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Durch Holz-Etagen über 100.000 neue Wohnungen möglich

Zimmerer-Meister und Firmengründer Ralf Lepski ist immer wieder begeistert von Holz: „Ein natürliches Material mit toller Haptik“, schwärmt er - hier vor einem Porträt, das die Dresdner Künstlerin Peggy Berger von ihm gemalt hat. Foto: Heiko Weckbrodt

Zimmerer-Meister und Firmengründer Ralf Lepski ist immer wieder begeistert von Holz: „Ein natürliches Material mit toller Haptik“, schwärmt er – hier vor einem Porträt, das die Dresdner Künstlerin Peggy Berger von ihm gemalt hat. Foto: Heiko Weckbrodt

Holzbau Lepski plant neue Manufaktur

Dresden, 14. August 2024. Eine Zukunft des Bauens liegt im Holzhaus – davon ist Ralf Lepski überzeugt. „Der Baustoff Holz wird in den nächsten Jahren einen Boom erleben: ein natürliches Material mit toller Haptik, das nachwächst und ganz viel CO2 bindet, sich wiederverwenden lässt und ganz neue Möglichkeiten eröffnet, Wohnungsnot und Stadtverdichtung in den Griff zu bekommen“, wird der Dresdner Zimmerermeister und Chef von „Holzbau Lepski“ nicht müde, die Vorteile seines Lieblingsbaustoffes aufzuzählen. „Ich schätze mal, dass man allein in Prohlis ohne weitere Flächenversiegelung und Grundstücksbedarfe rund 5000 neue Wohnungen schaffen könnte, wenn man die Plattenbauten um leichte Holzetagen aufstockt.“ Hochgerechnet auf Millionen Plattenbauwohnungen allein in Ostdeutschland könnten insofern – zumindest theoretisch – weit über 100.000 neue Wohnungen durch zusätzlich aufgesetzte Holzetagen entstehen, ganz ohne zusätzlichen Flächenverbrauch.

Holz soll Bauen nachhaltiger und Wohnen preiswerter machen

Denn mit dem leichten Baustoff lassen sich eben beispielsweise neue Stockwerke auch auf Alt- und Plattenbauten aufsetzen, die statisch weitere steinerne Geschosse gar nicht mehr tragen könnten. Lepski selbst hat das auf seinem eigenen Firmendomizil in Dresden-Reick vorgemacht und inzwischen in Berlin und anderen Städten weitergeführt. „Auch die Kosten sind inzwischen kein Problem mehr“, betont der Meister. „Den Preisunterschied zum mineralischen Bauen gibt es im Holzbau nicht mehr.“ Das hat dazu geführt, dass Kunden aus ganz Deutschland längst auch komplette Eigenheime, Kindergärten, Gemeindehäuser und andere Gebäude aus Holz bei Lepski bestellen.

Holzbau Lepski hat auch das eigene Domizil im Gewerbegebiet Dresden-Reick mit einer Holz-Etage nachträglich aufgestockt. Foto: Heiko Weckbrodt

Holzbau Lepski hat auch das eigene Domizil im Gewerbegebiet Dresden-Reick mit einer Holz-Etage nachträglich aufgestockt. Foto: Heiko Weckbrodt

„Wie Lego für Erwachsene“

Warum die Dresdner damit so wettbewerbsfähig zum klassischen Steinhaus-Baubetrieb sind? Dazu trägt der Trend hin zum seriellen Holzbau bei. Der erinnert ein wenig an die Methoden des DDR-Wohnungsbaus mit seinen großen Plattenwerken. Nur eben in Holz statt Beton und – zumindest bisher – stärker handwerklich als industriell orientiert: Ist ein Holzgebäude zu errichten, dann sägen die Zimmerer und anderen Handwerker aus dem Hause Lepski nicht etwa vor Ort Balken zurecht wie in Blockhaus-Zeiten. Vielmehr fertigen sie ganze Holzwand-Elemente in ihrer Manufaktur in Dresden-Reick vor, nummerieren sie durch und schrauben sie dann nach Zahlen auf der Baustelle nur noch zusammen. „Das ist ein bisschen wie Lego für Erwachsene“, sagt der Chef mit einem Augenzwinkern.

Ist die Holz-Kita am Ende, wird sie zerlegt und als Turnhalle reanimiert

Zudem wollen die Dresdner die Balance aus ökologischem Anspruch und Bau-Kosten künftig noch besser austarieren: So arbeiten die Zimmerer aus Reick gemeinsam mit Forschungspartnern an Holzbauten, die weniger Stahlschrauben und -muttern brauchen, sondern stärker durch Zapfen, Schmetterlingsverbinder und andere hölzerne Elemente zusammengehalten werden. Ein weiteres Entwicklungsprojekt zielt auf Holzhäuser, die sich nach dem Ende ihres ersten „Lebens“ besonders leicht demontieren und für andere Zwecke wiederverwenden lassen. „Das kann zum Beispiel ein Kindergarten aus Holz sein, den wir nach ein paar Jahren, wenn die Geburtenzahlen in einer Stadt nachlassen, auseinander nehmen und daraus eine Turnhalle für die Grundschüler machen“, erklärt Lepski den Gedanken dahinter.

