Neue Schutzzölle gegen China und Europa würden Abkehr vom freien Welthandel weiter eskalieren
München, 23. September 2024. Wenn der für seine Handelskriege und seine protektionistische Wirtschaftspolitik bekannte Donald Trump (Republikaner) demnächst die Präsidentenwahlen gewinnt, könnte dies letztlich dazu führen, dass die deutschen Exporte gen USA um knapp 15 Prozent sinken. Das hat Handelsexpertin Lisandra Flach vom Wirtschaftsforschungs-Institut „Ifo“ aus München prognostiziert: „Wenn Trump wiedergewählt wird und einen neuen Handelskrieg mit China beginnt, würde Deutschland als Exportnationen stark darunter leiden.“
60 Prozent Schutzzoll gegen China erwartet
So gehen die Ökonomen der Institute „Ifo“ und „Econpol Europe“ in einer gemeinsamen Simulation davon aus, dass Trump wieder auf Schutzzölle für die US-Industrie setzen wird. In ihrer Simulation legen die Forscher zugrunde, dass der Republikaner Waren aus China mit 60 Prozent bezollen werden und die aus anderen Ländern – darunter womöglich auch deutsche Produkte – 20 Prozent. In der Folge sinken laut Simulation die deutschen Auto- und Pharma-Exporte gen USA um jeweils ein Drittel. Insbesondere die ohnehin angeschlagenen deutschen Autoindustrie dürfte dies hart treffen.
Wahrscheinliche Reaktionen der Chinesen sind noch nicht eingepreist
US-Zölle gegen China würden sich auch negativ auf die chinesische Nachfrage nach Zwischenprodukten aus Deutschland auswirken. Dadurch würden auch die deutschen Exporte nach China könnten insgesamt um knapp 9,6 Prozent zurückgehen, prognostizieren die Forscher. Dabei haben sie noch nicht einmal die nächste Eskalationsstufe mit eingerechnet: Wenn nämlich Trumpf den Wirtschaftskrieg der USA gegen China weiter verschärft, werden die Chinesen wahrscheinlich mit ähnlich hohen Zöllen auf westliche Waren antworten. Dann „wären die negativen Auswirkungen auf Deutschland deutlich größer“, betont Ifo-Forscher Andreas Baur.
„America first“
Donald Trump hatte bereits während seiner ersten Präsidentschaft eine stark protektionistische Wirtschaftspolitik unter dem Motto „America first“ verfolgt, um vor allem den schwächelnden US-amerikanischen Automobilbau, die Solarindustrie, die zunehmend kriselnde Elektronikbranche und andere schrumpfende Industriezweige in den Vereinigten Staaten wiederzubeleben. Insbesondere entfachte er einen Handelskrieg gegen China, der sich schließlich zu einem umfassenden Wirtschaftskrieg mit dem Ziel, Chinas wirtschaftliche und technologische Entwicklung zu wetwie möglich zu behindern, auswuchs.
Trump hatte Handelskrieg gegen China entfacht, den auch Biden fortgesetzt hat
Unter dem Vorwand von Sicherheitsbedenken schnitt er beispielsweise Huawei nahezu von aller ausländischen Zufuhr moderner Chips ab, als der chinesische Handy- und Funktechnik-Hersteller für seinen Geschmack zu erfolgreich wurde. Außerdem setzten er und sein Nachfolger Joe Biden (Demokraten) ein Ausrüstungs-Boykott für die eigene Mikroelektronik-Industrie der Chinesen sowie weitere Embargo-Pakete. Trump und Biden setzten auch die Europäer (beispielsweise ASML in den Niederlanden) massiv unter Druck, sich den US-Wirtschaftskriegen gegen China anzuschließen. Außerdem drohte Trump den Europäern wiederholt, deutsche Autos, französischen Wein und andere Waren mit Strafzöllen zu belegen, um die eigene Wirtschaft zu stärken. Die EU bog viele dieser Eskalationen zwar meist ein Stück weit ab. Aber zumindest die Von-der-Leyen-Kommission ist inzwischen in hohem Maße auf die Handelskrieg-Linie und Anti-Freihandels-Politik der US-Administrationen gegen China eingeschwenkt. Ob dies ausreichen wird, um Trump im Falle einer neuen Präsidentschaft zu besänftigen, ist indes fraglich.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Ifo, Oiger-Archiv, Wikipedia
Wissenschaftliche Publikation:
„Deutsch-amerikanischer Handelsbeziehungen vor der US-Wahl: Auswirkungen eines Trump-Comebacks“ von Andreas Baur, Lisandra Flach und Dorothee Hillrichs, in: „ifo Schnelldienst 9/2024“, Fundstelle im Netz: https://www.ifo.de/
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