Belegschaft im sächsischen Autowerk um rund ein Drittel gewachsen
Leipzig/Dresden, 15. September 2024. Trotz einer generell eher düsteren Stimmung gibt es in der deutschen Automobilbranche gibt es auch Lichtblicke. Das hat sich – neben allerlei Kritik – auf dem Kongress des „Automobil-Clusters Ostdeutschland“ (ACOD) eben auch gezeigt. „Wir haben bei uns jetzt auch mit der Nachtschicht gestartet“, berichtete die Leipziger BMW-Fabrikchefin Petra Peterhänsel während einer ostdeutschen Werkleiter-Runde in der gläsernen VW-Manufaktur in Dresden.
Damit geht der Autokonzern nach umfangreichen Ausbauten in seinem sächsischen Werk dort nun vom Zwei- auf den Drei-Schicht-Betrieb über. Je nach Marktlage werde sie den Schichtmodus in Zukunft anpassen, informierte Werkleiterin Peterhänsel, die zugleich auch ACOD-Vorstandsvorsitzende ist. „Ich gehe aber davon aus, dass der Drei-Schicht-Betrieb bleibt.“
1,5 Milliarden Euro in Ausbau gesteckt
BMW hatte in den vergangenen drei Jahren rund 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau seines Leipziger Werkes investiert. Das produziert nun vier Modelle vom 1er über den 2er BMW in verschiedenen Ausführungen bis hin zum elektrischen Mini Countryman. Mittlerweile sei ein Produktionsausstoß von rund 250.000 Autos pro Jahr möglich, sagte die Werkleiterin. Die Belegschaft sei seit Ende 2022 im Leipziger BMW-Werk um 2349 auf nun 8569 Beschäftigte gestiegen.
Auch Porsche Leipzig, Tesla Grünheide hatten zuletzt noch einmal in Ausbauten investiert beziehungsweise sind damit derzeit noch beschäftigt. Generell dominiert in der ostdeutschen Automobilindustrie aber eher Alarmstimmung. Dazu tragen eine schlechte Auslastung vieler Linien, enttäuschende Verkaufszahlen bei den Stromern, in deren Produktion die Unternehmen in letzter Zeit so viel investiert hatten, sowie Rückrufaktionen, Kaufzurückhaltung der Endkonsumente und das schrumpfende China-Geschäft bei. Aber auch Überregulierung, hohe Energiepreise und eine erratische Politik von Bund und EU sorgen für wachsenden Pessimismus in der Branche.
„Wir fordern mehr Technologieoffenheit, weniger Regularien, Stabilität und Planbarkeit bei den Energiekosten“
„Was wir gerade wirtschafts- und energiepolitisch erleben, verunsichert die großen Player und bringt die mittleren und kleineren Unternehmen an ihre Grenzen“, erklärt Petra Peterhänsel als ACOD-Vorstandsvorsitzende. „Die Stimmung in der ostdeutschen Automobilwirtschaft ist angespannt und die geopolitische Lage ist derzeit schwer vorhersehbar.“ Die fordert vor allem von den Bundes- und EU-Politikern mehr Freiraum für unternehmerisches Handeln. Und: „Wir fordern von europäischen und deutschen Entscheidern mehr Technologieoffenheit, weniger Regularien, Stabilität und Planbarkeit bei den Energiekosten. Das macht uns widerstandsfähig und sichert den Markterfolg der ostdeutschen Automobil- und Zulieferindustrie.“
Zuvor hatte auch bereits der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zum Kongress-Auftakt die Energie- und Wirtschaftspolitik der Bundesampel scharf kritisiert: Statt sich in jedes Detail unternehmerischen Handelns einzumischen, sollte die deutsche Regierung technologieoffener werden, sich um sinkende Energiepreise kümmern, sich aber vor allem wieder mehr auf Marktwirtschaft und Freiheit vertrauen.
Laut Landes-Angaben umfasst speziell die sächsische Automobilindustrie insgesamt 780 Unternehmen mit 100.000 Beschäftigten.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: ACOD, Vor-Ort-Besuch ACOD-Kongress 2024, Oiger-Archiv
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