Junior Felix Lepski sägt in der Manufaktur in Reick ein Kantholz zu. Foto: Heiko Weckbrodt

Junior Felix Lepski sägt in der Manufaktur in Reick ein Kantholz zu. Foto: Heiko Weckbrodt

Neues Holzhaus-Werk entsteht in Dresden

Zum Anderen will der Unternehmer weiter an der Kosten- und Mengenschraube drehen. Um mehr serielle Holzhaus-Elemente preiswert und in großen Mengen herstellen zu können, plant Lepski ein „Werk 1“ in Dresden, das die Fertigungs-Kapazitäten des Stammsitzes im Gewerbegebiet Reick deutlich erweitert. Über den genauen Standort ist zwar noch nicht entschieden. Doch ein paar Eckdaten stehen schon fest: Die neue Manufaktur soll drei bis vier Millionen Euro kosten, 2027 produktionsbereit sein und dann bis zu drei Holzhäuser oder alternativ bis zu sechs hölzerne Aufstock-Wohnungen pro Monat schaffen. Angedacht für später ist auch ein „Werk 2“, das diese Kapazitäten noch einmal stark ausweiten könnte.

Zimmerer-Lehre im Baukombinat

Bis zu solch großformatigen Projekten war es indes für Ralf Lepski ein langer Weg: Der 1968 in Dresden geborene Sohn eins Böttchers interessierte sich schon beizeiten für Holz, half oft in der väterlichen Werkstatt mit. In den 1980er Jahren absolvierte er eine Lehre zum Zimmerer im VEB Kombinat Bau und Modernisierung (KBM) in Dresden, schob nach der Wende seinen Meisterabschluss nach. 1996 machte er sich das erste Mal selbstständig. „Meine erste Firma ist damals leider an der Zahlungsmoral der Kunden gescheitert“, erzählt er. 2006 unternahm er dann einen Neustart als „Holzbau Lepski“ in der Familiengarage in Leubnitz-Neuostra. „Mein erster Auftrag war eine Dachsanierung für einen Freund“, erinnert sich der Meister. Dann kamen Carports, Balkons und andere Klassiker dazu. „Mir war aber klar, dass wir von Carports allein nicht auf Dauer würde leben können.“ So zimmerte Lepski probeweise ein Ferienhaus ganz aus Holz nur für die eigene Familie und taufte es „Simone“. Bald folgten „Heike“, „Caroline“ und andere Holz-Eigenheime, alle benannt nach den Frauen der jeweiligen Auftraggeber-Familie.

Sachsens Holzbranche hat Holzbaukompetenzzentrum eingerichtet

Mit den Jahren wuchs der Holzhaus-Bau zum zentralen Geschäftsfeld der Lepskis. Das lief so gut, dass 2019 aus dem Einzelunternehmen eine GmbH wurde. 2017 folgte der Umzug in ein größeres eigenes Domizil nach Reick. Durch den Erfolg ermutigt, marschierte der Meister eines Tages ins Umwelt- und Regionalministerium, gewann Fürsprecher und Förderzusagen für die ganze Branche. Unter anderem gehörte der Zimmerer aus Dresden zu den Initiatoren des Holzbaukompetenzzentrums Sachsen, das seither Holzbauer und -forscher im Freistaat vernetzt, Schulungen anbietet und regelmäßig Tagungen wie die „Holzbautage“ ausgerichtet.

Aufschwung-Hoffnungen in der sächsischen Holzbau-Wirtschaft

Inzwischen teilen bereits zahlreiche Unternehmer, Wissenschaftler und Politiker Lepskis Traum, einen alten, neuen Industriezweig in Sachsen unter ökologischen Vorzeichen wiederzubeleben. Denn schon in der Dekaden bis zum Zweiten Weltkrieg war Sachsen für seine Holzhausfabriken bekannt. Diese zum Beispiel in Niedersedlitz (u.a. Firma Höntsch), Prohlis, Niesky (zum Beispiel Firma Christoph & Unmack) und an anderen Standorten angesiedelten Betriebe exportierten seinerzeit hölzerne Fertigteil-Gebäude in alle Welt. In planwirtschaftlichen Zeiten schlief diese Tradition weitgehend ein. Und was davon übrigblieb, kollabierte größtenteils nach der Wende. Doch jetzt steht das naturnahe Leichtbau-Konzept nach Überzeugung vieler Branchenbeobachter vor einer Renaissance. Holzforscher, Landespolitiker und vor allem Unternehmer wie Ralf Lepski formieren gerade neue Wertschöpfungsketten für diesen Zukunftsmarkt. „Damit die ganze Kette wieder funktioniert, brauchen wir hier allerdings auch wieder große Sägewerke, Trocknungsanlagen, Veränderungen in der Bauordnung, eine breitere Ausbildung und mehr Schulungen“, betont der Zimmerer. Gelinge dies, dann könne Sachsen den Megatrend hin zum Holzhaus ganz vorne mitgestalten.

Kurzporträt

  • Unternehmen: Holzbau Lepski GmbH
  • Gründung: Januar 2006
  • Stammsitz: Dresden-Reick
  • Geschäftsfelder: Holzhausbau, Etagen-Aufstockung mit Holz, Fassaden- und Dach-Sanierungen, Solaranlagen, Möbelbau etc.
  • Belegschaft: 30 Zimmerer, Tischler, Dachdecker, Maurer u. a.
  • Umsatz: 4 Millionen Euro (Prognose 2024)
  • Mehr Infos: holzbau-lepski.de

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Besuch, Oiger-Archiv, Wikipedia, Holzbaukompetenzzentrum Sachsen, Museum Niesky, dresden-und-sachsen.de

Hinweis: Dieser Artikel ist ursprünglich für die Dresdner Neuesten Nachrichten entstanden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt