
Paul Wilhelm: Gladiolen und Zinnien, gemalt um 1962. Repro: Peter Weckbrodt
Oigers Wochenend-Tipp: Werkschau des Malers in Radebeuler Villa
Inhalt
Radebeul, 14. Januar 2016. In den vergangenen Wochen haben wir uns in Sachsens Gefilden ziemlich weit herumgetrieben. Wir waren in Miltitz, Pulsnitz, Radebeul, Zwickau, Chemnitz und zuletzt in Meißen. Nun wollen wir es etwas ruhiger angehen, planen einen Mini-Ausflug in die nahe Oberlößnitz. Ziemlich versteckt, nämlich im Obergeschoss einer Villa auf der Hohen Straße in Radebeul West, wollen wir uns an den Farben und den Motiven von 58 Aquarellen erfreuen. Sie hat der langjährig in Radebeul wohnende und schaffende Maler und Grafiker Paul Wilhelm (1886-1965) uns hinterlassen.

Selbstbildnis Paul Wilhelms aus dem Jahre 1950. Repro: Peter Weckbrodt
Kunstsammler Klitzsch: Viel zu wenig von Wilhelm zu sehen
„Ich denke, dass zu wenig von Paul Wilhelm zu sehen ist“, hatte der in München wohnende Kunstsammler Gottfried Klitzsch zur Begründung dieser kleinen, aber sehenswerten Ausstellung festgestellt. Klitzsch stellte sowohl die Bilder wie auch die Ausstellungsräume zur Verfügung. Zugleich setzt er mit dieser Ausstellung den Auftakt für die von ihm ins Leben gerufene Ausstellungsreihe „Ausstellung Dresdner Kunst“. Für Klitzsch ist Wilhelm neben Karl Kröner der bedeutendste Lößnitzmaler. Allerdings könnte auch Theodor Rosenhauer hierzu gezählt werden. Letztlich hatte dieser nach dem Krieg über Jahre ein Atelier in Radebeul, nachdem er durch die Bombennacht des 13. Februar 1945 praktisch alle seine im Dresdner Atelier aufbewahrten Bilder verloren hatte. Rosenhauer wohnte zwar weiter in Dresden. Er war in der Lößnitz häufig als Maler präsent.

Sehr stimmungsvolles Bild einer „Winterlandschaft in Radebeul“ um 1950. Repro: Peter Weckbrodt
Meisterschüler bei Gotthardt Kuehl
Paul Wilhelm wurde 1886 in Greiz in Thüringen geboren. Er begann 1904 ein Studium an der Königlichen Kunstgewerbeschule in Dresden, setzte es 1905 und 1912 an der Kunstakademie Dresden fort, wurde Meisterschüler bei Gotthardt Kuehl. Schon 1910 zeigte er seine erste Ausstellung in Dresden. Im Folgejahr zog es ihn nach Radebeul in die Lößnitz, und er blieb ihr treu. Im Jahre 1919 heiratete er Marion Elenore, geb. Lane, aus Honesdale (USA). Ein Jahr später kaufte er die Villa Elfriede auf dem Gradsteg 46 unweit der Hohen Straße. Er wohnte dort bis zu seinem Tode.
Wanderungen im „Kreis der Sieben“
Seit 1935 gehörte Wilhelm mit Otto Griebel und Josef Hegenbarth zum „Kreis der Sieben“, die sich zum geistigen Austausch bei Wanderungen trafen, wie es in einem Wikipedia-Eintrag heißt. Noch vor dem Krieg zog es ihn zu Studienreisen nach Italien, Österreich, England und nach Frankreich. Aus dieser Zeit sind beispielsweise Landschaften vom Gardasee und von Neapel in der Ausstellung zu sehen.

In seinem Haus auf dem Gradsteg 46 wohnte Wilhelm bis zu seinem Tode. Foto: Peter Weckbrodt
Ehrenbürger Radebeuls
Nach einem kurzen Kriegsdienst kehrte Wilhelm 1945 nach Radebeul zurück. Am 24. August 1946 wurde er als Repräsentant der Dresdner Malschule ehrenhalber zum Professor ernannt. Ab 18948 mietete er das Minkwitzsche Weinberghaus als Atelier an. Zu seinem 70. Geburtstag 1956 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Radebeul. Da dem 1960 eine Ehrenpension folgte, war ihm fortan ein von Existenzsorgen unbeschwertes künstlerisches Schaffen möglich.
Bereits im Eingangsbereich werden wir mit einem Selbstbildnis Wilhelms aus dem Jahre 1950 und einem Bild seiner Frau Marion aus dem Jahre 1935 bekannt gemacht. Weitere acht Porträts, dann allerdings von offensichtlich aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen kommenden jungen Leuten, sehen wir später in einem der drei Ausstellungsräume.
Von der Lößnitz bis in die Normandie und an den Gardasee
Einen bedeutenden Anteil haben selbstverständlich die Landschaftsbilder, beginnend mit sehr stimmungsvollen Bildern aus der Lößnitz (Winterabend in Radebeul!!!), über die Impressionen vom Gardasee bis zum Hafen von Cherbourg.

Paul Wilhelm: Rittersporn und rote Margariten. Repro: Peter Weckbrodt
Maler reüssierte auch als Gärtner
Dass Wilhelms Liebe den Blumen galt, spiegelt sich in der Bildauswahl überzeugend wider. Seine besondere Zuwendung fand wohl der Rittersporn. Tatsächlich werden ihm beachtliche gärtnerische Erfolge nachgesagt. Ob ihm dabei auch ein in Gelb leuchtendes Exemplar des Rittersporns gelang, wie es auf einem seiner Bilder zu sehen, bleibt hier offen. Also: Nichts wie hin! Autor: Peter Weckbrodt
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Besucher-Infos:
Ausstellung „Paul Wilhelm – Aquarelle“, (AUSSTELLUNG DRESDNER KUNST) Hohe Straße 35, 01445 Radebeul. Die Ausstellung ist lediglich samstags jeweils von 11-18 Uhr geöffnet und dies auch nur bis zum 28. Februar. Der Eintritt ist frei.
Literaturtipp:
Frank Andert: Stadtlexikon Radebeul – Historisches Handbuch für die Lößnitz, Stadtarchiv Radebeul 2006
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