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Fraunhofer sägt Neugebauer ab, Hanselka wird neuer Chef

Prof. Holger Hanselka. Foto: Markus Breig für das KIT

Prof. Holger Hanselka. Foto: Markus Breig für das KIT

Senat wählt in Dresden einstimmig Nachfolger vom KIT

Dresden/Karlsruhe, 25. Mai 2023. Der 62-jährige Maschinenbauingenieur Holger Hanselka löst Reimund Neugebauer als Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft ab. Neugebauer, der zuletzt wegen üppiger Spesen in die Kritik geraten war, tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Der Senat der Fraunhofer-Gesellschaft (FHG) wählte den derzeitigen Präsidenten des „Karlsruher Instituts für Technologie“ (KIT) auf seiner heutigen Sitzung in Dresden einstimmig, teilte die FHG heute mit.

Senatsvorsitzender: Hanselka ist die richtige Führungspersönlichkeit

Der Senatsvorsitzende Hildegard Müller lobte den neuen Fraunhofer-Chef für dessen „hohe wissenschaftliche Reputation, seine profunde Kenntnis der nationalen und internationalen Wissenschaftsorganisationen, seine jahrelange Erfahrung mit der Transformation und Weiterentwicklung wissenschaftlicher Einrichtungen sowie in der Führung von Institutionen“. Holger Hanselka verstehe es, „als Führungspersönlichkeit Menschen zu Höchstleistungen durch Zusammenarbeit anzuspornen. Genau dieser Teamspirit ist es, der Fraunhofer in eine erfolgreiche Zukunft führen wird.“ Hanselka will die Fraunhofer-Gesellschaft nun weiter internationalisieren und ein „modernes Leitbild“ erarbeiten.

Prof. Reimund Neugebauer, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, ist Dresden besonders verbunden: Ab 1975 hatte er an der TU Dresden Maschinenbau studiert. Es sei ihm daher eine besondere Freude gewesen, in der sächsischen Landeshauptstadt das neue Leistungszentrum für Nanoelektronik anzukündigen, sagt er. Foto: Axel Griesch, Fraunhofer

Prof. Reimund Neugebauer. Foto: Axel Griesch für die FHG

Ostdeutscher Präsident baute Fraunhofer aus und schuf Leistungszentren

Sein Vorgänger hatte die FHG ein Jahrzehnt lang geprägt. Der 1953 in Thüringen geborene Neugebauer hatte das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) in Chemnitz mit aufgebaut und jahrelang geleitet. 2012 wurde er Chef der Fraunhofer-Gesellschaft. In dieser Zeit wuchs die FHG von 64 auf 76 Institute, gründete neue Leistungszentren, baute Forschungsschwerpunkte wie die Energietechnologien, Quantentechnologien, Künstliche Intelligenz und Smart Farming aus und wuchs auf über 30.000 Beschäftigte. Viele Vertreter ostdeutscher Standorte empfanden die Präsidentschaft des Ostdeutschen Neugebauer als Glücksfall.

Neugebauer zuletzt wegen teurer Dienstreisen unter Beschuss

Allerdings mehrte sich zuletzt auch die Kritik an seinem Führungsstil, Begünstigungen und teuren Dienstreisen. Eigentlich wollte Neugebauer das an sich abperlen lassen, versprach dann, irgendwann vorzeitig abzutreten. Dass er nun auf der Jahrestagung der Fraunhofer-Gesellschaft in Dresden sein Amt verloren hat, kommt aber dann doch eher einer Palastrevolte gleich. Ein Indiz dafür ist, dass sein gewählter Nachfolger sein Amt noch gar nicht antreten kann, obwohl Neugebauer schon zurückgetreten ist: „Derzeit laufen Gespräche zwischen allen Beteiligten mit dem Ziel eines schnellstmöglichen Amtsantritts von Prof. Dr.-Ing. Hanselka“, heißt es in der heutigen FHG-Mitteilung. „Bis dahin wird die Fraunhofer-Gesellschaft interimistisch von Dr. Sandra Krey, Vorständin für Finanzen und Controlling, geführt.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: FHG, KIT, Oiger-Archiv, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt