Görlitzer DZA-Forscher wollen damit in Kinderstube des Universums schauen
Görlitz/Dresden, 22. August 2024. Die Politiker und Forscher in Sachsen haben sich festgelegt: Sie wollen das Einstein-Teleskop in die Lausitz holen. Mit diesem unterirdischen Großinstrument möchten Astronomen Gravitationswellen aus dem All in bisher unerreichter Genauigkeit auffangen und mit Radioteleskop-Daten kombinieren, um damit in die „Kinderstube“ des Universums zu schauen. Um das europäische Großprojekt bewerben sich allerdings auch die Europaregion Maas-Rhein (EMR) und Sardinien.
Astro-Großforschungszentrum bekommt sein Ex-Sanatorium in Görlitz
Gedacht ist das riesige unterirdische Dreiecks-Instrument vor allem für das in Görlitz entstehende „Deutsche Zentrum für Astrophysik“ (DZA) gedacht. Das Geld für dieses Großforschungszentrum hatte die Lausitz als Ausgleich für den Kohleausstieg zugesagt bekommen. Als Standort für das DZA hat sich Sachsen nun auf das Görlitzer Kahlbaum-Areal festgelegt: Der Freistaat hat das ehemalige Sanatorium nun für einen ungenannten Preis von einer Erbengemeinschaft gekauft.
Minister Gemkow: „Wir möchten nun auch das Einstein-Teleskop nach Sachsen holen“
„Nun gibt es Gewissheit und ich freue mich, dass es gelungen ist, den Wunschstandort des DZA für den Aufbau des neuen Großforschungszentrums hier in Görlitz zu sichern“, erklärte der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU). „Das DZA wird ein wissenschaftlicher Leuchtturm der Astrophysik im Herzen Europas.“ Um diesen Anspruch zu untermauern, werde sich Sachsen aktiv darum bemühen, den Zuschlag für das Einstein-Teleskop zu bekommen. „Beide Großprojekte, DZA und Einstein-Teleskop, passen inhaltlich perfekt zusammen und würden sich als direkte Nachbarn gut ergänzen”, betonte der Minister. Das würde eine weitere Großinvestition in den Wissenschaftsstandort Lausitz bedeuten.
Schwerkraftwellen können Laserstrahlen stauchen und strecken
Unterirdische Gravitations-Teleskope bestehen meist aus einem dreieckigen oder zweischenkligen Höhlensystem, in dem Spiegel Laserstrahlen über weite Strecken in unterschiedliche Richtungen leiten. Kleine Laufzeit-Differenzen können dann Hinweise auf einwirkende Schwerkraft-Wellen aus dem All liefern. Die wiederum entstehen zum Beispiel, wenn sich zwei ultraschwere Schwarze Löcher umkreisen oder vereinigen beziehungsweise wenn andere sehr massereiche Objekte interagieren.
Einstein-Teleskop mag es kalt und erschütterungsfrei
Gravitationswellen hatte Albert Einstein 1916 vorausgesagt, 100 Jahre später gelang US-Wissenschaftler mit den Ligo-Teleskopen der Nachweis, das sie tatsächlich existieren. Das geplante Einstein-Teleskop soll noch einen ganzen Zacken genauer arbeiten, um auch jene schwachen Schwerkraftwellen aufzufangen, die kurz nach dem Urknall entstanden sind. Dafür muss das neue Instrument tief und erschütterungsfrei vergraben und bis nahe an den absoluten Temperatur-Nullpunkt heruntergekühlt werden. Das Teleskop wird im Übrigen auch neuartige Elektronik- und Messtechnik brauchen, von daher hoffen auch die Hightech-Unternehmen aus dem „Silicon Saxony“ Aufträge und Impulse durch das DZA und das Einstein-Teleskop.
„Das Einstein-Teleskop ist ein entscheidender Schritt in der Erforschung unseres Universums“, schätzt Prof. Christian Stegmann vom Desy-Forschungszentrum ein. „Seine Bedeutung ist immens. Dass Sachsen sich klar positioniert ist ein starkes Signal.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: SMWK, MPI-AEI, Wikipedia, Oiger-Archiv, EMR-Konsortium
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