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IfW: Deutsche Produktion weniger abhängig von China als gedacht

Was von außen wie Holland aussieht, ist innerlich oft China. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Was von außen wie Holland aussieht, ist innerlich oft China. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Bei ausgewählten Zulieferungen geht allerdings nichts ohne das Reich der Mitte

Kiel, 16. März 2023. Deutschland ist bei ausgewählten Hochtechnologie-Produkten wie Laptops, PCs, Mobiltelefonen und Monitoren hochgradig abhängig von China – doch insgesamt ist die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von chinesischen Zulieferungen geringer als oft angenommen. Das hat das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel ausgerechnet. Die Ökonomen raten aber nicht zu einer kompletten Abkoppelung vom Reich der Mitte, sondern vielmehr dazu, mehr Lieferquellen für solche Importgüter zu erschließen.

China-Vorleistungen machen nur 1,5 % aus

Laut der IfW-Analyse beziehen deutsche Unternehmen nur etwa 0,6 Prozent ihrer direkten Vorleistungen aus China. Wichtiger sind sowohl die USA (0,8%) als auch Frankreich (0,7%). „Bezieht man indirekte Vorleistungen mit ein, die Deutschland aus Drittländern bezieht und die dort mit Hilfe chinesischer Vorprodukte hergestellt werden, steigt der Anteil Chinas an der deutschen Produktion auf 1,5 Prozent“, heißt es in IfW-Mitteilung.

Bei ausgewählten Produktgruppen und Rohstoffen ist Deutschland hochgradig abhängig von China. Abb.: IfW Kiel

Bei ausgewählten Produktgruppen und Rohstoffen ist Deutschland hochgradig abhängig von China. Abb.: IfW Kiel

Bei Schmerzmitteln, Leiterplatten, Antimon und Co. ist China die Hauptquelle

Das ändert aber nichts daran, dass in plötzlicher Ausfall chinesischer Lieferungen für Deutschland einschneidende Folgen hat. Denn neben den bereits genannten Produkten bezieht die Bundesrepublik auch Schutzmasken, Schmerzmittel, Leiterplatten, seltenen Erden und Rohstoffe wie Scandium oder Antimon überwiegend aus China.

Sollte China Taiwan angreifen, könnten EU-Sanktionen zur Total-Entkopplung führen

„Politisch ist eine Abkopplung Deutschlands von China nicht mehr undenkbar“, warnt Alexander Sandkamp, der die Analyse „Leere Regale made in China: Wenn China beim Handel mauert“ mitverfasst hat. „Ein militärischer Konflikt zwischen der Volksrepublik und Taiwan etwa dürfte Sanktionen auf europäischer Ebene auslösen. In einem solchen Fall könnte auch Taiwan aufgrund chinesischer Blockaden als Lieferant ausfallen. Das würde eine deutsche Versorgungsnotlage bei bestimmten kritischen Produkten verschärfen.“ Langfristig würde demnach eine Entkopplung der EU von China die deutsche Wirtschaftsleistung dauerhaft um ein Prozent beziehungsweise 36 Milliarden Euro pro Jahr reduzieren.

Multiquellen-Ansatz würde mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen

Wichtig sei daher ein Mehrquellen-Ansatz, so Sandkamp. „Deutschland braucht dringend eine Strategie für mehr Diversifizierung“, fordert der Ökonom. Denkbar sei da etwa der Abschluss weiterer Freihandelsabkommen. „Dies wäre nicht nur die richtige Antwort auf zunehmende geopolitische Rivalitäten, sondern dient vor allem auch der Absicherung gegen Lieferengpässe.“

Autor: hw

Quelle: IfW Kiel

Deutsche Unternehmen beziehen nur 1,5 % ihrer Vorleistungen aus China und sind damit weit weniger abhängig von Peking als gedacht, hat das IfW Köln errechnet.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt