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Zocken am virtuellen Staatsautomaten

Mit 339 Spielen und eine KI, die auf Spielsüchtige achtet, startet Sachsen die erste staatliche Online-Spielbank in Deutschland. Abb.: Bildschirmfoto (hw) von die-spielbank.de

Mit 339 Spielen und einer KI, die auf Spielsüchtige achtet, startet Sachsen die erste staatliche Online-Spielbank in Deutschland. Abb.: Bildschirmfoto (hw) von die-spielbank.de

Neue Online-Spielbank könnte über 25 Millionen pro Jahr in Sachsens Kassen spülen – KI soll aber auf Spielsucht achten

Leipzig, 17. Januar 2023. Die Sächsische Spielbankgesellschaft hat die erste staatliche Online-Spielbank in Deutschland freigeschaltet und hofft, damit von einem stark wachsenden Milliardenmarkt zu partizipieren. Theoretisch könnte dies in diesem Jahr für rund eine Milliarden Einsätze sorgen und etwa 100 Millionen Euro Bruttoertrag in die sächsischen Spielbank-Kassen spülen – je nach Marktentwicklung.

339 Online-Spiele zum Start

„Der Glücksspielmarkt verändert sich“, betonte Spielbanken-Chef Frank Schwarz. „Deshalb gehen wir hier auch einen neuen Weg.“ Das Staatsunternehmen hat dafür extra sechs neue Beschäftigte eingestellt, teilte Kurt Böhm mit, der die neue Online-Sparte von Leipzig aus leitet. Zum Start bietet die sächsische Staats-Onlinespielbank über die Adresse „die-spielbank.de“ insgesamt 339 virtuelle Automaten-Spiele an, aber keine „großen“ Spiele wie Roulette oder Poker.

Staatsunternehmen soll sich gegen legale wie illegale Konkurrenten im Netz behaupten

Mit dieser neuen Offerte tritt das Staatsunternehmen gegen eine harte und breite Konkurrenz an: In Deutschland sind derzeit 22 legale private Online-Spielbanken lizensiert. Darunter sind fünf deutsche Anbieter, der Rest stammt aus Malta, einer aus Österreich. Hinzu kommen Hekatomben illegaler Glücksspielanbieter, die teils in Curaçao und anderen Inseln oder Kleinstaaten außerhalb der EU sitzen.

Weiter starkes Wachstum im Glücksspielmarkt erwartet

Allein die legalen Online-Glücksspielanbieter in Deutschland kamen im vergangenen Jahr auf 9,3 Milliarden Euro Einsätze, was mit Umsätzen vergleichbar ist. 2023 könnte dieser schnell wachsende und seit dem Glücksspiel-Staatsvertrag eben auch stärker legalisierte Markt sogar auf ein Einsatzvolumen von 15 bis 20 Milliarden Euro kommen.

Anbieter streichen im Schnitt 10 % als Bruttoertrag ein

Da viele virtuelle Automatenspiele Auszahlungsquoten um die 90 Prozent haben, nimmt die Spielbank also letztlich im Durchschnitt zehn Prozent der Einsätze als eigene Erträge ein – von denen dann allerdings noch Steuern und Abgaben abgehen. Die sächsischen Spielbanken haben derzeit laut eigenen Angaben rund 5 % Anteil am deutschen Glücksspielmarkt und wollen diesen Marktanteil auch online behaupten. Was heißt: Wenn dies dem Staatsunternehmen gelingt, könnten die neue Online-Sparte durchaus auf 75 bis 100 Millionen Euro Bruttoertrag pro Jahr kommen. Zuletzt führte das Unternehmen etwa ein Drittel ihrer Bruttoerträge an den Freistaat Sachsen als Eigentümer ab. Insofern könnte das Internetglücksspiel künftig durchaus 25 bis 30 Millionen Euro im Jahr in die Staatskasse in Dresden spülen – etwa zehnmal soviel wie derzeit.

Künstliche Intelligenz überwacht das Glücksspiel

Allerdings betonen die Manager, dass sie dabei auch das Spielerwohl im Auge behalten wollen: Eine „Künstliche Intelligenz“ soll alle Spiele überwachen. Entdeckt die KI Spielsucht-Anzeichen, sollen menschliche Mitarbeiter den Kontakt zum jeweiligen Spieler suchen, in extremen Fälleb aber auch Sperren verhängen. Auch persönliche Limits sollen hohe Verluste verhindern. Und eine Registrierung mit Ausweis-Daten sowie eine Zwei-Faktor-Authentifizierung bei jeder Anmeldung sollen wiederum verhindern, dass Minderjährige die familiäre Haushaltskasse im Netz verzocken.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: PK Sächsische Spielbanken-GmbH & Co. KG, Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder

Hinweis: Glücksspiel kann süchtig machen. Beratungsangebote und weitere Informationen finden Sie unter anderem auf der Seite „Check Dein Spiel“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt