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17 % der Firmen wollen KIs als Texter anheuern

Mancher wird sich noch an die unerbittliche an die unerbittliche Künstliche Intelligenz "HAL 9000" in Stanley Kubricks "Space Odyssee" erinnern, die ihre Mission höher gewichtete als das Leben einzelner Astronauten. Foto: Heiko Weckbrodt

Mancher wird sich noch an die unerbittliche an die unerbittliche Künstliche Intelligenz „HAL 9000“ in Stanley Kubricks „Space Odyssee“ erinnern, die ihre Mission höher gewichtete als das Leben einzelner Astronauten. Foto: Heiko Weckbrodt

Jedes 6. Unternehmen in Deutschland plant den Einsatz von ChatGPT & Co. fürs Texteschreiben und Programmieren

Berlin/Dresden, 11. April 2023. Immer mehr Unternehmen wollen Künstliche Intelligenzen (KI) statt menschlicher Autoren einsetzen, um Produktbeschreibungen, kleinere Computerprogramme, Anschreiben oder andere Routine-Texte zu verfassen. Beflügelt von der gesellschaftlichen Debatte um gesprächige KIs wie ChatGPT planen mittlerweile 16 Prozent aller deutschen Firmen den Einsatz solcher dazulernenden digitalen Helfer. Das hat eine Umfrage von „Bitkom Research“ unter 603 Unternehmen in der Bundesrepublik ergeben.

Bitkom: KI könnte Fachkräftemangel abfedern

„Die aktuellen Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz ermöglichen es uns, erstmals direkt mit der KI zu interagieren und schaffen völlig neue Einsatzbereiche quer durch alle Branchen“, meint Präsident Achim Berg vom deutschen Digital-Branchen-Verband „Bitkom“ aus Berlin. „KI wird künftig zum Büroalltag genauso dazu gehören wie heute der PC. KI hat das Potenzial, die massiven Auswirkungen der demographischen Entwicklung und des sich verschärfenden Fachkräftemangels abzufedern.“

Bitkom-Präsident Achim Berg. Foto: Bitkom

Bitkom-Präsident Achim Berg. Foto: Bitkom

Künstliche Intelligenzen könnten ganze Berufe überflüssig machen

Denn auch davon ist jeder zweite Entscheider in deutschen Unternehmen überzeugt: Textende und sprechende KIs werden manchen Arbeitsplatz wegrationalisieren. 40 Prozent glauben sogar, dass bestimmte Berufe nicht mehr gebraucht werden, berichtet der Bitkom. Dazu könnten beispielsweise Programmierer für einfache Software, Redakteure oder Kundendienstler gehören. Die meisten Unternehmer halten textgenerierende KIs jedenfalls für „die größte digitale Revolution seit dem Smartphone“, 70 Prozent plädieren zudem dafür, deswegen auch KI-Wissen in den Schulen zu lehren.

In der Praxis kommen KI-Texte (bisher) nicht an das volle menschliche Niveau heran

Noch sind die Text-KIs alles andere als fehlerfrei. Auch bedarf es regelmäßig einiger Nacharbeit, damit aus KI-Texten brauchbare Artikel werden, bestätigt ein Dresdner Internet-Unternehmer, der ChatGPT, Dall-E-Bildgeneratoren und andere KIs bereits recht systematisch auf íhre praktische Nutzbarkeit durchtestet. Dennoch seien die neuen KI-Generationen zweifellos ein ganz großer Fortschritt für die betrieblichen Abläufe.

Steht archetypisch für die Menschmaschine: Die technologisch durch den demiurgischen Ingenieur nachgebaute "Maria". Hier ein Nachbau in der Dresdner Ausstellung "Der Schlüssel zum Leben". Foto: Heiko Weckbrodt

Steht archetypisch für die Menschmaschine: Die technologisch durch den demiurgischen Ingenieur nachgebaute „Maria“. Hier ein Nachbau in der Dresdner Ausstellung „Der Schlüssel zum Leben“. Foto: Heiko Weckbrodt

Angst vor Amok-KI reicht weit zurück

Ohnehin gibt es auch schon teils erbitterte Debatten um Entwicklungs-Moratorien, spezielle KI-Gesetze oder gar Verbote dieser Technologie. Zwar spielen dystopische Visionen von KIs, die ihre Schöpfer überflügeln oder sich gar gegen sie wenden, schon seit über 80 Jahren eine Rolle in den Computerwissenschaften (Beispiel: Turing-Test) und vor allem in der Populärkultur. Man denke da beispielsweise an Filme wie „Metropolis“, „Blade Runner“ und „Terminator“, aber auch an Stanislaw Lems Sci-Fi-Romane oder gar die Homunkulus-Konzepte, die bis in die Antike zurückreichen. Aber erst jetzt, da KIs tatsächlich zu einem Massenphänomen werden, nimmt diese Debatte wieder richtig Fahrt auf. Seit 2021 bereitet die EU eine KI-Verordnung vor, kürzlich erst hat Italien den Einsatz von ChatGPT verboten. Und im März 2023 haben Elon Musk, Steve Wozniak und rund 1000 andere Menschen ein Moratorium gefordert, damit sich die Menschheit erst über Sinn, Zweck, Grenzen und Möglichkeiten der KIs klar wird, bevor sie diese weiterentwickelt – und womöglich damit unerwartete Lawinen-Effekte lostritt.

Verband gegen Verbotsstrategie

Der Bitkom auf der anderen Seite plädiert dafür, Europa möge in der KI-Technologie eine treibende und nicht bremsende Kraft sein: „Wir müssen die technologische Entwicklung bei KI in Deutschland vorantreiben und ein praxistaugliches Regelwerk für ihre Anwendung in Europa und weltweit entwickeln“, fordert Präsident Berg. „Die aktuelle Verbotsdiskussion, wie sie durch den Bundesdatenschutzbeauftragten angestoßen wird, geht in die völlig falsche Richtung.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Bitkom, Oiger-Interviews, Wikipedia, futureoflife.org

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt