eskalierte, das haben wir auch noch drauf. Aber was genau davor war und erst recht danach, da wird’s schon diffus im eigenen Geschichtswissen. Diese Lücken können wir in Torgau schließen – im wunderschönen, wie frisch aus dem Ei gepellten Schloss Hartenfels, das nicht nur wegen der Sonderausstellung „Luther und die Fürsten“, die bis zum 31. Oktober 2015 geöffnet ist, einen Besuch wert ist.

Die frivole Liebe heißt dieser Kupferstich aus der Zeit der Madame Pompadour. (Weiter unten im Beitrag ist auch ein P18-Bild zu sehen - nix für Kinder). Repro: Peter Weckbrodt

Wollust in der Burg

Oigers Wochenend-Tipp führt uns zu Erotica nach Stolpen Dresden, 24. Juli 2015. Wird das jetzt ein pornografischer Trip? Geht’s auf Suche nach etwas richtig Gepfefferten? Nichts von all dem, wir bleiben ganz anständig, sind aber auch ein wenig neugierig darauf, was uns in einer neuen Sonderausstellung in der Kornkammer der Burg Stolpen östlich von Dresden an Köstlichem geboten wird.

Stimmunsvoll ist diese 1937 von Sizzo Stief (1900- 1975) gemalte Elblandschaft in Niedervogelgesang. Repro: Peter Weckbrodt

Als Steinbrecher und Flößer noch das Elbtal bevölkerten

Oigers Wochenendtipp: Stadtmuseum Pirna zeigt Landschaftsbilder jenseits der Romantik Pirna/Dresden, 10. Juli 2015. Für alle Freunde schöner Landschaften in Natur wie auch im Bild zeigt das Stadtmuseum Pirna noch bis zu diesem Wochenende in der Sonderausstellung „Vom Elbtal ins Gebirge – Malerei jenseits der Romantik“ Werke u. a. von Gotthardt Kuehl, Robert Sterl, Wilhelm Rudolf, Johannes Beutner, Pol Cassel, Johannes Oehme, Theodor Rosenhauer, Fritz Schulze, Ernst Hassebrauk und Eva Schulze-Knabe. Wie in der jüngst durch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit großer Resonanz gezeigten Sonderausstellung „Dahl und Friedrich – Landschaften“ sind auch auf den in Pirna ausgestellten Landschaftsdarstellungen das Elbtal, die Sächsische Schweiz und das Böhmische Mittelgebirge immer wiederkehrende Motive. Gezeigt werden vorrangig Gemälde aus dem 20. Jahrhundert.

Richard Peter sen.: Tod über Dresden (Kunstakademie, Anatomiesaal), 1945, Foto: SLUB Dresden / Deutsche Fotothek

Köln und Dresden zerstört: Fotos aus der Nachkriegszeit im Stadtmuseum Dresden ausgestellt

Ausstellung erinnert an Kriegsende vor 70 Jahren – und zeigt Parallelen und Unterschiede in der fotografischen Rezeption der Verwüstung Dresden, 6. Juli 2015. Mit der Kapitulation Japans, die der Tenno am 15. August 1945 in einer Rundfunk-Ansprache bekannt gab, endete der II. Weltkrieg, das wohl größte Gemetzel, das die Menschheit bisher zuwege brachte. Das Stadtmuseum Dresden erinnert nun in einer Parallel-Ausstellung mit Fotos der kriegszerstörten Städte Dresden und Köln an diese Zäsur vor 70 Jahren.

Claus Weidensdorfer: ohne Titel (drei kostümierte Kinder), 1984. Repro: Heiko Weckbrodt

Claus Weidensdorfer: Zwischen Tristesse und Ekstase

Städtische Galerie Dresden zeigt ab 6. Juni Werkschau „Tanzen zur Musik der Zeit“ Dresden, 5. Juni 2015. Ist Fasching wirklich lustig? Man mag darüber streiten. Nicht jedenfalls im zeichnerischen Spiegel von Claus Weidensdorfer: Drei Kinder treten aus der Dunkelheit, eingerahmt von übermannshohen götzenartigen Totempfählen. Eines gar sich als Gerippe verkleidet, leere Schädellöcher grinsen uns ans. Der Junge in der Mitte mag als Narr durchgehen, doch Spaß versprechen seine langen grauen Tentakelarme nicht wirklich… So wie diese unbetitelte Zeichnung aus dem Jahr 1984 sind viele Arbeiten des inzwischen 83 Jahre alten Dresdner Künstlers anzuschauen, die ab morgen (6. Juni 2015) in der Städtischen Galerie Dresden ausgestellt sind: Oft wirken sie wie ein surrealer Zerrspiegel von Alltagsszenen, berichten von Entfremdung des Individuums von der Menge, von innerer Flucht, aber auch von der Ekstase des Künstlers, des Musikers, in einer ihm eigenen Welt. Kurator Johannes Schmidt von den Städtischen Museen Dresden spricht von einem „mäanderndem Denken“, das sich in Weidensdorfers Opus niederschlage, von einer „überbordenden Phantasie“ in einer „Vielzahl von Variationen.“

Foto: Eric Pawlitzky

Die Narben des I. Weltkriegs in Polen

„Und alles ist weg“: Eric Pawlitzky zeigt im Kraszewski-Museum Dresden Fotos einstiger Schlachtfelder Dresden, 9. Mai 2015. Es sind die Schützengräben an der Somme, die Blutpumpe vor Verdun oder die Senfgas-Angriffe bei Ypern, an die wir sofort denken, kommt die Rede auf den I. Weltkrieg. Doch ganz anders sah dieser Krieg im Osten aus, in Polen, Ostpreußen und Russland, wo er nie ganz zum Stellungskampf erstarrte, der Blutzoll – vor allem auf russischer Seite – aber dennoch sehr hoch war. Dem Fotografen Eric Pawlitzky war der Blick in die Geschichtsbücher und die Wikipedia nicht genug: Er reiste an die Schauplätze des „Großen Krieges“ im Osten, fing die einstigen Schlachtfelder in ihrem jetzigen Zustand ein. 30 Farbaufnahmen sowie 22 Eisenblaudrucke (Cyanotypien), die dabei entstanden, sind ab heute in einer Ausstellung „Und alles ist weg“ im Kraszewski-Museum Dresden zu sehen.

Gegen den "aggressiven BRD-Imperalismus" richtete sich dieses Propaganda-Poster aus dem MfS-Tafelwerk. Repro: BStU

„Im Kampfe geboren!“

Sonderschau in Dresden zeigt Stasi-Propaganda Dresden, 30. April 2015. „Im Kampfe geboren! Der Partei treu ergeben! … Kompromißlos gegen den Feind!“ Was sich in diesen markigen Ausrufen spiegelt, gehörte zum ureigensten Selbstverständnis der Stasi in der DDR, die sich in einer Traditionslinie-Linie mit dem Geheimdienst der Bolschewisten, der Tscheka, verstand. Eine Auswahl dieser „Corporate Identity“ der Stasi, wie man heute neudeutsch vielleicht sagen würde, zeigt ab heute eine neue Sonderschau in der Stasi-Unterlagenbehörde in Dresden: Die Ausstellung „Stasi-Propaganda-Plakate – Eine Selbstinszenierung“ in der Dresdner Außenstelle des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen (BStU) zeigt eine Auswahl propagandistischer Poster, die das Ministerium für Staatssicherheit vor dem Zusammenbruch der DDR in Traditionskabinetten nur den eigenen Leuten oder hochrangigen Parteifunktionären vorführte.

"Ein kleiner Tod" ist dieses Selbstporträt von Lilith in der Badewanne betitelt. Repro: Lilith

Intrauterine: Lilith badet

Sinnliche Selbstporträts der niederländischen Fotokünstlerin ab heute im Kunstkeller Dresden Dresden, 14. April 2015. Mit ihren freizügigen und provokanten Fotos sorgt die Niederländerin Lilith Love alias Henriëtte van Gasteren regelmäßig für Eklats, wenngleich das künstlerische Niveau ihrer Lichtbilder kaum bestritten wird: Wie es ihr Künstlername schon andeutet, setzt sich Lilith in ihren Arbeiten oft mit dem Rollen- und dem Selbstbild der Frau in der heutigen Gesellschaft auseinander, wobei sie sich in ihren Fotografien mal als überzeichnete Hausfrau, als Prinzessin, Göttin, Sexobjekt, Ausstattungszier oder als Emanze inszeniert. In ihrer neuen Foto-Kollektion „Intrauterine“, die sie ab heute im Kunstkeller Dresden ausstellt, zeigt sie Selbstporträts, die sie mit einem Nokia-Smartphone von sich in der Badewanne aufgenommen hat.

Juwelenpaar: Zitronenfalter und Schwefel. Foto: Vision of Nature

Fliegende Juwelen in Freiberg

„Terra mineralia“ paart Insekten und Schmucksteine Freiberg, 7. April 2015: „Fliegende Juwelen“ aus der belebten und der unbelebten Natur zeigt die „Terra mineralia“ der Bergakademie Freiberg derzeit in einer Sonderausstellung. Jeweils 150 Schmucksteine und Insekten sind zu farblich passenden Paaren zusammengestellt: eine Koralle aus dem indischen Ozean beispielsweise zeigt das gleiche Rot wie ein Edelfalter aus Afrika, der Smaragdbreitrachen ist so grün wie ein Smaragd, ein Zitronenfalter aus der Unterfamilie der Coliadinae breitet sich neben Schwefel aus.

"Frau beim Verkauf von Streichhölzern", 1931, Repro (hw) aus Austellungskatalog

Fotos als Propaganda-Waffe

Ausstellung „Das Auge des Arbeiters“ im Stadtmuseum Dresden zeigt Arbeiterfotografien aus der Weimarer Republik Dresden, 20. März 2015: Als Kameras nach dem I. Weltkrieg für Arbeiter in erschwingliche Preiskategorien gerieten, wurden sie rasch vor allem eines: eine propagandistische Waffe im Kampf gegen rechte und linke Gegner in der Weimarischen Republik. „Vor dem Weltkrieg konnte sich kein Arbeiter eine Kamera leisten, da war Fotografie ein durch und durch bürgerliches Medium“, schätzt Kurator Wolfgang Hesse ein, der jetzt eine Ausstellung „Das Auge des Arbeiters“ über das Thema im Stadtmuseum Dresden organisiert hat. Als sich die Arbeiter diese Kunstform eroberten, habe zunächst noch die Milieu-Fotografie dominiert, die darstellende Ablichtung der proletarischen Lebenswirklichkeit. Doch das habe sich bald gewandelt: „Die Fotografien sollten propagandistisch wirken.“